Lost Places – Verlassene Orte in Berlin und Brandenburg

Lost Places in Berlin und Brandenburg
Lost Places in Berlin und Brandenburg

Deutschland. Als ich 1995 nach Berlin zog, gab es Lost Places wie Sand am Meer. Absperrungen gab es kaum, Überwachung erst recht nicht. Sie waren versteckt, vergänglich und immer von einem gewissen Mythos und Abenteuer umrankt. Und genau das machte den Reiz dieser verlassenen Orte aus. Auch heute noch. Doch im Laufe der Zeit wurden es immer weniger. Die Lost Places wurden abgesperrt, abgerissen oder im besten Falle für eine neue Nutzung entwickelt. Aber einige sind noch immer da. Hier zeige ich euch meine 12 liebsten Lost Places in Berlin und Brandenburg. Außerdem verrate ich euch, ob und wie ihr die verlassenen Orte selber besichtigen könnt.

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Eingeschlagene Fenster einer Ruine am Flugplatz Werneuchen

Meine Top 14 Lost Places in Berlin und Brandenburg sind:

  1. Militärhauptquartier Wünsdorf
  2. Spreepark – ehemaliger Vergnügungspark der DDR
  3. Beelitz-Heilstätten
  4. Abhörstation Teufelsberg
  5. Grenzkontrollpunkt Dreilinden und Reste der alten Autobahn
  6. Olympisches Dorf von 1936 bei Elstal
  7. Regierungs- und Stasikrankenhaus der DDR in Berlin-Buch
  8. Flughafen Tempelhof
  9. Ehemalige Irakische Botschaft in der DDR
  10. Rüdersdorfer Futterphosphat-Fabrik
  11. Lokschuppen Pankow-Heinersdorf
  12. Flugplatz Werneuchen
  13. Rangierbahnhof Tempelhof auf dem Schöneberger Südgelände
  14. Stadtbad Lichtenberg
  15. Schaufelradbagger 1473
  16. Haidemühler Glashütte

In Berlin und Brandenburg gibt es noch immer zahlreiche Lost Places. Aber die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Verfall und Vandalismus sind unübersehbar. Doch beim zweiten Blick erkennt man die einstige Schönheit und Bedeutung der heute verlassenen Orte. Das ist der Moment, in dem ich den Ort mit meinen Fotos festhalten möchte. Ich möchte ihn damit vor der Vergänglichkeit bewahren und seine Geschichte(n) weitererzählen.

Einige der oben genannten Lost Places in Berlin werden inzwischen entwickelt. So wird das Olympische Dorf zu einem Wohngebiet ausgebaut und der Spreepark wird in einem öffentlichen Park umfunktioniert. Auch für die Beelitz-Heilstätten gibt es inzwischen Pläne. Ich hoffe sehr, dass die Geschichte dieser Orte nicht ausradiert wird. Wie schön wäre es, wenn sie als das was sie einmal waren in Erinnerung und (zumindest von außen oder mit Informationstafeln) erlebbar blieben.


Lost Places besichtigen – Was ist erlaubt?

Darf man Lost Places legal betreten? In der Regel leider nicht. Denn die meisten verlassenen Orte sind Privatbesitz – das unerlaubte Betreten gilt als Hausfriedensbruch. Meistens machen dies auch Absperrungen und Schilder deutlich. Manche Orte sind sogar mit Überwachungskameras und/oder Bewegungsmeldern gesichert. Und das oftmals aus gutem Grund: Vandalismus und sinnlose Zerstörungslust soll somit unterbunden werden. Außerdem sind manche Lost Places auch nicht ganz ungefährlich. Einsturzgefahr, Herabfallen loser Teile sowie das Einbrechen durch morsche Decken stellen ein Risiko dar. Viele verlassene Orte in Berlin und Brandenburg könnt ihr daher nur noch von außen besichtigen. Einige Lost Places könnt ihr jedoch auch im Rahmen von geführten Touren oder sogar Fototouren besuchen. Und das ist absolut lohnenswert!

Disclaimer: Das widerrechtliche Betreten von befriedeten Besitztümern ist Hausfriedensbruch. Das Betreten von Lost Places kann gefährlich sein, das gilt auch für das legale Betreten. Dieser Artikel stellt keine Handlungsempfehlung dar, sondern hat rein informativen Charakter. Es wird keine Haftung übernommen.

Lost Places Berlin - Offenstehende Schubladen im Archiv des ehemaligen Regierungskrankenhauses der DDR in Berlin-Buch.
Traurig anzusehen! Vandalismus im Archiv des ehemaligen Regierungskrankenhauses der DDR in Berlin-Buch.

#1 Militärhauptquartier Wünsdorf

Die “Verbotene Stadt” vor den Toren Berlins

“Klein Moskau” in Wünsdorf ist mein Favorit unter den Lost Places in der Umgebung von Berlin. Hinter Mauern, Zäunen und Schlagbäumen entwickelte sich der Militärstandort zu einer russischen Stadt vor den Toren Berlins. In Spitzenzeiten lebten hier bis zu 75.000 Militärangehörige und ihre Familien. Es gab Schulen, Kindergärten, Geschäfte sowie Sport- und Kulturstätten. Jeden Tag führ zudem ein Zug bis nach Moskau und verband den Standort mit der Heimat der Einwohner. Doch Kontakte zwischen den Russen und der DDR-Bevölkerung waren verboten. Nur wer hier arbeitete und einen speziellen Ausweis hatte, durfte hinein. Daher nannte man den Militärstandort Wünsdorf auch die “Verbotene Stadt”.

verlassener Ort vor den Toren Berlins - Theatersaal am Militärstandort Wünsdorf
Vergangene Pracht im Theatersaal am Militärstandort Wünsdorf.

