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Schweden

Wilderness Guide Training in Schweden mit der Guide Academy Europe

In Kooperation mit der Guide Academy Europe und TREKK’N Guide. Werbung.

Schweden. Erst im Nachhinein, während ich die Fotos duchsehe und diesen Artikel schreibe, wird mir bewusst, wie viele Themen wir während des Wilderness Guide Trainings im Vindelfjäll auf dem Tisch hatten. Vieles war auf ganz natürliche Weise in den Ablauf integriert, das habe ich also fast nebenbei und eher unbewusst aufgenommen. Anderes hat Christoph Maretzek, der Gründer der Guide Academy Europe, detailliert in Einzelschritten erklärt und mich immer wieder üben lassen, wie beispielsweise das Feuer machen. Auch mit nassem Holz! Wichtige Themen waren für uns auch Naturschutz auf Tour, interkulturelle Kompetenz und die Verantwortung, die man als Gast eines Landes oder als Gast in der Natur übernimmt.

In diesem Artikel zeige ich euch ein paar Dinge, die wir während unserer Ausbildungstour zum Wilderness Guide gemacht haben. Ich bleib dabei etwas an der Oberfläche, denn die genauen Details und Abläufe, Tricks und Kniffe kann euch Christoph im Rahmen seiner Kurse viel besser erklären. Hier gehts zu den Kursen der Guide Academy Europe (GAE) und hier zu TREKK’N Guide.

Mit Christoph Maretzek und den Möglichkeiten die er über die GAE in Sachen Ausbilung und mit TREKK’N Guide für Freizeitaktivitäten anbietet, bin ich auf einen Schatz an Wissen, Können und (Ausbildungs-) Erfahrung eines ganzen Tourenlebens gestoßen. Ein Schatz, der mich persönlich bereichert hat. Insbesondere Naturschutz auf Tour und die Kombi aus modernem Outdoorleben und traditionellen Handwerkstechniken, wie sie früher jeder Bauernbub, jeder Indigene und jeder Wildnisreisende kannte. Sei es bei der Herstellung eines neuen Beilstiles unterwegs, der Reparatur eines Rucksack, dem Bau einer Tragekraxe oder eines Messers mit einfachsten Mitteln.

Camp am Kungsleden beim Wilderness Guide Training in Schweden mit der Guide Academy Europe

Worum geht’s beim Wilderness Guide Training? Warum mache ich das überhaupt?

Nichts ist einfacher, als die Tür hinter sich zuzuziehen und einfach loszulaufen. Selbst von Berlin aus ist es nicht weit in die Natur. Und wer es etwas abgeschiedener mag, steigt erstmal in die Bahn und fährt ein Stückchen. Soweit so gut. Wenn es dann darum geht, dabei auch noch die richtige Ausrüstung mitzunehmen, mit Karte und Kompass umgehen zu können oder anhand der Wolkenbilder das Wetter vorherzusagen, wird es schon etwas anspruchsvoller. Aber dank meiner vorherigen Trekking Guide Ausbildung der Guide Academy klappt auch das und vieles mehr, was zu einer Trekkingtour dazugehört.

Einfach mal die Füße baumeln lassen gehört auch zu einer Trekkingtour…:-) Glücklich ist dann der, wer leichte Campschuhe dabei hat.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich die abgelegenen Gegenden in Nordeuropa mit baumlosen Landschaften und Bergen liebe, wie Grönland, Island und Nordskandinavien. Gegenden, wo nur noch wenige Leute unterwegs sind und es nur noch schmale Pfade gibt. Gegenden, wo die Natur die Regeln aufstellt und keine Rücksicht darauf nimmt, ob das Zelt dicht ist, ob man das Feuer angezündet bekommt oder ob man sich den Knöchel verknackst hat. Gegenden, wo es keine AGB’s gibt und wo man im Ernstfall besser nicht auf eine zeitnahe Rettung setzt.

Willkommen in der Wildnis! In einer Welt, welche die meisten von uns erst wieder kennenlernen müssen. Wir haben verlernt, die Natur um uns herum zu beobachten und zu interpretieren. Auch handwerkliches Geschick und Kreativität werden uns selten in die Wiege gelegt. Aber doch sind diese auf Wildnistouren essentiell und wollen gelernt und geübt werden. Nur wer unterwegs improvisieren und erforderlichenfalls seine Ausrüstung reparieren kann, kommt weiter. Genau hier setzt die Wilderness Guide Ausbildung der Guide Academy an.

