Norwegen. Ein Besuch in Tromsø im Winter macht schnell deutlich, warum die Stadt das Tor zur Arktis genannt wird. Das charmante Hafenstädtchen lässt beim Blick aufs Wasser Fernweh aufkommen. Viele norwegische Expeditionen in die Arktis sind von Tromsø aus gestartet. Genauere Einblicke in die Polarforschung bietet euch das Polarmuseum am Hafen. Habt ihr Lust auf ein paar echte arktische Erlebnisse? Hier erfahrt ihr, warum eine Reise nach Tromsø im Winter absolut lohnenswert ist.
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Was ihr in diesem Artikel findet
Winterliche Bootsfahrt auf den Fjorden
Polarlichter sehen
Rentier Wettrennen durch Tromsøs Fußgängerzone
Rentierschlittenfahrt unter Polarlichtern
Das „Tor zur Arktis“ – Polargeschichte im Polarmuseum von Tromsø
Winterliche Bootsfahrt auf den Fjorden
Als ich unsere Reise nach Tromsø im Winter plante, standen die Bootsfahrten an erster Stelle. Denn im Winter ist es möglich, in den Fjorden rund um Tromsø Orcas zu sehen. Die Wale folgen den Wanderungen der Heringsschwärme. Zwischen November und Januar sind sie dann in den Fjorden bei Tromsø und können oft nah an Land gesichtet werden. Doch ein bisschen Glück gehört auch immer dazu. So ist das leider mit Tierbeobachtungen. Als wir Anfang Februar in Tromsø waren, waren die Wale leider schon weiter gezogen.
Die Fahrt mit dem Boot haben wir trotzdem gemacht und keinesfalls bereut. Die Landschaft ist atemberaubend schön und wir haben viele Seeadler gesehen. Unsere Fahrt über die Fjorde startete in Lauklines. Hier wurden wir noch mit einem Thermoanzug und warmen Stiefeln versorgt, denn auf dem Boot wurde es nach einer Weile bitterkalt. Wie es sich für die Arktis gehört.
Wenn ihr selbst versuchen wollt, die Orcas zu sehen, erkundigt euch am besten bei dem Veranstalter der Bootstouren, welche Monate er euch empfehlen würde. Denn die Wanderrouten der Heringe verändern sich auch mit den Jahren und somit dann auch die Wanderrouten der Orcas. Lest mehr in meinem Artikel Am Mittagstisch der Orcas – Schnorcheln mit Orcas In Skiervøy, Norwegen.
Ihr interessiert euch für das Whale-Watching im Winter? Dann könnte mein Artikel über die Lofoten und Vesterålen was für euch sein.
Polarlichter sehen
Wer an die Arktis im Winter denkt, dem fallen meistens weiße Schneelandschaften und Polarlichter ein. In grünen Bändern bewegen sie sich langsam über den Himmel und bringen mich immer wieder zum Staunen. Die mystisch wirkenden Lichtspiele am nächtlichen Himmel sind einfach nur schön. Manchmal sind an den Rändern sogar violettfarbene Streifen.
Exkurs: Die Farben der Polarlichter
Polarlicht entsteht, wenn Elektronen des Sonnenwindes auf Gasmoleküle der Erdatmosphäre treffen. Die Moleküle werden dabei elektrisch geladen und zum Leuchten angeregt. Es entsteht rotes, grünes oder blaues Licht. Dazu kommen Mischfarben wie violett, weiß und gelb. Die Farbe ist dabei abhängig von der Höhe, in welcher die Elektronen auf die Atmosphäre treffen. Denn je nach Höhe, hat die Atmosphäre eine andere Gaszusammensetzung. In 80 bis 150 Kilometern Höhe ist der Sauerstoffanteil höher und es entsteht grünes Licht. Dagegen sind in einer Höhe von 150 bis 600 Kilometern mehr Stickstoffatome und es entsteht rotes und blaues Licht.
Wenn ihr Polarlichter beobachten wollt ist es am besten, etwas aus der Stadt heraus zu fahren. Denn je weiter ihr von der Stadt weg seid, umso weniger Lichtverschmutzung gibt es und die Polarlichter sind intensiver sichtbar. Wenn ihr kein eigenes Fahrzeug zur Verfügung habt, könnt ihr euch auch einer organisierten Polarlicht-Tour anschließen.
Empfehlen kann ich euch auf jeden Fall eine Vorhersage-App. Diese informiert euch wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Polarlichter an eurem Standort ist. Dazu nutzt die App den sogenannten KP-Index. Darüber hinaus bietet euch die App eine Prognose für die kommenden Stunden und Tage.
Für das Fotografieren der Polarlichter braucht ihr auf jeden Fall ein Stativ und ein lichtstarkes Objektiv. Den Iso-Wert solltet ihr bei offener Blende eurer Kamera so einstellen, dass das Bildrauschen die Abbildungsqualität nicht beeinträchtigt. Das ist von Kamera zu Kamera unterschiedlich.