Geschichte des Militärstandortes Wünsdorf

Die Geschichte des Militärstandortes geht bis in die Wilhelminische Zeit zurück. Schon damals in 1872 war Wünsdorf ein Truppenübungsplatz. Im Ersten Weltkrieg befand sich hier das Hauptquartier der Reichswehr sowie ein Kriegsgefangenenlager. Während der Nazi-Zeit war Wünsdorf Heeressportschule und der Sitz des Oberkommandos des Heeres. Später wurden die Gebäude dann als Lazarett genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog 1951 die Sowjetarmee schließlich hier ein. Sie nutzten und erweiterten anschließend die Militär- und Bunkeranlagen als Hauptquartier. Von hier wurden die insgesamt 1500 Standorte der Sowjetarmee in der DDR verwaltet.

Verlassener Ort in Berlin -  historische Schwimmhalle aus der Kaiserzeit am Militärstandort Wünsdorf
Die historische Schwimmhalle aus der Kaiserzeit ist eines der Highlights am Militärstandort Wünsdorf.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands verließen die Russen 1994 das Gelände. Sie nahmen dabei alles mit, Klein Moskau wurde zur Geisterstadt. Von dem 260 Hektar großen Gelände wurden anschließend zunächst Munitionsreste, Schrott und diverse Altlasten beseitigt. Danach wurde begonnen, für die rund 700 sanierungsbedürftigen Gebäude eine neue Nutzung zu suchen. Doch noch immer stehen unzählige Gebäude leer und sind bisher nur notdürftig repariert worden. Tapeten und Farben blättern von den Wänden ab und verblassen. Pflanzen wachsen durch offene Fenster und Türen. Die Natur erobert sich das Gelände zurück und bringt eine mystische Atmosphäre an einen Ort, wo die Zeit stehen geblieben ist.

Besichtigung des Lost Place in Wünsdorf

Den verlassenen Ort könnt ihr am besten während einer Fototour mit Go2Know mit eurer Kamera entdecken. Was gibt es zu sehen? Unter anderem das schlossähnliche Haus der Offiziere, ein prachtvoller Theatersaal, eine Turnhalle, ein Kino, eine Schwimmhalle aus der Kaiserzeit mit Kesselhaus sowie ein Freibad. Eines der Highlights ist außerdem das Lenindenkmal vor dem Haus der Offiziere (das seht ihr auf dem Titelbild des Beitrags).

Tipp: Der rund 6000 Einwohner zählende Ort Wünsdorf trägt den Beinamen “Bücher- und Bunkerstadt”. Denn zahlreiche Antiquariate bieten Bücher an. Außerdem könnt ihr einige der Bunker in geführten Touren besichtigen.

Lost Places Berlin - Duschen in Wünsdorf
Ganz schön eng in den Duschen
Lost Places Berlin - Leitungen im Kesselhaus Wünsdorf
Im Kesselhaus sind die Leitungen zum Teil in russischer Schrift benannt.

Besichtigung: Fototouren werden von Go2Know angeboten
Adresse: Hauptallee 116, 15806 Zossen
Anfahrt: Mit dem Regionalzug R5 oder R7 von Berlin-Hauptbahnhof bis Wünsdorf Waldstadt. Von da aus sind es noch 15 Minuten Fußweg (Dauer insgesamt etwa 1,25 Stunden). Mit dem Auto fahrt ihr die B96 von Berlin etwa 60 Minuten Richtung Süden.

Verlassener Ort vor den Toren Berlins - Zugewachsenes Freibad am Lost Place Militärstandort Wünsdorf
Mystisch und verwunschen – das alte Freibad am Militärstandort Wünsdorf wächst langsam zu.

#2 Spreepark – ehemaliger Vergnügungspark der DDR

Das große Riesenrad des Spreeparks ist bereits von Weitem zu sehen. Gedreht hat es sich jedoch schon lange nicht mehr. Auch die anderen Fahrgeschäfte stehen still und werden mehr und mehr überwachsen. Viel ist heute von dem einstigen Freizeitpark im Plänterwald nicht mehr übrig. Doch alles was noch da ist bietet viele tolle Motive für Fotografen.

Lost Places Berlin - Riesenrad im  Spreepark
Das Riesenrad mit seinen 40 Gondeln war das Wahrzeichen des Spreeparks. Noch heute dominiert es die Skyline.

Im Jahr 1969 eröffnete der erste und einzige ständige Vergnügungspark der DDR. Der “Kulturpark Plänterwald” zählte in seinem besten Jahr etwa 1,7 Millionen Besucher. Nach der Wende wurde der Freizeitpark dann von der Spreepark GmbH & Co. KG des Schaustellers Norbert Witte weitergeführt. Seitdem heißt der Park “Spreepark”. Doch aufgrund ausbleibender Gäste meldete der Eigentümer 2001 Insolvenz an und der Park stellte seinen Betrieb ein. Es folgten anschließend mehrere Versuche, den Park wieder für Besucher zu öffnen. Doch keiner davon hatte Erfolg. Stattdessen kamen der Eigentümer und sein Sohn wegen Drogenschmuggel in die Schlagzeilen und wurden verurteilt.