Vorbereitung auf Arbeit und Touren im Norden

Und dann ist da noch was: ich plane, ab April 2024 für mehrere Monate auf einer Husky Farm in Finnland zu arbeiten und anschließend lange Touren in Schweden zu wandern. Die Wilderness Guide Ausbildung ist Teil meiner Vorbereitung dafür. Da ich auf der Farm auch viel handwerklich arbeiten werde, umfasst die Ausbildung für mich auch drei Handwerk/Bushcraft Module. Aber dazu gibt es später einen eigenen Artikel. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es aber schon am Ende von diesem Artikel.

Lagerfeuer beim Wilderness Guide Training in Schweden mit der Guide Academy Europe
Ein richtig vorbereitetes Gitterfeuer brennt auch mit nassem Holz.

Das wichtigste zuerst: Naturschutz auf Tour

Das Jedermannsrecht lockt jedes Jahr zahlreiche Naturfreunde, Outdoorsportler und Abenteurer nach Skandinavien. Im Glauben an die grenzenlose Freiheit werden dabei jedoch immer wieder Grenzen überschritten. Wer sich vorher nicht schlau macht, was man darf und was nicht, der tritt dabei schnell ins Fettnäpfchen. “Nicht stören und nichts zerstören” ist die Devise. Eigentlich ganz einfach, oder? Wenn sich jeder dran hält und Verantwortung übernimmt, dann bleibt nicht nur die Natur erhalten sondern auch das Jedermannsrecht. Denn dass wir in Skandinavien die Natur so frei nutzen dürfen – noch dazu als Gäste eines Landes – ist keineswegs selbstverständlich.

Hier gibt es das Jedermannsrecht zum nachlesen.

In der Guide Academy Europe wird Naturschutz auf Tour mit den „10 Goldenen Regeln für Guides“ gelehrt und gelebt. Wer sich an diese hält, zeigt Professionaliät und Verantwortung gegenüber unserer Natur und hilft, das zu erhalten, was uns am liebsten ist.

Die 10 Goldenen Regeln für Guides

#1 Wege nicht unnötig verlassen
#2 Wenn machbar auf dem Kocher kochen
#3 Feuer und Camp nur an sicheren Stellen
#4 Schonungen, Laich- und Brutgebiete meiden
#5 Müll vermeiden und wieder mitnehmen
#6 Tiere und Pflanzen schützen
#7 Örtliche Regeln kennen und beachten
#8 Einheimische Lebensart respektieren
#9 Eigenes Wissen weitergeben
#10 Guiding mit Vorbild

©TREKK’N Guide 2018

Eine Zigarettenkippe kann eine Menge von 1000 Litern Wasser mit Nikotin verseuchen.

Wir haben uns unterwegs intensiv mit verantwortungsvollem Campfeuer und Waschen auf Tour beschäftigt und dazu auch kleine Clips gedreht. Ganz besonders hat mich erstaunt, wieviel Wasser man braucht, um ein Campfeuer zu löschen. Als wir schon dachten, es wäre aus, haben wir unter den Steinen, die das Campfeuer einfassten, immer noch Glutnester gefunden. Insgesamt haben wir gut drei Liter Wasser gebraucht!

Plastikmüll gehört nicht in ein Lagerfeuer!
Selbst Ökoseife soll nur in einem Abstand von mindestens 60 Metern zum Gewässer verwendet werden.
Am Eingang des Vindelfjäll Naturreservates gibt es die lokalen Regeln nochmal zum nachlesen.

Ein Wort zum Wetter

Oben im Fjell regiert das Wetter die Welt. Es entscheidet, wo wir lang gehen oder ob wir überhaupt gehen. Viele harte Burschen und Mädels sagen zwar “es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung”, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Wahrheit ist nämlich die: schlechtes Wetter ist oft der Grund, dass manche Wanderer tödlich verunglücken. Oder dass Rettungstrupps ausrücken müssen und die Retter selbst in riskante Aktionen verwickelt werden.

Camp am Kungsleden beim Wilderness Guide Training in Schweden mit der Guide Academy Europe
Die Ruhe vor dem Sturm und Regen. Am nächsten Tag regnete es wie aus Kübeln.

