Fototour in “Elektropolis” – Industriearchitektur in Berlin Schöneweide

Fototour in "Elektropolis" - Industriearchitektur in Berlin Schöneweide

Berlin. Für Liebhaber von Industriearchitektur, Backsteinromantik und Lost Places ist Berlin Schöneweide eine der besten Fotolocations in Berlin. Die Tour führt euch vom S-Bahnhof Schöneweide am Spreeufer entlang, wo sich über eine Länge von drei Kilometern die früheren “Kathedralen der Arbeit” wie eine Perlenkette aufreihen. Nirgendwo sonst könnt ihr die Berliner Industriekultur auf so engem Raum erleben wie hier in “Elektropolis”. Die Industriedenkmäler aus dem gelben Oberschöneweider Klinker setzen noch heute Maßstäbe und verzaubern einen mit ihrer Geschichte und ihrem heutigen morbiden Charme.

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Highlights der Fototour zur Industriearchitektur in Berlin Schöneweide

  • Backsteinromantik und “Oberschöneweider Klinker” im Stil der Neogotik und Neorenaissance
  • Morbider Charme der leerstehenden Gebäude
  • Großflächige Fensterfronten und steile Aufblicke
  • Viele Details, alte Schilder, Schriften, Türen und Reliefs
  • Kranbahn und Kranhaus

Route zur Industriearchitektur in Berlin Oberschöneweide

Anfahrt

Ihr fahrt am besten mit der S-Bahn bis zum S-Bahnhof Schöneweide. Das Bahnhofsgebäude ist bereits eine schöne Einstimmung auf den Fotowalk, denn es ist ebenfalls aus Backsteinen errichtet und versprüht momentan auch einen leicht morbiden Charme (Bauarbeiten sind im Gange).

Am Ende der Tour könnt ihr in der Wilhelminenhofstraße in die Straßenbahn Linie 60 oder 67 steigen und seid dann in ein paar Minuten wieder am S-Bahnhof Schöneweide.

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Hier könnt ihr direkt zu den einzelnen Industriestandorten springen:

#1 Bärenquell Brauerei
#2 Treskowbrücke
#3 Spreehöfe
#4 Rathenau Hallen
#5 Reinbeckhallen und Industriesalon
#6 Kraftwerk und Umspannwerk Oberspree
#7 Kabelwerk Oberspree (KWO) und Hochschulcampus
#8 Kranbahn und Krancafe
#9 Peter-Behres-Bau
#10 Batterien- und Akkumulatorenwerk

Wann ist die beste Zeit für eine Fototour?

Für einen Streifzug durch die Industriearchitektur in Berlin eignet sich ein Sonntag am besten. Denn dann ist am wenigsten los und ihr habt Ruhe für eine entspannte Motivsuche. Interessant ist die Tour nach einem ausgiebigen Regen, denn dann spiegeln sich die Gebäude in den Wasserflächen. Passend zu den alten Backsteingebäuden ist außerdem ein eher weiches Licht bei bewölktem Himmel. Das gibt dann euren Fotos einen “moody look”. Als ich unterwegs war kam jedoch die Sonne durch und der Himmel strahlte blau. Ich habe daher in der späteren Nachbearbeitung der Fotos etwas nachgeholfen und das Blau entsättigt. Denn so kommen die Gebäude viel besser zur Geltung.


Kurze Geschichte des Industriestandortes Berlin Schöneweide

Ende des 19. Jahrhunderts wurde Berlin-Oberschöneweide zu einem der bedeutendsten städtischen Fabrikquartiere in Deutschland. Unter Federführung der Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) öffneten hier das erste Drehstromkraftwerk Europas, ein modernes Kabelwerk sowie weitere Betriebe der Elektro- und Autoindustrie. Die Wasserlage am Spreeufer, die Nähe zur Eisenbahn sowie das ansässige Drehstromkraftwerk machten die Gegend zu einem perfekten Standort. Zudem gab es hier etwas, was es in dem Berliner Stadtzentrum nicht mehr gab: Platz. Fabriken und Fertigungshallen reihen sich rund drei Kilometer lang wie eine Perlenkette an dem Spreeufer auf. Die Architekten Peter Behrens, Osmar Klemm und Ernst Ziesel schufen hier eine einheitlich wirkende Fabrikstadt aus dem gelben Oberschöneweide-Klinker. “Elektropolis” war geboren.