Lost Places Berlin - Körperteile von Plastik Dinosauriern im Spreepark
Reste der Dinosaurier, die einst den Spreepark bewohnten.

Ab 2011 wurden einzelne Fahrgeschäfte zeitweise weiter betrieben und im Café „Mythos“ wurden Gäste bewirtet. Doch die Zwischennutzung konnte den Verfall des Freizeitparks nicht aufhalten. Gebäude sind zum Teil einsturzgefährdet. Nach einem Großbrand im August 2014 mussten sogar mehrere Bauwerke abgerissen werden. Im Jahr 2014 hat das Land Berlin das Gelände schließlich zurückgekauft. Durch die landeseigene Grün Berlin GmbH soll der Lost Place nun in einen touristisch attraktiven Kultur- und Freizeitpark umgewandelt werden. Dabei soll auch die Vergangenheit als berühmter Freizeitpark in dem neuen Nutzungskonzept Platz haben. Auch das Riesenrad soll sich eines Tages wieder drehen.

Achterbahntunnel im ehemaligen Spreepark ist ein Highlight von diesem Lost Place in Berlin
Der Achterbahntunnel im ehemaligen Spreepark ist ein Highlight

Besichtigung: In geführten Touren kann der Spreepark jedes Jahr von April bis Anfang November besichtigt werden.
Adresse: Kiehnwerderallee 1-3, 12437 Berlin
Anfahrt: Bis S-Bahnhof Plänterwald (S8, S9), von hier aus 15 Minuten Fußweg


#3 Beelitz-Heilstätten

Die Beelitzer Heilstätten sind einer der bekanntesten und beliebtesten Lost Places im Berliner Umland. Schaurige Geschichten ranken sich um die Gebäude des verlassenen Ortes, die weitläufig verteilt im Wald liegen. Die mystische Atmosphäre und die villenartige Architektur bieten zudem unzählige Fotomotive.

Die Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz-Heilstätten umfasst heute noch 60 Gebäude auf einer Fläche von 200 ha. Sie wurden zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichtet. Als einer der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland konnten die Heilstätten damals bis zu 1.200 Patienten aufnehmen. Die Patienten waren dabei meist an Tuberkulose erkrankt. Hier wurden sie mit Heilanwendungen, frischer Luft und einem Wohlfühlprogramm behandelt. Das sowie eine strenge Hygiene war das einzige, was zu dieser Zeit gegen Tuberkulose unternommen werden konnte. Denn Antibiotika gab es noch nicht.

Lost Place - die Lungenheilstätte Beelitz im Süden von Berlin
Früher modernes Sanatorium, heute ein Lost Place – die Männerklinik in der Lungenheilstätte Beelitz im Süden von Berlin

Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurden die Heilstätten zum Lazarett für verwundete Soldaten umfunktioniert. Anschließend hat die Sowjetarmee von 1945 bis 1993 hier das größte Militärkrankenhaus außerhalb der Sowjetunion betrieben.

Inzwischen sind alle Gebäude der ehemaligen Heilstätten verkauft und sollen jetzt saniert werden. In einigen Bereichen sind die Arbeiten bereits abgeschlossen. Hier sind Einfamilienhäuser, Mietwohnungen, ein “Creative Village” für Kreative sowie eine Reha-Klinik entstanden.

Tipp: Schaut euch doch mal alles von oben an. Ein 300 Meter langer Baumkronenpfad führt euch in 23 Meter Höhe über mit Bäumen bewachsene Gebäuderuinen.

Badehaus des Männersanatoriums in den Beelitz-Heilstätten
Badehaus des Männersanatoriums in den Beelitz-Heilstätten
Das Whitney Houston Haus in den Beelitz-Heilstätten ist ein verlassener Ort in Brandenburg
Das Whitney Houston Haus in den Beelitz-Heilstätten

Besichtigung: Ihr könnt die Heilstätten in geführten Touren von Go2Know besichtigen. Da die Häuser nach und nach saniert werden, sind immer weniger Häuser für Touren geöffnet. Außerdem könnt ihr das zugehörige Heizkraftwerk in Führungen des Fördervereins Heiz-Kraft-Werk e.V. besichtigen.
Anfahrt: Mit dem Regionalexpress RE 7 bis zur Haltestelle Beelitz-Heilstätten. Mit dem Auto fahrt ihr über die A9 bis zur Abfahrt Beelitz-Heilstätten/Fichtenwalde.


#4 Abhörstation Teufelsberg – Street Art Mekka & Lost Place in Berlin

Drei weiße Kugeln heben sich von dem dichten, grünen Laub des Grunewalds ab. Sie sind von jedem Aussichtspunkt der Stadt zu sehen und prägen dabei die Silhouette Berlins. Wie eine Festung thronen sie auf dem zweithöchsten Punkt Berlins, dem 120,1 Meter hohen Teufelsberg. Es ist ein Ort der Geschichte und der Kunst. Ein Lost Place voller Farben und Kreativität. Denn die ehemalige Abhörstation hat sich zur größten Street Art Galerie in Europa entwickelt. In meinem separaten Artikel über die Abhörstation am Teufelsberg in Berlin erfahrt ihr alles, was ihr vor eurem Besuch wissen müsst. Außerdem seht ihr schon mal viele tolle Fotos von diesem ganz besonderen Ort mitten im Grunewald.

Tipp: Wie wäre es mit einer geführten Tour inkl. Shuttle zur ehemaligen Abhörstation* am Teufelsberg?