Fundiertes Können, Training und gute Ausrüstung sind essentiell. Genauso wie gesunder Menschenverstand und vernünftiges Abwägen der Randbedingungen. Daher haben wir unsere Routenplanung unterwegs geändert und sind bei dem angekündigten starken Regen und Sturm nicht in die Berge des Ammarfjäll, fernab jeglicher Wege und Schutzhütten gegangen. Stattdessen ging es für uns weiter zur Rävfallsstugan. Eine gute Wahl!

Camp am Kungsleden beim Wilderness Guide Training in Schweden mit der Guide Academy Europe
Der Wetterbericht hat Sturm für die Nacht angesagt und wir haben unsere Zelte noch mit ein paar extra Leinen abgespannt.

Handwerk auf Tour

Messerscheide, Sägegriff, Wobbler und Pose

Wer abseits von Supermärkten, Baumärkten oder Amazon prime unterwegs ist, ist mit einem scharfen Messer, einem gut überlegten Reparatur Set, etwas Fantasie und Fingerfertigkeit gut bedient.

Während unseres Wilderness Guide Trainings und dem anschließenden Aufenthalt im Värdshus Ammarnäs entstanden unter anderem zwei Wobbler, zwei Posen zum Angeln, eine Messerscheide sowie ein einfacher Handgriff für ein Sägeblatt. Die Wobbler haben wir im Wasser ausprobiert. Mit etwas zusätzlichem Blei tauchte der eine gut unter. Der andere hatte etwas mehr Auftrieb und schwamm in Seitenlage knapp unter der Wasseroberfläche. Fast wie ein echter verletzter Fisch. Haken hatten wir bei den Tests keine montiert, da in der Zwischenzeit unsere Angellizenz abgelaufen war – ja, genau, auch in Schweden braucht man für viele Gewässer Angellizenzen. Infos dazu gibt es hier oder bei der lokalen Touristinformation.

Hier entsteht mit einfachsten Mitteln eine Messerscheide.

Die Messerscheide hat Christoph mit dem Beil und Messer herausgearbeitet. Während der Tour ist die Messerscheide nicht ganz fertig geworden, aber immerhin war sie als Schutz für das gefundene Moramesser schon einsatzfertig.

Heutiges Outdoor Leben und traditionelles Handwerk

Heutiges Outdoor Leben und traditionelles Handwerk sind eine tolle Kombi! Auf den ersten Blick zwei verschiedene Welten…doch wenn zum Beispiel das Kanu weggerissen wird und man auf seine verbliebene Ausrüstung zurück geworfen worden ist, dann zeigt sich der Wert des eigenen handwerklichen Könnens unterwegs. Damit meine ich nicht allein nur Bushcraft-Basteleien, sondern solides Wissen und Können zu Holzarten und deren Verwendbarkeit, zur Herstellung von Werkzeugen mit wenig bis nichts, zur Reparatur und Pflege, ebenso wie Herstellung eigener Dinge in Anlehnung an Originalwerkzeuge in Werkstätten. Wer dann im Notfall nur noch einen Nagel hat, kann vieles draus machen, zum Beispiel eine Klinge, eine Pfeilspitze, Bindematerial, eine Niete, einen Bohrer, Haken oder Verschlüsse.

Das Beil und das Messer waren nicht umsonst die Grundausrüstung aller Jäger, Reisenden und Soldaten der vergangenen Jahrhunderte…daraus haben sich eigene Techniken entwickelt, die man in Anlehnung an die Vollausstattung der eigenen Werkstatt bestens nutzen kann, um sich dann auch draußen das Leben leicht zu machen. Oder um sich am Leben halten zu können im Notfall.

Handwerk beim Wilderness Guide Training mit der Guide Academy Europe
Handwerk auf Tour: eine Pose, ein Wobbler und ein Griff für eine Klappsäge.

Karte verloren? Wir machen eine Skizze

Die Wanderkarte ist weggeflogen? Die Akkus vom Smartphone und GPS sind leer? Und jetzt? Jetzt hilft nur zu hoffen, dass sich der nächste vorbeikommende Wanderer zu einem Kaffee einladen und seine Karte kopieren lässt. Und das geht so:

Seit ihr ohne Smartphone, Scanner und Kopierer aufgewachsen? Dann kennt ihr sicher noch das Abpausen. Dazu wird ein blanko Papier auf die zu kopierende Abbildung gelegt. Die durchscheinenden Konturen werden dann einfach nachgezeichnet. Wenn das Durchscheinen nicht ausreicht, dann behilft man sich, indem man Karte und Papier gegen ein Fenster legt oder sogar mit der Taschenlampe für Beleuchtung von hinten sorgt.