Die meisten Fabrikhallen haben die beiden Weltkriegen unbeschadet überstanden. Zu DDR-Zeiten wurde hier in Volkseigenen Betrieben (VEB) weiter produziert. Mit etwa 30.000 Beschäftigten war Oberschöneweide damals ein wichtiges Zentrum der Energiewirtschaft. Mit der Wende ging jedoch ein Großteil der Arbeitsplätze verloren und die Kathedralen der Arbeit verloren ihre Bedeutung. Heute steht ein Teil der Gebäude noch immer leer. Von den alteingesessenen Unternehmen produzieren nur noch das Kabelwerk in einem Teil der ursprünglich genutzten Hallen sowie die BAE Batterien GmbH. Dazu gesellen sich eine Reihe Start-ups, Klein- und mittelständische Unternehmen sowie Künstler und Kreative. Seit 2009 werden Teile des alten Kabelwerks von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin genutzt. Für andere Fabrikhallen, wie die Rathenau Hallen ist in naher Zukunft ebenfalls die Entwicklung für eine neue Nutzung geplant.

Tipp: Die Geschichte der Berliner Industriebetriebe hat jedoch auch ihre Schattenseiten. An diese erinnert das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Niederschöneweide. Adresse: Britzer Straße 5.


#1 Bärenquell Brauerei

Die erste Station der Fototour durch die Industriearchitektur in Berlin Schöneweide ist die ehemalige Bärenquell Brauerei. Hier wurde bereits im Jahre 1882 in der Brauerei Borussia Bier gebraut. Im Jahr 1898 wurde die Brauerei Borussia dann von der Schultheiss-Brauerei AG aufgekauft. Zur Zeit der DDR wurden die sechs Ost-Berliner Brauereien ab 1959 als VEB Berliner Brauereien weiter geführt. Die ehemalige Brauerei Borussia bekam anschließend den neuen Namen Bärenquell-Brauerei. Nach der Wiedervereinigung übernahm dann 1990 die Treuhand den Betrieb und privatisierte ihn. Die Produktion wurde noch vier Jahre fortgeführt und am 1. April 1994 schließlich eingestellt. Seit der Schließung hat das Gelände mehrmals den Eigentümer gewechselt. Konkrete Pläne für eine neue Nutzung und Entwicklung gibt es bisher noch nicht. Stattdessen prägen Vandalismus, Diebstahl und Verfall die historischen Bauwerke.

Die ältesten Gebäude auf dem Brauereigelände sind das Beamtenwohnhaus (1882) und das Verwaltungsgebäude (1888). Beide stammen noch aus der Zeit der Brauerei Borussia. Die meisten anderen Gebäude wurden erst zwischen 1901 und 1928 errichtet. Das neueste Gebäude ist das Neue Sudhaus aus dem Jahre 1969. Alle Bauwerke sind aus rotem Backstein, allerdings in verschiedenen Baustilen errichtet. Zu finden sind Elemente der Neorenaissance, der Neugotik mit burgenartiger Bauweise, des Expressionismus sowie der Moderne. Seit den 1980er Jahren steht die alte Brauerei unter Denkmalschutz.

Das Gelände ist leider nicht zugänglich, mit Stacheldraht eingezäunt und zudem Video überwacht. Aber auch von außen gibt es einige schöne Fotogelegenheiten.

Adresse: Schnellerstraße 136 – 137


#2 Treskowbrücke

Die Treskowbrücke an sich ist zwar kein Industriebauwerk an sich, aber ihr habt von hier einen guten Blick auf die Spreehöfe und die Rathenau Hallen. Hier könnt ihr eure Kreativität ausleben und dabei viele interessante Perspektiven entdecken (siehe Titelbild).