Street Art im Lost Place Abhörstation Teufelsberg Berlin
Der verlassene Ort im Grunewald hat sich zu Berlins größter Street Art Galerie verwandelt.
Verlassener Ort im Grunewald -  Radom von der ehemaligen Abhörstation am Teufelsberg Berlin.
Eines der drei Radome von der ehemaligen Abhörstation am Teufelsberg Berlin.


Wie sag ich es meiner Kamera?

Du bist dir manchmal nicht sicher, wie du deine Kamera dazu bringst, die Aufnahmen so zu machen, wie du sie gerne hättest?

Karin und Markus von den Fotonomaden erklären es dir Schritt für Schritt in ihrem Online-Kurs* oder in ihrem 1:1 Coaching*.


#5 Grenzkontrollpunkt Dreilinden und Reste der alten Autobahn

Den ehemaligen Grenzkontrollpunkt Dreilinden kennt jeder, der schon mal über die A115 nach Berlin gefahren ist. Zu der Kontrollstelle – auch Checkpoint Bravo genannt – gehörte auch der Pop-Art-Rundbau der ehemaligen Raststätte. Mit seinen bunten Farben sollte das Gebäude einen bewußten Kontrast zu den grauen DDR-Bauten an der Grenze darstellen. Seit 2002 steht das denkmalgeschützte Gebäude leer. Doch noch immer erinnert es die Vorbeifahrenden an die Teilung Deutschlands und die isolierte Lage West-Berlins.

Verlassener Ort in Berlin - Raststätte Dreilinden
Der bunte Pop-Art-Rundbau der Raststätte Dreilinden ist seit 2002 ein weiterer Lost Place in Berlin.

Doch der ursprüngliche Kontrollpunkt Dreilinden befand sich bis zum Jahr 1969 an einer anderen Stelle. Da der Autobahnabschnitt sehr nah an der innerdeutsche Grenze verlief, wurde dieser samt Kontrollpunkt umverlegt. Das alte Autobahnstück wurde somit zum Niemandsland. Nach der Wende diente es zeitweise als Kulisse für Dreharbeiten, beispielsweise für die Fernsehserie Alarm für Cobra 11.

Die Fahrbahn auf der Brücke, Markierungen, seitliche Fußwege sowie eine Dreimast-Fahnenanlage für die Flaggen der Alliierten sind noch immer erhalten.

In den Jahren 1999/2000 wurde die alte Autobahn zwischen Avus und Berliner Ring im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme schließlich zurückgebaut. Heute sind daher nur noch ein paar Reste des Kontrollpunktes zu sehen: die Teltowkanalbrücke, ein Raststättengebäude, eine Dreimast-Fahnenanlage und ein KFZ-Fanggraben. Es sind seltene Relikte aus der Frühzeit der Teilung Deutschlands und daher unter Denkmalschutz gestellt. Von der Autobahn sind noch einige Fahrbahnreste, seitliche Fußwege sowie alte Markierungen vorhanden.

verlassener Ort in Berlin - das Raststättengebäude am ursprünglichen Grenzkontrollpunkt Dreilinden
Auch das Fachwerkgebäude des Kontrollpunktes steht unter Denkmalschutz. Es wurde 1952 als Kantine eröffnet und seitdem mehrmals erweitert. Nach der Verlegung des Kontrollpunktes eröffnete auf dem Gelände zeitweise ein Campingplatz. Dieser hat das Gebäude bis 2004 weiter genutzt. 

Besichtigung: Das Außengelände ist frei zugänglich. Das Betreten der Raststättengebäude ist jedoch nicht erlaubt.
Anfahrt: Die beiden früheren Grenzkontrollpunkte Dreilinden sowie die Reste der alten Autobahn könnt ihr am besten auf einem Spaziergang vom S-Bahnhof Wannsee bis zum S-Bahnhof Griebnitzsee erkunden (Länge etwa 9 km).


Lesetipp! Fototour in “Elektropolis” – Industriearchitektur in Berlin Schöneweide

Für Liebhaber von Industriearchitektur, Backsteinromantik und Lost Places ist Berlin Schöneweide eine der besten Fotolocations in Berlin. Die Tour führt euch vom S-Bahnhof Schöneweide am Spreeufer entlang, wo sich über eine Länge von drei Kilometern die früheren “Kathedralen der Arbeit” wie eine Perlenkette aufreihen. Die Industriedenkmäler aus dem gelben Oberschöneweider Klinker setzen noch heute Maßstäbe und verzaubern einen mit ihrer Geschichte und ihrem heutigen morbiden Charme.

Hier gehts nach “Elektropolis”.


#6 Olympisches Dorf von 1936 bei Elstal

Eigentlich ist es ja toll, wenn verlassene Orte wiederbelebt werden. Wenn die Mauern der Gebäude ihre Geschichten weiter erzählen können und neue Geschichten dazukommen. Doch als Liebhaber von Lost Places empfinde ich das natürlich auch immer ein bisschen als Verlust. Auch das Olympische Dorf wird seit 2019 entwickelt. Es sollen exklusive Wohnungen entstehen. Kurz vor Beginn der Bauarbeiten hatte ich jedoch die Gelegenheit, das Gelände während einer geführten Tour zu erkunden.

Speisehaus der Nationen im Olympischen Dorf bei Berlin
Das Speisehaus der Nationen beherbergte nach den Olympischen Spielen ein Militärhospital.