Was aber, wenn man grad mal kein blanko Papier hat sondern nur ein Stück Karton oder Stoff? Da ist dann nix mehr mit Abpausen. Dann kann man die Karte anhand eines Rasters übertragen. Als Raster benutzt man am besten gleich das in der Karte vorhandene Gitter des Koordinatensystems. Anschließend werden die einzelnen Elemente der Karte nach und nach übertragen: die Wege, Pfade, Gewässer, Gipfel, Höhenlinien, Vegetation sowie markante Punkte wie Hütten oder Ruinen.

Kartenarbeit im Wilderness Guide Training mit der Guide Academy Europe
Ein kleiner Zeigestock hilft dem Auge, sich in der Karte schnell zurechtzufinden.

Kleiner Hütten-Knigge

Entlang der Wanderwege in Schweden gibt es Fjellstationen, Fjellstugas, Schutzhütten und Windskyds. Ich fasse hier mal alle unter dem Begriff “Hütte” zusammen, auch wenn es da natürlich gravierende Unterschiede gibt. Allen gemeinsam ist aber, dass jeden Tag mal mehr, mal weniger Wanderer die Hütten passieren und nutzen. Manche Wanderer tun dies, weil sie es bequem haben wollen, andere, weil sie in Not geraten sind oder – ohne Hütte – in Not geraten würden. Gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt sollten auf so engem Raum mit mehreren fremden Menschen unterschiedlicher Kulturen selbstverständlich sein. Christoph zitierte in diesem Zusammenhang gerne den berühmten Philosoph Immanuel Kant: “Möchte ich, dass alle anderen Menschen auch so handeln?” Hier drei Beispiele:

  • Möchte ich, dass alle Menschen ihre nassen Sachen und das ganze Gepäck in der Hütte ausbreiten und alle Sitzflächen für sich beanspruchen?
  • Möchte ich, dass alle Menschen frühmorgens laut rumkrakelen während andere noch schlafen?
  • Möchte ich, dass alle Menschen, die eine Schutzhütte besuchen, das Winterholz für den Notfall ohne in Not zu sein, im Sommer verheizen und eine Sauna aus der Hütte machen?

Alles klar, oder? 😉

Ordnung halten und Rücksicht nehmen – dann klappts auch in der Hütte.
Holz steht auf vielen Hütten nur für den Notfall zur Verfügung.
Wilderness Guide Training in Schweden mit der Guide Academy Europe
Stabburet am Kungsleden – eine der vielen Hütten am Kungsleden. Übernachten darf man in der Hütte aber nur im Notfall.

Von der Natur lernen – Schuhpflege

Was das Pflänzchen so leicht schafft, können meine Wanderschuhe auch… Allerdings nur nach gründlicher und regelmäßiger Pflege.
Die Natur zeigt uns hier, wie es geht:

Damit das Wasser so schön von den Blättern abperlt, muss es möglichst wasserabweisend sein, zum Beispiel mit einer dünnen Wachsschicht. Ein Schuhwachs gehört deshalb zu meiner Standardausrüstung auf Trekkingtouren. GoreTex-Membran in den Schuhen hin oder her … wie oft hatte ich selbst mit GoreTex noch nasse Füße (nein, das war kein Schweiß). Eine dünne(!) Wachsschicht auf dem Oberleder von Trekkingschuhen gibt zusätzlichen Schutz und verhindert, dass das Leder brüchig wird. Verschlammte Schuhe könnt ihr vor dem wachsen mit einem Büschel Gras oder Wacholder abrubbeln. Das Wachs tragt ihr dann mit den Fingern auf die gereinigten / möglichst trockenen Schuhe auf und massiert es leicht ein. Anschließend noch ein bisschen in die Sonne stellen und das Wachs kann gut einziehen.

Tipp: Schuhwachs lässt sich auch leicht aus Bienenwachs und etwas Wollfett selber herstellen. Ohne zusätzliche Chemie sorgt das Schuhwachs auch für samtweiche Hände auf Tour.

Die Natur macht es vor…
…und ich mach es mit meinen frisch gewachsten Stiefeln nach.

Kulinarische Highlights unterwegs – es muss nicht immer Tütenfutter sein

Selbstgemachte Trekkingnahrung

Schnell, leicht und bequem: So wirbt die Outdoorindustrie für gefriergetrocknete Trekkingnahrung im Beutel zu gepfefferten Preisen. Einfach heißes Wasser drauf und fertig ist der Einheitsbrei, wo niemand so genau weiß, was da drin ist.