Die erste Treskowbrücke wurde 1904 eröffnet. Doch bereits einige Jahre später war die Brücke dem zunehmenden Verkehr in dem neuen Industriegebiet Oberschöneweide nicht mehr gewachsen. Sie wurde daher 1934 durch einen breiteren Neubau ersetzt. Vor dem Einmarsch der Sowjetischen Truppen sprengte schließlich die deutsche Armee die Treskowbrücke und den benachbarten Kaisersteg. Erst 1954 wurden die versenkten Brückenteile aus der Spree geborgen, aufbereitet und für die Errichtung einer neuen Brücke verwendet.


#3 Spreehöfe / Leuchtenfabrik

Das Industriedenkmal Spreehöfe fasst die Gebäude der alten Lampenfabrik R. Frister sowie die frühere Gasanstalt zusammen.

Die Lampenfabrik wurde von 1897 bis 1900 errichtet und bis ins Jahr 1920 baulich erweitert. Im Jahr 1934 musste die Lampenfabrik jedoch ihre Produktion einstellen. Seitdem wurden die Gebäude von verschiedenen anderen Firmen bezogen, wie die Metallverarbeitung Schöneweide, die Gesellschaft für Luftfahrtbedarf, das VEB RFT Funkwerk Köpenick oder zuletzt das Institut für Nachrichtentechnik.

Auf den Grundstücken neben der Lampenfabrik entstand im Jahr 1898 die Gasanstalt Oberspree. Hier gab es zeitweise sogar einen Teleskopgasbehälter der Gasag. Die Flächen gingen 1909 und 1937 teilweise in den Besitz der Allgemeinen Deutschen Metallwerke Oberschöneweide (ADMOS) über und wurden 1998 komplett von ADMOS übernommen. Neben dem Gaswerk, das bis 1993 hier angesiedelt war, nutzten außerdem verschiedene andere Fabriken das Gelände am Spreeufer.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands entstand hier nach zahlreichen Umbauten unter dem neuen Eigentümer ADMOS Immobilien der Gewerbepark Spreehöfe. Die Höfe umfassen 32 Gebäude, die teilweise unter Denkmalschutz stehen.

Adresse: Edisonstraße 63 Ecke Wilhelminenhofstraße 87-90


#4 Rathenau Hallen – der Eingang zu Elektropolis

Zusammen mit der Leuchtenfabrik bilden die Rathenau Hallen das Eingangsportal zu “Elektropolis”. Hier seht ihr auch gleich eines der markantesten Gebäude: die Großtransformatorenhalle mit den großen roten AEG Buchstaben am Giebel. Mit einer Spannweite von 35 m und einer Höhe von 22 m gehörte die Fabrikationshallen einst zu den größten in Berlin.

Auf dem weitläufigen Grundstück gibt es unendlich viele Fotomotive. Neben den Fassaden aus dem gelben “Oberschöneweider Klinker” und Glasfronten sind es die vielen kleinen Details, die entdeckt werden wollen. Türen, Fenster, rostige Gitter, Lampen, Schalter, Feuertreppen sowie Schilder und Aufschriften sind tolle Motive.

Bereits 1899 entstand hier am Spreeufer die Werkzeug- und Maschinenfabrik Deutsche Niles-Werke AG. In den 1920er Jahren kaufte dann die AEG das Gelände und zog mit dem Transformatorenwerk aus dem Berliner Wedding nach Oberschöneweide. Schon im selben Jahr wurde mit dem Bau der Großtransformatorenhalle nach Plänen des Architekten Ernst Ziesel begonnen. Bis in die 1940er Jahre baute die AEG hier zahlreiche weitere Gebäude und schuf damit rund 4.000 Arbeitsplätze. Während des Zweiten Weltkrieges wurden hier Scheinwerfer und Munitionshülsen hergestellt. Etwa ein Drittel der Arbeiter waren damals Zwangsarbeiter. Nach dem Krieg wurde der Betrieb dann als VEB Transformatorenwerk wieder aufgenommen. Bis zur Wiedervereinigung waren hier 4.000 Mitarbeiter beschäftigt und stellten Transformatoren, Hochspannungsschalter sowie Sicherungen her. Nach der Wende pachtete dann die AEG das Areal. Doch aufgrund rückläufiger Auftragszahlen musste das Werk im Jahr 1996 schließen.