Das Olympische Dorf war wirklich ein kleines Dorf. Es umfasste ein Empfangsgebäude, 136 Wohnbauten, ein Speisehaus mit 38 Speisesälen, ein Küchenhaus, das Hindenburghaus, das Kommandantenhaus sowie ein Krankenhaus. Mit Sporthalle, Sportplatz, Schwimmhalle und Sauna trug man sogar dem Bewegungsdrang der Sportler Rechnung. Während der Olympischen Spiele 1936 wohnten hier etwa 3600 männliche Athleten und Personal. Frauen war jedoch der Zutritt verboten. Die 330 Sportlerinnen wurden stattdessen im Deutschen Sportforum direkt am Olympiastadion untergebracht.

Alle Gebäude wurden in den Jahren 1934 bis 1936 in massiver Bauweise errichtet. Denn später sollte die Wehrmacht die Gebäude weiter nutzen. Schließlich lag der Truppenübungsplatz Döberitz gleich gegenüber. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Sowjetarmee den Standort und den Truppenübungsplatz bis 1992 weiter genutzt.

Schwimmhalle im Olympischen Dorf
Die Schwimmhalle – ganz schön klein für Olympia-Schwimmer, oder?

Lenin-Bild im Hindenburghaus im Olympischen Dorf
Das Lenin-Bild im Hindenburghaus erinnert an die ehemalige sowjetische Nutzung.

Nicht alle der Gebäude sind heute noch zu sehen. Die größten und am besten erhaltenen Gebäude sind das Speisehaus, die Schwimmhalle, die Turnhalle sowie einige der Wohngebäude. Das gesamte Ensemble steht unter Denkmalschutz.

Besichtigung: Leider nicht mehr möglich, das Olympische Dorf wird als Wohngebiet entwickelt. Ein Spaziergang durch das Wohngebiet wird hoffentlich später wieder möglich sein.
Adresse: Rosa-Luxemburg-Allee 70, 14641 Wustermark
Anfahrt: Regionalexpress RE4 bis Elstal, anschließend etwa 2 Kilometer Fußweg. Mit dem Auto fahrt ihr die B5 Richtung Westen. Das Olympische Dorf ist dann ausgeschildert.

Verlassene Orte: die Sportlerquartiere im Olympischen Dorf
Verlassene Sportlerquartiere im Olympischen Dorf

#7 Regierungs- und Stasikrankenhaus der DDR in Berlin-Buch

Abgeschieden und versteckt in den Wäldern bei Buch steht das einst größte Krankenhaus Europas. Das ehemalige Regierungs- und Stasikrankenhaus der DDR umfasst zwei riesige Gebäudekomplexe aus den 70er Jahren, Bunker sowie eine weitläufige Parkanlage.

Hier behandelte man nur die „aller höchste“ Führungsebene: Vertreter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), des Zentralkomitees der SED sowie des Politbüros der DDR. Ebenso durften hohe Staatsgäste und deren Angehörige aufgenommen werden. Das benachbarte Stasikrankenhaus war hingegen eine geheime Anlage und Stasi-Mitarbeitern vorbehalten. Den Patienten sollte es an nichts mangeln. Daher war alles mit modernster Technik und Medizin aus dem Westen ausgestattet. Für Staatsratsmitglieder gab es besonders luxuriöse Sonderbereiche.

Außenansicht  Regierungskrankenhaus der DDR bei Berlin Buch - heute ein gigantischer verlassener Ort
Hier kann man sich schnell verlaufen. Das Regierungskrankenhaus der DDR bei Berlin Buch ist ein riesiges Gebäude aus den 70er Jahren.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das Krankenhaus ab 1990 von den Helios Kliniken weiter betrieben. Es war seitdem nicht mehr den Funktionären vorbehalten – jetzt wurde jeder hier behandelt. Es entstand das größte Krankenhaus Europas. Zeitgleich errichteten die Helios Kliniken jedoch eine neue Klinik. Nach deren Fertigstellung im Jahr 2007 wurden die alten Krankenhauskomplexe schließlich aufgegeben. Seitdem stehen sie leer und sind ein riesiger Lost Place im Norden Berlins.

Im Inneren des verlassenen Ortes befinden sich noch zahlreiche Einrichtungen aus dem Krankenhausbetrieb: OP-Räume, die Intensivstation, ein Schwimmbad, therapeutische Bäder sowie eine Großküche mit Speisesaal. Auch die gebäudetechnischen Anlagen wie das Heizwerk und die Schaltzentrale sind noch gut erhalten. Im Keller sind Bunkeranlagen zugänglich. Außerdem gibt es in beiden Gebäuden noch viele Details aus der DDR- und Nachwendezeit zu entdecken.

Schwimmbad im Regierungskrankenhaus Berlin Buch
Schwimmbad im Regierungskrankenhaus Berlin Buch

OP-Raum im Stasikrankenhaus
OP-Raum im Stasikrankenhaus

Besichtigung: Go2Know bietet ab und zu Fototouren an.
Adresse: Hobrechtsfelder Chaussee 100, 13125 Berlin
Anfahrt: Von S-Bahnhof Buch sind es etwa 20 Minuten Fußweg.


Lang erprobt und heiß geliebt: meine drei Begleiter auf Fototouren zu Lost Places: das leichte Carbon Stativ CT-5C I von Rollei* die Reinigungsset von Rollei* und mein unverwüstlicher Kamerarucksack, der Flipside von Lowepro*.