Bis vor kurzem hab ich genau solche Nahrung mit auf Tour gehabt. Ergänzt durch andere, günstigere Fertignudeln aus dem Supermarkt. Klar, ich wusste durch andere Blogs, dass viele Wanderer ihr eigenes Trekkingfood herstellen. Es gibt zig Rezepte im Internet. Aber irgendwie wollte der Funke noch nicht überspringen. Auf den Geschmack kam ich dann während meiner Ausbildung zum Trekking Guide. Christoph hatte damals einige Sachen zum probieren mitgebracht: getrocknetes Gemüse, Früchte, Fleisch, Fisch und selbst gemachtes Pemmikan. Das war dann auch das erste, was ich als Veggie-Variante für meine Tour nach Grönland herstellte. Meine Variation war zwar kein Leichtgewicht, aber es war lecker und machte soooo satt! Was war drin? Magarine, Haferflocken, Maisstärke, kleingehackte Trockenfrüchte und Nüsse sowie Honig.

Buntes Gemüse mit Linsen
Müsliriegel, Fruchtleder und getrocknete Erdbeeren fürs Frühstück.

Für unsere Wilderness Guide Ausbildungstour in Schweden hab ich verschiedenste Zutaten getrocknet, luftdicht verpackt und dann auf Tour nach Lust und Laune zusammengemischt. Die Tourenküche war garantiert nicht langweilig und eintönig. Was kam auf den Teller? Da gab es zum Beispiel getrocknetes Sauerkraut oder Rotkohl mit Kartoffelbrei und gedörrtem Rindfleisch, vorgekochte rote Linsen mit buntem Gemüse oder als Snack für zwischendurch Fruchtleder aus einer pürierten Mischung Apfelmus, Pfirsich, Ingwer und Lupinenproteinpulver mit Kürbis- und Sesamkernen, Chia- und Flohsamen.

Pilze und Beeren sammeln

Fast jeden Tag gab es zusätzlich Beeren sowie Pilze auf den Teller, lecker angebraten mit Zwiebeln und Knoblauch. In dem nassen August wuchsen in den Birkenwäldern so viele Pilze, dass wir schon gar nicht mehr sagten “ich geh mal Pilze suchen” sondern vielmehr “ich geh mal Pilze holen”. Am häufigsten waren die Birkenpilze. Aber auch Steinpilze und Butterpilze waren dabei.

Einer von 1000en Birkenpilzen
Kochen auf Tour beim Wilderness Guide Training in Schweden mit der Guide Academy Europe
Und wieder gibt es Pilze zum Abend…:-)
Baubeeren fürs Frühstück und für zwischendurch

Angeln

Wir hatten auch Angeln dabei und haben uns zuvor in Ammarnäs jeder eine Angellizenz für sieben Tage gekauft. Doch auch mit der Lizenz ist das Angeln nicht in allen Gewässern erlaubt. Da wir unsere ursprüngliche Route aufgrund des Wetters geändert hatten, kamen wir dann nicht mehr zu den geplanten Angelgewässern.


Am Ende wirds naß: Mit dem Packraft über Stock und Stein

Last but not least, blasen wir an unserem letzten sonnigen Tag unseres Wilderness Guide Trainings die Packrafts auf. Wir stecken unsere Paddel zusammen, vertäuen unsere Rucksäcke auf dem Bug unserer Gummieboote und schnallen unsere Schwimmwesten um. Rein ins Boot und ab gehts. Doch nach einem Abschnitt, wo der Vindelälven breit und ruhig fliesst, ändert der Fluss sein Gesicht. Wir steigen aus den Booten aus, schauen uns die Stromschnellen an und entscheiden, die Boote am Ufer entlang zu treideln. So arbeiten wir uns abschnittsweise vor, mal im Boot, mal zu Fuß. Genau, wie wir es vor der Tour anhand von Satellitenbildern und vorhandenem Kartenmaterial abgeschätzt hatten. Denn auf den Satellitenbilden von Google Earth konnte man die weiß, schäumenden Stromschnellen gut erkennen und ich habe auf dieser Grundlage unsere Wanderkarte per Hand um einige Angaben ergänzt.