Fototour zur Industriearchitektur Schöneweide Berlin, hier die Rathenau Hallen

Noch sind die Fabrikgebäude an Künstler, Handwerksbetriebe und Einzelhandel zur Zwischennutzung vermietet. Doch 2019 wurden die denkmalgeschützten Hallen von Basecamp gekauft. Geplant ist nun die Entwicklung zu einem Kultur- und Bürostandort mit Beherbergungsbetrieb, CoWorking, Gastronomie und mehr. Die Arbeiten sollen bereits 2021 beginnen und 2025 abgeschlossen sein.

Adresse: Wilhelminenhofstraße 83


#5 Reinbeckhallen und Industriesalon Oberschöneweide

Von den Rathenau Hallen geht es anschließend zu den benachbarten Reinbeckhallen. Die ehemaligen AEG-Hallen sind heute ein Kunst- und Kulturzentrum mit Ausstellungshalle, Eventhalle, Projektraum sowie eine Holz- und eine Druckwerkstatt. Künstler und Kreative sind in Ateliers auf dem Gelände eingezogen. Der Industriesalon Schöneweide bietet neben einer informativen Ausstellung zur Industriearchitektur in Berlin außerdem geführte Touren durch Oberschöneweide an. Im Café Schöneweile könnt ihr euch zudem mit Getränken und Snacks stärken, wahlweise vor Ort oder direkt am Spreeufer. Von dort habt ihr den besten Blick auf den Kaisersteg, die Hallen des Kabelwerkes und das ehemalige Kraftwerk Oberspree.

Industriesalon Schöneweide
Elektropolis Tour Fr. 14:00, So. 12:00
www.industriesalon.de/fuehrungen


#6 Kraftwerk und Umspannwerk Oberspree

Das Kraftwerk Oberspree wurde 1897 als das erste Drehstrom-Kraftwerk Deutschlands in Betrieb genommen. Aufgrund einer höheren Strom-Spannung konnte der hier erzeugte Strom effizient über größere Entfernungen transportiert werden. Damit brachte die AEG den Strom großflächig in die Haushalte von Berlin sowie in die umliegenden Vororte. Das Kraftwerk war ein technischer Meilenstein in dieser Zeit und förderte zudem maßgeblich die Entwicklung des Industriestandortes. Die schnell wachsende Nachfrage führte schließlich schon bald zur Erweiterung des Kraftwerkes.

Das Kraftwerk wurde 1933 außer Betrieb genommen und die Hallen wurden von den Kabelwerken Oberspree weiter genutzt. Die Gebäude, die wie die benachbarten Industriebauten aus gelben Klinkersteinen gebaut sind, stehen inzwischen unter Denkmalschutz.


#7 Kabelwerk Oberspree (KWO) und Hochschulcampus

Gleich neben dem Drehstromkraftwerk wurde 1897 das Kabelwerk Oberspree (KWO) eröffnet. Hier wurden Kabel, Überseeleitungen sowie Drähte und Isolierungen hergestellt. Auf den Betrieb von Dampfkraftanlagen konnte in dem Kabelwerk verzichtet werden, denn nebenan gab es genug Strom für den Einsatz neuartiger Elektromotoren. Das Kabelwerk Oberspree war damals die modernste Fabrikanlage Europas. Doch nicht nur in technischer Hinsicht war die Fabrik ein Highlight. Auch optisch machte das gelbe Backsteinensemble im Stil der Neogotik und Neorenaissance was her. Heute stehen die noch erhaltenen Verwaltungs- und Produktionsgebäude als eines der bedeutendsten Ensembles der deutschen Industriegeschichte unter Denkmalschutz.