#8 Flughafen Tempelhof

Ist der Flughafen Tempelhof ein Lost Place? Wenn man das bunte Treiben auf dem ehemaligen Flugfeld betrachtet, wirkt er keineswegs verlassen. Auch Teile des denkmalgeschützten Flughafengebäudes werden als Veranstaltungsort weiter genutzt. Doch das Herz des Flughafens – das Abfertigungsgebäude, das General Aviation Terminal (GAT) und das Gepäckband – steht still. Die letzten Fluggäste wurden hier im Oktober 2008 abgefertigt, im November startete das letzte Flugzeug. Das Flugfeld ist seit 2010 für Besucher geöffnet und trägt den verheißungsvollen Namen “Tempelhofer Freiheit”. Das ehemalige Flughafengebäude kann außerdem während geführter Touren besichtigt werden.

Leere Abfertigungshalle des Hauptgebäudes. Die Halle erhielt ihr heutiges Aussehen im Jahr 1962.

Ein bisschen Geschichte

Der Flughafen Tempelhof nahm 1923 den Linienverkehr auf und war damit einer der ersten Verkehrsflughäfen Deutschlands. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er als Flugzeugwerk mit unterirdischen Fertigungsanlagen und als Lazarett genutzt. Nach dem Kriegsende entstand hier der Militärstützpunkt “Tempelhof Air Base” der US-Amerikaner. Während der Blockade West-Berlins durch die Sowjets von Juni 1948 bis Mai 1949 wurde der Flughafen Tempelhof berühmt. Denn über die Berliner Luftbrücke stellte er die Versorgung der West-Berliner mit Lebensmitteln sicher. Während dieser Monate starteten die Flugzeuge zeitweise im 90-Sekunden Takt. Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff “Rosinenbomber”: Denn Piloten warfen für die Kinder Süßigkeiten mit kleinen Fallschirmen aus Taschentüchern aus den Cockpitfenstern.

Die 40 Meter weit auskragende Dachkonstruktion über dem Flugsteig ist eine Meisterleistung.
Die Gebäudefassade ist mit Natursteinplatten aus Muschelkalk verkleidet.

Architektur der Superlative

Die Flughafengebäude wurden in den Jahren 1934 bis Jahr 1941 nach Plänen des Architekten Horst Sagebiel errichtet. Der monumentale Stil des Nationalsozialismus und die Verkleidung der Fassaden mit Muschelkalk gibt dem Flughafen ein massives Aussehen. Doch am meisten beeindruckt die Größe des Gebäudes: die bogenförmig errichteten Hangars erstrecken sich über 1230 Meter. Sogar heute noch ist es das längste zusammenhängende Gebäude Europas. In der Mitte der Hangars ist das Terminal mit Flugsteig integriert. Von hier aus öffnet sich das zwei Kilometer lange, ovale Flugfeld.

Blick von der Flugsteighalle über das Vorfeld. Im Hintergrund steht noch immer der 71 Meter hohe Radarturm.

Aufgrund des Kriegs wurden Teile des Flughafens jedoch nie fertig gestellt. So blieb beispielsweise die für 100.000 Zuschauer geplante Tribüne auf dem Flughallendach unvollendet. Auch die 13 Treppentürme, die auf das Dach führen, sind noch immer im Rohbau.

Besichtigung: Es gibt Fototouren sowie verschiedene Führungen am Flughafen Tempelhof, auch auf englisch.
Adresse: Platz der Luftbrücke 5, 12101 Berlin
Anfahrt: Ihr fahrt am besten mit der U-Bahn U6 bis zum Platz der Luftbrücke.

#9 Ehemalige Irakische Botschaft in der DDR

Eingeschlossen von einem hohen Zaun und umgeben von einem verwilderten Garten steht die ehemalige Irakische Botschaft. Die hohen Bäume geben den Blick auf die hintere Fassade des 1974 errichteten Plattenbaus jedoch nur teilweise frei. Einen besseren Blick auf die Waschbeton-Fassade habt ihr an der Vorderseite des Gebäudes. Hier führt eine breite Treppe hinauf zum Eingang. Vorragende Balkonbrüstungen sowie geklinkerte Fassadenteile fallen hier besonders ins Auge.

Der Garten der ehemaligen Irakischen Botschaft der DDR ist heute ein verwilderter und verlassener Ort in Berlin
Der einst kunstvolle Garten der ehemaligen Irakischen Botschaft der DDR ist heute ein verwilderter und verlassener Ort.

Die Irakische Botschaft der DDR befand sich zwischen 1974 und 1991 in dem damaligen Diplomatenviertel von Pankow. Während des Irakkriegs wurde jedoch bekannt, dass die Botschaft Terroristen Unterschlupf bot. Es gab sogar ein Sprengstofflager (Quelle Wikipedia). Der Botschafter und sein Personal mussten daraufhin Deutschland verlassen. Mobiliar und Dokumente ließen sie dabei zurück. Seit 1991 ist das Botschaftsgebäude verlassen und verfällt zunehmend.

Und was wird aus dem Gebäude? Es gab die Idee, es zu einem Kulturzentrum umzuwandeln. Aber passiert ist bisher nichts. Die Bundesrepublik ist zwar Eigentümerin des Grundstücks, das Gebäude gehört aber dem Irak. Und dieser hat ein alleiniges, unbefristetes Nutzungsrecht. Das macht die zukünftige Nutzung nicht einfacher.

verlassener Ort vor den Toren Berlins - Frontseite der Irakischen Botschaft - Lost Place in Berlin
Die Frontseite der Irakischen Botschaft mit breiter Treppe, Brüstungen und geklinkerten Fassadenteilen.