Unser Tag mit dem Packraft auf dem wilden Fluss hinterließ bei mir einen tiefen Eindruck. Kurz daruf habe ich einen Vortrag zum Thema Naturschutz und Packraften gehalten und auch einen Blog Artikel zum Thema geschrieben. Im Mai/Juni wird mein Artikel in gekürzter Version auch im Kajak Magazin veröffentlicht. Zur langen Version “Naturschutz auf Tour – Naturverträglich Packraften” kommt ihr hier.

Packraften beim Wilderness Guide Training in Schweden mit der Guide Academy Europe
Das macht Lust auf mehr! Mehr Packraften, mehr Natur, mehr Schweden…
Packraften beim Wilderness Guide Training in Schweden mit der Guide Academy Europe
Nach einer flotten Fahrt trocknen die Packrafts

Weitere Module der Wilderness Guide Ausbildung bei der Guide Academy Europe

Handwerken und Bushcraft

Die Trainingstour im Vindelfjäll war nur ein Teil der Ausbildung zum Wilderness Guide. Weitere Module, die ich noch durchlaufen habe, sind zu den Themen Bushcraft, Survival, Handwerk und Hüttenleben. Dazu wird es demnächst noch einen weiteren Artikel geben. Hier gibt es aber schonmal einen kleinen Vorgeschmack:

Handwerken im Wilderness Guide Training mit der Guide Academy Europe
Handwerk und Bushcraft mit der Guide Academy Europe

Auf der selbstgebauten (!) Bank aus Eschenholz haben wir geschmiedete Topfhaken, Rohlinge für Messerklingen, eine geschmiedete Pfeilspitze, zwei gebaute Messer, Zunder, eine geschnitzte Schale aus Zirbenholz, Fladenbrot, Kuchen aus einer improvisierten Form, geräuchertes Surfleisch und Zirbenschnaps (auch selbstgemacht von Christoph, allerdings nicht an diesem Wochenende) mit improvisierten Schnapsbechern aus Teelichtern. Vor der Bank stehen ein selbstgebautes Packboard mit Packsack (rechts) nach altem Vorbild mit altem rumänischen Armeerucksack (links), sowie vorbereitetes Holz für Werkzeuggriffe und zwei Dosenkocher. Nicht im Bild sind unsere improvisierte Petroleumlampe, unser Kescher, zwei Werkzeuggriffe und ein selbst gedengelter Bohrer.

Handwerken im Wilderness Guide Training mit der Guide Academy Europe
Herstellen von Zunder gehörte ebenfalls zur Ausbildung

Wilderness Guide Kurs – Nix von der Stange

Den in Neuentwicklung befindlichen Wilderness Guide Kurs habe ich als Pilotlehrgang im Solotraining absolviert. So konnte ich mich gezielt auf mein geplantes Jahr im Norden vorbereiten und alle Werkzeuge und deren Handhabung mit meinen eigenen Händen üben und Erfahrungen sammeln. Neben den festen Modulen wie Wilderness basic Training, Emergency Training, First Aid oder Kanu/Packraft gibt es in der Wilderness Guide Ausbildung noch eine Reihe optionale Module, wie Zimmererwissen, alte Werkzeuge für Camp und Hütte oder Messerbau. So kann jeder sein Training zum Wilderness Guide entsprechend seinem eigenen Bedarf / Interessen vertiefen. Das unterscheidet die Ausbildung der Guide Academy von allen anderen am Markt erhältlichen Wilderness Guide oder Wildnisführer Ausbildungen.

Im Jahr 2025 geht die GAE ins 10. Jahr! Das Ausbildungspotential ist riesig und für jeden ist was dabei. Mit Christoph und einem Team aus erfahrenen Freelancern kommt der Teilnehmer absolut auf seine Kosten. Christophs Outdoorerfahrung, seine handwerkliche Ausbildung als Zimmerer, sein bei den Gebirgsjägern und als Bergwanderführer gelerntes Führungskönnen, seine Menschenkenntnis und Hilfsbereitschaft, die er auch als erfahrener Sozialarbeiter und Pädagoge lebt, wird noch durch Kunstfertigkeit und Detailliebe ergänzt. Gründlichkeit und ein weiter Blick voraus zeichnen Christoph ebenso aus, wie seine Fähigkeit im Notfall im Handumdrehen mit wenig Zeug etwas herbeizuzaubern. Ich hoffe, das wird mir in Zukunft ebenfalls gut gelingen, sei es auf Tour, auf der Husky Farm oder auch mal zu Hause in der Küche…:-)

Christoph auf dem Weg zur Rävfallsstugan

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