Rentier Wettrennen durch Tromsøs Fußgängerzone
Jedes Jahr an einem Sonntag im Februar verwandelt sich die Fußgängerzone in Tromsø zu einer Rennstrecke. In der Mitte der Storgata wird Schnee aufgeschüttet, an dem nördlichen Ende werden Startboxen aufgebaut und an dem südlichen Ende die Ziellinie abgesteckt.
Ich hatte vorher keine Vorstellung, wie schnell Rentiere rennen können. Sie machen ihrem Namen alle Ehre. Nach dem Startsignal springen sie aus ihren Boxen und es geht in wilder Fahrt die Storgata entlang. Angetrieben werden Sie von einem schmächtigen Fahrer, der auf Skiern hinterhergezogen wird. Am Start sind jedes Jahr die 12 schnellsten Rentieren aus Norwegen und Finnland.
Das Wettrennen ist das absolute Highlight der Samischen Woche, das ihr auf keinen Fall verpassen dürft. Aber auch die anderen Veranstaltungen des Festivals sind lohnenswert und geben euch einen Einblick in die samische Kultur. Sami (veraltet Lappe) ist der Name der indigenen Bevölkerung des arktischen Gebiets von Sápmi. Zu Ehren der ihrer Kultur wird jedes Jahr Anfang Februar in Tromsø die Samische Woche gefeiert.
Während der ganzen Woche wird ein vielfältiges Kulturprogramm angeboten, unter anderem Ausstellungen, Sprachkurse, Konzerte sowie die norwegischen Meisterschaften im Lasso-Werfen. Der Arktismarkt am nördlichen Ende der Storgata bietet traditionelles Kunsthandwerk und samisches Essen im Lavvu (Sami-Zelt) an. Hier könnt ihr Bidos (Eintopf aus Rentierfleisch) sowie Lefse (weiches Fladenbrot aus Kartoffeln) probieren oder euch mit den superwarmen samischen Wollhandschuhen eindecken
Rentierschlittenfahrt unter Polarlichtern
Begeistert von den schnellen Rentieren, die in der Storgata um die Wette rannten, habe ich eine Rentierschlittenfahrt gebucht. In der Touristinformation am Roald Amundsen Platz gibt es Angebote für Fahrten bei Tageslicht oder am Abend mit der Chance auf Polarlichter. Noch am selben Abend ging es los und nach etwa einer Stunde Fahrtzeit erreichten wir das Camp Tamok.
Es waren -20°C. Wir waren zwar ein Stück von Tromsø entfernt aber ich fühlte mich, als wäre ich grade durch das Tor zur Arktis gegangen. Es war bereits dunkel und der Himmel war sternenklar. Nachdem wir mit warmen Thermoanzügen und Stiefeln ausgestattet waren gings los. Zuerst mussten wir zwei Rentiere einfangen. Ich hatte ziemlichen Respekt vor dem ausladenden Geweih und hoffte, das Tier weiß wie groß es ist. Nicht dass es mich umrennt. Aber meine Sorge war nicht nötig, denn das Tier blieb brav stehen und ich konnte den Strick am Halfter festmachen. Stolz führte ich das Rentier zum Schlitten. Je ein Tier sollte einen der Holzschlitten ziehen.
Der Rentierschlitten
Der Rentierschlitten ist ein traditionelles Transportmittel der Samen. Bedeutend war er unter anderem im Zusammenhang mit der nomadischen Rentierwirtschaft, bei der die Hirten den Rentieren auf ihren Wanderungen folgten. Während Rentiere früher als Zug- oder Tragtiere genutzt wurden, werden heutzutage gezähmte Rentiere im Sport oder Tourismus eingesetzt.
Es ging nur langsam voran. Aber es war genau die richtige Geschwindigkeit, um alles genießen zu können. Denn über uns bewegten sich die Polarlichter am sternenklaren Himmel. Links und rechts von uns waren kleine eingeschneite Bäumchen. Die Strerne reflektierten in ihren vereisten Ästen udn brachten sie zum funkeln wie Weihnachtsbäume. Und vor uns schnaufte das Rentier, sein Atem kondensierte in der kalten, trockenen Luft. Ein kitschig-schönes Erlebnis!
Zum Aufwärmen gab es im Anschluss im traditionellen Lavvu noch einen Kaffee und Geschichten über das Leben als Rentierzüchter.
Rentierzucht
Die Anfänge der Rentierzucht reichen zurück bis ins 15. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert wurde sie die Existenzgrundlage der Bergsamen. Heute wird die Zucht nur noch von wenigen Samen betrieben. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde diese jedoch stark intensiviert und die Herden wurden immer größer. In ganz Sápmi leben mehr als 500.000 Rentiere. Die Zahl der Tiere ist inzwischen so hoch, dass deren Hauptnahrung, die Flechten, kaum noch nachwachsen können.