Besichtigung: Zutritt verboten. Das Gebäude könnt ihr nur von außen durch den Zaun besichtigen. Am besten geht das, wenn die Bäume wenig Laub tragen.
Adresse: Tschaikowskistraße 51, 13156 Berlin
Anfahrt: bis S-Bahnhof Schönholz (S1, S25, S26), von hier aus 15 Minuten Fußweg


#10 Rüdersdorfer Futterphosphat-Fabrik

Lost Place und Umweltsünde

Es war im Jahr 2000. Wir waren grade fertig mit unserem Besuch im Museums­park Rüdersdorf. Angelockt von hohen Schornsteinen und getrieben von unserer Neugier entdeckten wir neben dem Museumspark mehrere leerstehende Fabrikgebäude. Und plötzlich waren wir an einem Ort, der mich wie kaum ein anderer gefesselt und zugleich entsetzt hat. Ich kann kaum beschreiben was ich sah: In einer Halle lagerten Fässer. Einige waren umgekippt, der Inhalt versickerte im Boden. In einem anderen Gebäude füllte eine gelartige Substanz mehrere Becken. Doch am heftigsten war das Laborgebäude. Die Fenster waren eingeschlagen. Auf den Labortischen standen Chemikalien, die Behälter teilweise umgekippt, zerbrochen und ausgelaufen. Auf dem Fußboden breitete sich eine schmierige Schicht aus. Titrieranlagen standen aufgebaut auf den Tischen, sie waren noch immer mit Chemikalien gefüllt. Daneben standen Messgeräte, die ich noch aus dem Chemiepraktikum kannte. Es sah so aus, als wären die Laboranten zur Mittagspause gegangen und einfach nicht wieder gekommen.

Lost Place bei Berlin: Rüdersdorfer Futterphosphat-Fabrik
Ich hab die alten Fotos von der Rüdersdorfer Fabrik, die ich mit der Einwegkamera gemacht habe, tatsächlich noch in meiner Fotobox gefunden.

Eine Woche später kamen wir zurück. Diesmal mit einer Einwegkamera – kaum vorstellbar, aber damals hatte ich keine Kamera! Die Fotos wollten wir der zuständigen Umweltbehörde zeigen. Denn bei aller Liebe zu Lost Places – dieser hier konnte nicht so bleiben, denn er ging definitiv zu Lasten der Umwelt. Doch als wir das Gelände betraten, hatte sich schon etwas getan: Die Fässer waren entfernt und die Fenster des Laborgebäudes zugenagelt.

Vor kurzem habe ich gelesen, dass dies einer der größten Umweltskandale Brandenburgs war. Es sollen rund 80 Fässer mit Öl und ölhaltigen Flüssigkeiten gewesen sein, die hier lagerten. Ein Teil war bereits undich tun dlief unkontrolliert ab. Dazu kamen die Chemikalien, die in dem Labor noch ein den Regalen standen oder bereits auf dem Fußboden vor sich hin reagierten.

Geschichte des Chemiewerkes Rüdersdorf

Die Geschichte des Chemiewerkes Rüdersdorf geht bis in das Jahr 1900 zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von den sowjetischen Besatzern weitgehend demontiert. Ab 1950 begann man schließlich, die verbliebenen Drehrohröfen zur Herstellung von Futterphosphat zu nutzen. Es wurde unter dem Namen RÜKANA europaweit vermarktet. Die Anlage wurde immer weiter ausgebaut, neue Öfen wurden in Betrieb genommen und die Produktion erreichte 1988 ihren Höhepunkt. Nach der deutschen Wiedervereinigung sank der Absatz und führte im Jahr 1999 schließlich zur Einstellung der Produktion und zur Werkschließung. Abbrucharbeiten wurden begonnen aber wieder eingestellt. Seit 2000 wird das Gelände vom Location-Scout des Studio Babelsberg für Filmproduktionen vermittelt. Weitere Nutzungspläne gibt es nicht. Die Altlasten sind für Investoren wahrscheinlich zu abschreckend.

Verlasserner Ort bei Berlin: Rüdersdorfer Futterphosphat-Fabrik
Als ich damals durch die Hallen gelaufen bin, kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus.

Besichtigung: Zutritt verboten. Die Volkshochschule hatte vor einiger Zeit einen Fotoworkshop hier angeboten. Vielleicht kommt da mal wieder ein Angebot. Ansonsten: Von der Schachtofenbatterie des Museums­parks Rüdersdorf (6 Euro Eintritt) habt ihr aber einen guten Blick auf das alte Chemiewerk.
Adresse: Gutenbergstraße, 15562 Rüdersdorf bei Berlin
Anfahrt: Mit der S3 bis S-Bahnhof Friedrichshagen, dann weiter mit der Tramlinie 88 bis Rüdersdorf, Marktplatz. Von hier lauft ihr etwa 30 Minuten bis zur Schachtofenbatterie.


#11 Lokschuppen Pankow-Heinersdorf

Der ehemalige Rundlokschuppen des Bahnbetriebswerks in Pankow-Heinersdorf ist ein wunderschöner aber leider auch extrem verfallener Lost Place. Der für 24 Lokomotiven ausgelegte Rundbau wurde 1893 errichtet. Es ist der Letzte und auch der Größte seiner Bauart. Der Backsteinbau verbirgt im Inneren eine Drehscheibe, hier wurden früher Lokomotiven repariert. Neben dem eindrucksvollen Lokschuppen gibt es noch weitere Backsteinbauten und eine open Air Stellwerk auf dem Gelände.

