Mit Hundeschlitten von Tasiilaq nach Tiniteqilaaq

Mit Hundeschlitten von Tasiilaq nach Tiniteqilaaq - Ostgrönland - Grönland im Winter
Mit Hundeschlitten von Tasiilaq nach Tiniteqilaaq - Ostgrönland - Grönland im Winter

Grönland. Kälte, Wind und Freiheit. So heißt es im Titel eines Buches von Robert Peroni. Sein Buch über Ostgrönland. Und diese drei Worte beschreiben ziemlich genau unsere Fahrt mit dem Hundeschlitten von Tasiilaq nach Tiniteqilaaq. Eine Fahrt, die bereits nach den ersten drei Minuten das absolute Highlight unserer Winterreise in Ostgrönland war. Im folgenden Artikel erfahrt ihr, was eine Fahrt mit dem Hundeschlitten so besonders macht und lest ein paar Tipps, die ich euch für die Fahrt mitgeben kann. Außerdem gibt es ein paar tolle Fotos von den vierbeinigen Helden. (Titelfoto: Dr. Till Pasquay)

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Was euch in diesem Artikel erwartet

Unterwegs mit dem Hundeschlitten
Der Grönlandhund
Das Hundeschlittengespann

Robbenjagd im Winter
Tipps für eure Hundeschlittentour
Fotogalerie


Unterwegs mit dem Hundeschlitten

Mit einem kräftigen Ruck geht es los. Meine Kamera fliegt mir um die Ohren und ich schaffe es grade noch, mich auf der Ladefläche des Schlittens festzuhalten. Vor den Schlitten sind 14 grönländische Schlittenhunde gespannt. Der Musher hat den Anker aus dem Schnee gezogen und treibt die Tiere an. Er steht hinter mir auf den Schlittenkufen. Nach dem ersten Schreck hab ich es mir auf der Ladefläche des Schlittens bequem gemacht und lehne mich an unser Gepäck. Warm eingepackt in mehrere Schichten Isolation geht es über Schnee und Eis nach Tiniteqilaaq. Mit dem Hundeschlitten von Tasiilaq nach Tiniteqilaaq zu fahren ist das absolute Highlight unserer Winterreise nach Ostgrönland. Und ein Zitat von Knud Rasmussen setzt sich in meinem Kopf fest:

Gebt mir Hunde, gebt mir Schnee, den Rest könnt ihr behalten.

Knud Rasmussen

Mehr zu unserer Winterreise nach Grönland und warum ihr lieber etwas mehr Zeit dafür einplanen solltet erfahrt ihr hier.

Hundeschlitten von Tasiilaq nach Tiniteqilaaq
Schlittenhunde im frischen Schnee

Doch kaum hab ich mich auf der Ladefläche des Schlittens eingerichtet, muss ich schon wieder hoch. Es geht bergauf. Die Hunde sind zu Saisonbeginn noch nicht gut trainiert. Also mitschieben! Die Hunde bestehen darauf und machen dies auch unmissverständlich klar. Sie werden langsamer, bleiben stehen und drehen sich um. Erst nachdem sie sich vergewissert haben, dass Musher und Passagier mithelfen, ziehen sie weiter. Eingepackt wie ein Michelinmännchen mühte ich mich in dem tiefen Schnee ab. Nach kürzester Zeit war ich außer Atem. Zeitgleich wächst mein Respekt vor den Tieren mit jedem Schritt, den es vorwärts geht.

Hundeschlitten von Tasiilaq nach Tiniteqilaaq
Bergauf wird mitgeschoben

Der Grönlandhund

Der Grönlandhund ist extrem ausdauernd und treu und kann mühelos sein doppeltes Körpergewicht ziehen. Mit seinem dichten Fell ist der außerdem optimal an die kalten grönländischen Temperaturen angepasst. Selbst im Winter und in den stärksten Stürmen bleibt der Hund draußen. Um warm zu bleiben buddelt er sich eine Mulde und lässt sich im schlimmsten Falle sogar einschneien. Denn der Schnee isoliert. Der Grönlandhund gehört seit Jahrhunderten zur Inuit-Kultur und waren lange Zeit überlebenswichtig für die Jäger und ihre Familien. Grönländische Schlittenhunde sind reinrassig und unterliegen strengsten Zuchtauflagen. Zum Schutz der Rasse und ihrer Widerstandsfähigkeit ist die Haltung fremder Hunderassen ist in Grönland nicht erlaubt.