Bergbau, Windparks und Konflikte mit Waldbesitzern beeinträchtigen die Rentierwirtschaft. Und auch der Klimawandel wirkt sich auf die Herden aus, denn die Tiere bekommen nicht mehr genug Futter. Selbst unter meterdickem Schnee können die Tiere Flechten und Moose aufspüren und mit ihren Hufen ausgraben. Wenn der Schnee allerdings warm wird, zu nass ist und dann wieder gefriert, bildet sich eine Eisschicht, welche die Rentiere nicht durchbrechen können.
Das „Tor zur Arktis“ – Polargeschichte im Polarmuseum von Tromsø
Das Polarmuseum wurde 1978 geöffnet und widmet sich der Jagd, Fischerei und der Forschung in der Arktis. Berichtet wird unter anderem über norwegische Polarexpeditionen sowie die Entdeckungsgeschichte des Nordpols. Das Museumsgebäude befindet sich in einem früheren Zollgebäude aus dem Jahr 1833. Bis 1970 wurde es vom Zoll als Speicher und Verwaltungsgebäude genutzt. Es gehört zu einer Reihe von Seebrückenhäusern, die seit dem Jahr 2000 unter Denkmalschutz stehen.
Die Ausstellungen umfassen folgende Themen:
- Überwinterung und Jagd in der Arktis
- Jäger Henry Rudi, der 713 Eisbären erlegte
- “Der” erste weibliche Überwinterer – Wanny Woldstad
- Fridtjof Nansens und Roald Amundsens Leben und Expeditionen
- Helmer Hansen und Hjalmar Johansen, die Amundsen zum Südpol begleiteten
- Die Entdeckung Spitzbergens durch Willhelm Barentsz im 16. Jahrhundert, Walfang im 17. und 18. Jahrhundert und die russische Art der winterlichen Jagd
- Wechselnde Ausstellungen unter dem Dach des Lagerhauses
Dank seiner Nähe zur Arktis wurde Tromsø zum Ausgangspunkt zahlreicher Polarexpeditionen. Am Ende des 19. Jahrhunderts, zu den Zeiten der großen Polarfahrten, entwickelte sich Tromsø dann zum „Tor zur Arktis“. Besonders spannend sind die Fram Expedition (1893 – 1896) von Fridtjof Nansen sowie die Expeditionen von Roald Amundsen mit dem Schiff Maud (1918 – 1921) und mit dem Flugboot Latham 47 (1928).
Fram Expedition von Fridtjof Nansen (1893 – 1896)
Die Fram Expedition (1893 – 1896) von Fridtjof Nansen machte Zwischenstation in Tromsø. Über Vardø fuhr die Fram an der sibirischen Küste entlang bis zu den Neusibirischen Inseln. Ziel der Reise war es, den geografischen Nordpol mit Hilfe der natürlichen Eisdrift zu erreichen. Dazu ließ sich das eisverstärkte Schiff im Packeis einfrieren und driftete etwa drei Jahre bis nach Spitzbergen. Im August 1896 kehrte die Fram nach Tromsø zurück. Den geografischen Nordpol erreichte das Schiff nicht. Nansen und Johansen starteten allerdings den Versuch, den geografischen Nordpol zu Fuß zu erreichen. Nach etwa vierwöchigem Marsch, entschieden sie sich jedoch zur Umkehr. Den geografischen Nordpol haben sie nicht erreicht, stellten aber den damaligen Nordrekord auf. Nach einer Überwinterung auf dem Franz-Josef-Archipel erreichten sie im August 1896 mit dem Schiff Winward von Frederik Jackson den Hafen von Vardø.
Maud Expedition von Roald Amundsen (1918 – 1921)
Am 16. Juni 1918 lief das Schiff Maud von Roald Amundsen in Tromsø aus und fuhr Richtung Nordost. Geplant war, in der östlichen Arktis ins Eis einzudringen und sich über vier bis fünf Jahre mit dem Eis bis zum Nordpol treiben zu lassen. Die Expedition verlief jedoch nicht planmäßig. Nach drei Überwinterungen im Eis und Durchquerung der Nordostpassage erreichte die Maud im Jahr 1921 dann Seattle.
Rettungseinsatz von Roald Amundsen mit dem Flugboot (1928)
Am 18. Juni 1928 ist Roald Amundsen mit dem Flugboot des Typs Latham 47 aufgebrochen, um Umberto Nobile zu retten. Dessen Luftschiff Italia war zuvor auf einer Eisscholle abgestürzt. Von seiner Suche nach Nobile kehrte Amundsen nicht zurück. Sein Flugboot ging bei den Bäreninseln verloren, das Wrack wurde bisher nicht gefunden.
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