Aufgrund der guten Auftragslage wurde 1913 das Fabrikgelände um 62.000 m² erweitert und neue Produktionshallen errichtet. Die Zahl der Beschäftigten war zeitgleich auf rund 8.000 Arbeiter gestiegen.

Im Zweiten Weltkrieg wurden zum Glück nur Teile vom Kabelwerk zerstört und die Produktion wurde anschließend wieder aufgenommen. Im Jahr 1952 wurde das Werk dann ein Volkseigener Betrieb (VEB) und hieß fortan VEB Kabelwerk Oberspree. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 übernahm dann zunächst die Treuhand das Kabelwerk und zwei Jahre später ein britisches Unternehmen. Doch die Auftragslage reicht nicht aus und 1995 Jahren wurde die Kabelfertigung in Oberschöneweide beendet. Heute werden nur noch in einem kleinen Teil der Fabrik Kabel produziert. Der größte Teil des früheren Werkes wird hingegen von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin als Campus genutzt.

Fototour zur Industriearchitektur Schöneweide Berlin, hier das Kabelwerk KWO Oberschöneweide
Fototour zur Industriearchitektur Schöneweide Berlin, hier das Kabelwerk KWO Oberschöneweide
Fototour zur Industriearchitektur Schöneweide Berlin, hier das Kabelwerk KWO Oberschöneweide

Tipp: Am Infopunkt des Campus Wilhelminenhof können Audio-Guides ausgeliehen werden, die das Gelände auf einem etwa einstündigen Rundweg vorstellen. Die MP3-Dateien sowie die Transkripte gibt es hier auch als Download.

Adresse: Wilhelminenhofstraße 75 A


#8  Kranbahn und Kranhaus

Zwei besondere Highlights des Kabelwerks Oberspree sind die Kranbahn sowie das Kranhaus am Ufer der Spree.

Die alte Kranbahn verläuft senkrecht zwischen der Wilhelminenhof Straße und dem Platz am Kaisersteg. Dort, wo die Kranbahn an der Wilhelminenhofstraße endet, bietet der Kranhaken und das Führerhäuschen interessante Motive. Die Kranbar lädt neben der Promenade unter der alten Kranbahn zu Kaffee, Frühstück sowie Snacks und Kuchen ein.

Fototour zur Industriearchitektur Schöneweide Berlin, hier die Kranbahn

Ein ebenso interessantes Motiv und gemütlicher Ort zum Verweilen ist das Kranhauscafè am Ufer. Hier gibt es Kaffee-Spezialitäten, Kuchen sowie leckeres Essen in gemütlichem Industrialstyle.

Adressen: Kranbar Wilhelminenhofstraße 80; Kranhauscafe Paul-Tropp-Straße 11


#9 Peter-Behrens-Bau

Der Peter-Behrens-Bau wurde während des Ersten Weltkriegs nach nur zwei Jahren Bauzeit 1917 fertig gestellt. Der Architekt Peter Behrens hat mit seiner modernen Stockwerksfabrik neue Maßstäbe gesetzt. Denn hier wurde die Trennung von Produktion, Verwaltung und öffentlichem Leben aufgehoben. Das Bauwerk gilt heute als „Monument der modernen Berliner Industriekultur des 20. Jahrhunderts“ und steht daher unter Denkmalschutz.

Im Jahr 1901 begründete der Industrielle und Gründer der AEG, Emil Rathenau, die Neue Automobil-Gesellschaft AG (NAG). Hier wurden nicht nur PKW und LKWs hergestellt, sondern auch Sport- und Luxuswagen sowie die Berliner Doppeldecker. Im Ersten Weltkrieg wurde die Produktion jedoch auf kriegswichtige Güter umgestellt und das Unternehmen in die Nationale Automobil-Gesellschaft umbenannt. 1917 zog die NAG schließlich in die neue Fabrik ein. Die Fahrzeuge wurden hier in den Etagen der modernen Stockwerksfabrik von oben nach unten produziert. Dabei waren insgesamt 18 Fahrstühle mit einer Traglast von bis zu 6.000 kg im Einsatz.