Das Hundeschlitten Baby liegt warm und weich auf der Mutter

Das Schlittengespann

Der Hundeschlitten ist das traditionelle Transportmittel der Einheimischen im Winter und war in früheren Zeiten überlebensnotwendig. Bis heute konnte auch der Motorschlitten dieses zuverlässige Gefährt nicht verdrängen. Das Gespann wird mit nur wenigen Kommandos und zuweilen auch mit einer Peitsche gelenkt. Dabei kennt der Musher seine Hunde und insbesondere seinen Leithund sehr genau.

Der Schlitten ist so leicht, dass er auch über dünnes Eis fahren kann. Es heißt sogar, dass die Hunde instinktiv stoppen, sollte das Eis für eine Überquerung zu dünn sein. Außerdem sind die Hunde der beste Schutz gegen Eisbären, den man sich wünschen kann.

Hundeschlitten von Tasiilaq nach Tiniteqilaaq
Startklar für die Hundeschlittenfahrt

Die traditionellen Schlittengespanne in Grönland sind etwas anders als ihr sie vielleicht aus Skandinavien kennt. Dort sind die Hunde rechts und links von einer Hauptleine festgemacht. In Grönland sind die Hunde hingegen fächerförmig vor den Schlitten gespannt. Jedes Tier zieht also an seinem eigenen Seil, das direkt mit dem Schlitten verbunden ist. Vorteilhaft ist dies beim Befahren von Eisflächen. Das Gewicht des Gespanns ist somit großflächiger verteilt und die Tiere haben mehr Bewegungsfreiheit. Diese Bewegungsfreiheit wird aber auch manchmal zum Verhängnis. Nämlich dann, wenn Gegenverkehr kommt. Passiert zwar relativ selten in der Weite von Ostgrönland, aber als unseren 14 Tieren ein Hundeschlitten entgegenkam, war innerhalb von Sekunden nur noch ein riesiger Knoten aus wilden bellenden Hunden und grünen Seilen auszumachen.

Hundeschlitten von Tasiilaq nach Tiniteqilaaq
Hundeschlitten nach Tiniteqilaaq

Auch während des regulären Fahrens kommt es mitunter vor, dass sich die Tiere in den Seilen verheddern. Ein guter Musher weiß aber genau, an welchem Seil er dann Hand anlegen muss. Das Seil wird vom Schlitten kurzzeitig abgemacht und während voller Fahrt entheddert.

Hundeschlitten Tasiilaq Tiniteqilaaq
Hundeschlittengespann in Warteposition

Nachdem sich nach einem holprigen Start und den steileren Streckenabschnitten bergauf alles gut eingespielt hat, ist die Fahrt ein entspanntes Vergnügen. Ich habe ausreichend Zeit, um Fotos von der Landschaft und von den Hinterteilen der Hunde zu machen. Der Blick vom Pass ist atemberaubend schön und bald kommt auch schon die Siedlung Tiniteqilaaq in Sicht.

Robbenjagd im Winter

Tiniteqilaaq zählt etwa 100 Einwohner und damit nur noch halb soviel, wie vor 30 Jahren. Die Einwohner leben hauptsächlich vom Robbenfang, Fischfang und Tourismus. Dabei werden auch Touristen auf die Robbenjagd mitgenommen. Da ich mehr über die Menschen und Lebensumstände hier erfahren wollte, sind wir auch mit raus gefahren. Ich konnte es mir allerdings schwer vorstellen, wie wir überhaupt mit dem Boot über die großteils vereiste Bucht hinaus auf das freie Wasser kommen sollten.

Am morgen geht es mit zwei kleinen aber stark motorisierten Booten los. Unser Kapitän holt Schwung und fährt auf das Eis, welches teilweise nachgibt. Weiter zur Mitte hin wird das Eis dann fester und das Boot bleibt auf dem Eis liegen. Nun wird geschoben, bis das Boot wieder ins Wasser gleitet. Anschließend zieht das erste Boot das zweite Boot mit einem Seil über das Eis. Ich bin schwer beeindruckt von diesen Tricks und heilfroh, dass unser kleines Boot dabei nicht gekentert oder leck geschlagen ist.