Nachdem die Automobilproduktion 1934 eingestellt wurde, zog die AEG-Tochter Telefunken ein und produzierte Radioröhren. Während der DDR-Zeit stellte das Oberspreewerk hier Fernsehelektronik her. Nach der Wende hat zunächst Samsung das Bauwerk übernommen. Später wurden die Flächen vom nächsten Eigentümer an verschiedene kleinerer Betriebe vermietet. Im Mai 2019 hat die Deutsche Immobilien Entwicklungs AG (DIE AG) das Gelände schließlich gekauft und plant, es zu entwickeln.

Schon gewusst? Der Peter-Behrens-Bau war Filmlocation in der Serie Babylon Berlin.

Der quadratische Turm erinnert an einen Rathausturm, deswegen nennen manche den Bau auch das “Rathaus von Oberschöneweide”. Im Inneren des Turmes kommt man in eine lichtdurchflutete Treppenhalle, die von viergeschossigen Arkaden und umlaufenden Galerien umgeben ist.

Tipp: Der Industriesalon Schöneweide bietet Führungen an. Dazu gehört auch der Aufstieg auf den 70 Meter hohen Turm mit Panorama-Terrasse, Turmcafé und atemberaubenden Ausblick.

Adresse: Ostendstraße 1–4


#10 Batterien- und Akkumulatorenwerk

Die Gesellschaft für elektrische Unternehmungen errichtete im Jahr 1899 die ersten Fabrikhallen für die Akkumulatorenwerke Oberspree AG. Hier wurden im Auftrag der AEG tragbare Bleiakkumulatoren und Batterien produziert.

Im Jahr 1905 übernahm dann die Accumulatoren Fabrik Aktiengesellschaft (AFA) die Fabrik und stellte unter anderem Fahrzeuge mit Elektroantrieb sowie Ladestationen her. Während der DDR-Zeit und auch nach der deutschen Wiedervereinigung wurde in dem Werk weiter produziert, nun allerdings unter dem Namen BAE GmbH. Auch heute stellt die BAE Batterien GmbH noch Batterien und Akkumulatoren her. Und das nicht nur an dem Standort in Oberschöneweide sondern in über 80 Ländern.

Fototour mit Details der Industriearchitektur Schöneweide Berlin, hier das Batterien- und Akkumulatorenwerk
Fototour mit Details der Industriearchitektur Schöneweide Berlin

Ein Teil des Akkumulatorenwerks aus der ersten Bauphase in den 1890er Jahren ist sogar noch erhalten und kann von außen besichtigt werden. Dazu gehören der Verwaltungsbau und der Haupteingang des Werkgeländes sowie eine einzelne Halle. Hier könnt ihr schöne Details entdecken, wie beispielsweise ein alte Uhr, Gleise, alte Aufschriften oder auch rostige Rollen eines Schiebetores. In der Ostendstraße ist zudem noch ein 125 Meter langes, eingeschossiges Fabrikgebäude aus Klinker-Steinen aus den 1920er Jahren zu sehen. Weitere erhaltene Bauwerke sind Verwaltungs- und Sozialgebäude, die erst zur Zeit der deutschen Teilung errichtet wurden.

Adresse: Wilhelminenhofstraße 68 und 69 bis Ostendstraße 30–33


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6 Kommentare

    • Gunter! Danke für Dein Feedback!:-) Ich freu mich auch schon auf eine gemeinsame Tour durch Elektropolis – hoffentlich ist das bald wieder möglich! Hab noch einen schönen Sonntag, LG

    • Hallo Mirjam,

      vielen Dank, freut mich, dass dir mein Bericht gefällt.
      Das kann ich Dir leider nicht genau sagen, wie man rein kommt. Ich war zur Covid Zeit unterwegs, da war alles geschlossen. Ich weiß aber, dass es dort ein Museum gibt und ab und zu mal Ausstellungen in den Rathenau hallen. Dann soll es ganz oben im Behrens-Bau das Cafe geben und auch das Krancafe. Nach geführten Touren musst Du mal googeln, da gibt es bestimmt was.

      Liebe Grüße
      Mareike

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