Im Boot übers Eis

Wir waren vier Stunden unterwegs. Eine Robbe haben die Jäger nicht erlegt. Ich war erleichtert. Nachdem ich jedoch am Abend im lokalen Supermarkt die Lebensmittelpreise gesehen habe, tat es mir leid für die Jäger und ihre Familien. Die Zutaten für ein einfaches Abendessen für zwei Personen haben uns 35 Euro gekostet.

die bunten Häuser von Tiniteqilaaq

Tipps für eure Hundeschlittentour

Während meiner Fahrt mit dem Hundeschlitten von Tasiilaq nach Tiniteqilaaq habe ich einiges dazugelernt. Diese Erfahrungen möchte ich nun gerne mit euch teilen, damit ihr eure Tour ganz und gar genießen könnt.

Wir haben die Tour über The Red House von Robert Peroni organisiert. Robert vermittelt hier Kontakte zu Einheimischen, die Gäste auf ihren Schlitten mitnehmen. Die Schlitten werden sonst auch zur Jagd eingesetzt.

1. Umgang mit den Tieren

Die Grönländischen Schlittenhunde sind keineswegs mit unseren Haustier-Hunden vergleichbar. Streichelt die Hunde besser nur mit Vorsicht. Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, dann sprecht vorher mit dem Musher, denn der kennt seine Hunde in und auswendig und kann euch sagen, welcher sich über Streicheleinheiten freut.

Die Hunde wirken wild, sie sind es vielleicht auch. Aber ich habe schnell festgestellt, dass ich keine Angst vor ihnen haben muss. Sie sind sehr mit der Behauptung und Verteidigung ihrer Rangposition innerhalb ihres Rudels beschäftigt und interessieren sich nicht sehr für Menschen. Wir hatten bei unserer Tour auch junge Hunde dabei, die zu Trainingszwecken frei nebenherliefen. Sie interessierten sich etwas mehr für Menschen. Diese freien Hunde können insbesondere für uns Frauen bei den Pinkelpausen etwas zu neugierig werden… nachdem sie aber die Lage erkundet haben, verziehen sie sich meist wieder.

neugirige Schlittenhunde

2. Festhalten und alles gut verstauen

Unbedingt gut festhalten beim Losfahren und die Kamera sichern.

Alle Gegenstände (beispielsweise die Getränkeflaschen) gut verstauen, so dass unterwegs nichts verloren geht. Das Anhalten der Tiere war zumindest bei uns ein schwieriges Unterfangen und der Bremsweg ist lang.

3. Zwiebelschichtprinzip

Zieht euch warm an, aber kleidet euch unbedingt im bewährten Zwiebelschichtprinzip. Bergauf wird euch beim Nebenherlaufen bzw. Mitschieben sonst schnell zu warm. Legt Klamotten rechtzeitig ab, das heißt bevor ihr anfangt zu schwitzen. Sonst wird euch danach sehr schnell kalt.

Bedenkt, dass sich das Wetter schnell ändern kann. Nehmt also lieber eine wärmende Schicht zu viel als zu wenig mit.

4. Sonnenschutz

Nehmt eine gute Sonnen- oder besser noch eine Gletscherbrille oder Skibrille mit sowie Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor.

5. Proviant

Die Fahrt mit dem Hundeschlitten von Tasiilaq nach Tiniteqilaaq kann je nach Schneeverhältnissen einen ganzen Tag dauern. Nehmt euch alsoetwas Proviant für die Pausen mit und auf jeden Fall ausreichend zu Trinken. Auch wenn es kalt ist, aber wenn ihr eine Weile den Schlitten geschoben habt, werdet ihr auch Durst bekommen.

6. Sprache

Nicht alle Grönländer sprechen Englisch. Hilfreich ist es, ein paar Worte Dänisch zu lernen, oder eine Übersetzer-App auf dem Handy zu installieren. Empfehlen kann ich die App von Bing, denn diese könnt ihr auch offline benutzen. Dann müsst ihr nur noch das Handy warmhalten – denn sonst ist der Akku in der Kälte schnell leer.


Hat dich das Polarfieber erwischt? Dann findest du in meinem Artikel Polarliteratur die beste Medizin.


Fotogalerie

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junger Schlittenhund

Büchertipps für Grönland

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