Das Kuppeldach des Lokschuppens ist bereits stark verfallen.

Seit Ende der 1990er Jahre ist das Bahnbetriebswerk jedoch verlassen und verfällt zunehmend. Besonders deutlich kann man dies an dem Kuppeldach des inzwischen Einsturz gefährdeten Lokschuppens erkennen. Durch Löcher im Dach regnet es herein und erste Bäume haben ihre Wurzeln auf dem Dach geschlagen.

Wie lange wird das denkmalgeschützte Gebäude noch aushalten ohne die dringenden Sanierungsmaßnahmen?

Ende 2009 erwarb der Berliner Möbelhändler Kurt Krieger das rund 40 Hektar große Bahnhofsgelände. Er will hier das neue Stadtquartier „Pankower Tor“ mit 2000 Wohnungen, Möbelhäuser und Schulen bauen lassen. Der Lokschuppen sollte dafür abgerissen werden. Doch das wurde per Gerichtsbeschluss verhindert und stattdessen Sanierungsmaßnahmen gefordert. Doch diese Aufforderung wird vom Eigentümer bisher leider ignoriert. Wie lange das historische, denkmalgeschützte Bauwerk  aus der Jahrhundertwende dem Verfall noch standhalten kann ist unklar.

Besichtigung: Die Gebäude sind eingezäunt und das Betreten ist verboten. Den besten Blick auf den Lockschuppen habt ihr von der S-Bahn-Station und von der Straßenbrücke über die Bahngleise.
Anfahrt: Der Lockschuppen liegt direkt am S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf.

Alte Straßenlaterne am Lokschuppen

#12 Flugplatz Werneuchen

Der Flugplatz Werneuchen wurde ab 1935 als Übungsplatz der Luftwaffe gebaut. Der Bau der eigentlichen Anlagen begann im Frühjahr 1936 und wurde im November des folgenden Jahres abgeschlossen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Flugplatz weiter ausgebaut und von den sowjetischen Truppen bis zu deren Abzug 1993 militärisch genutzt. Der Flugplatz ist immer noch ein Sonderverkehrsflugplatz, auf dem Flugzeuge bis zu einem Gewicht von 5,7 Tonnen landen dürfen.

Das alte Kraftwerk am Flugplatz Werneuchen

Aufgrund von illegalen Autorennen auf dem Flugplatz und auch auf der Start- und Landebahn wurde die Landebahn geteilt, um diese in Zukunft zu verhindern. Zu diesem Zweck wurde ein ca. 0,7 m hoher Erdwall aufgeschüttet, der die Start- und Landebahn in einen 900 m langen westlichen und einen 1499 m langen östlichen Abschnitt teilt. Nur der östliche Abschnitt ist noch für den Flugbetrieb zugelassen.

Das alte Casino am Flugplatz in Werneuchen
Hochbunker neben dem alten Kraftwerk

In der Nähe der Start- und Landebahn befinden sich noch alte, mit Graffiti beschmierte, verrostete Hangars, eine Kraftwerksruine, ein Hochbunker, ein ehemaliges Casino und weitere Gebäude und Ruinen.

Besichtigung: Die Gebäude sind nicht eingezäunt, dennoch ist das Betreten wegen Einsturzgefahr verboten. Aber auchh von außen sind die Gebäude eindrucksvoll und bieten viele tolle Fotoperspektiven.
Anfahrt: Am Ende der Klawitterstraße in Werneuchen führt euch ein Feldweg auf das Gelände.

Auf dem Gelände befinden sich drei riesige leerstehende Hangars

#13 Rangierbahnhof Tempelhof auf dem Südgelände Schöneberg

Bereits im Jahr 1879 entstand auf dem Schöneberger Südgelände (damals noch am Stadtrand Berlins) das Bahnausbesserungswerk. Zehn Jahre später wurde hier der Rangierbahnhof Tempelhof eröffnet. Nach weiteren Ausbaumaßnahmen entwickelte sich dieser bis 1945 zum wichtigsten Güterumschlagplatz Berlins. Hier wurden auf etwa 60 parallel verlaufenden Gleisen täglich bis zu 130 Züge der Berlin-Anhaltinischen und der Berlin-Dresdener Eisenbahn neu zusammengesetzt. Im Jahr 1952 wurde jedoch aufgrund der veränderten politischen Situation der Zugverkehr eingestellt. Allein der Werkstattbetrieb wurde bis Anfang der 1990er Jahre noch fortgeführt.

Schöneberger Südgelände
Warnschild an der alten Lokhalle.

Heute sind noch immer zahlreiche Anlagen des alten Rangierbahnhofes erhalten, darunter eine Drehscheibe, Gleise, eine Lokhalle, eine Dampflokomotive sowie der alles überragende 50 Meter hohe Wasserturm.

Die Natur hat sich die brachliegenden Eisenbahnflächen zurückerobert. Insbesondere die Gleise sind stark überwachsen. Im Laufe der Zeit haben sich auf dem Südgelände auch seltenere Arten angesiedelt. Mit der Gründung des Natur-Parks im Jahr 2000 wurden die Flächen unter Natur- und Landschaftsschutz gestellt. Angelegte Wege führen über das Gelände, es gibt Infotafeln, Kunstobjekte und ein kleines Café. Künftig soll der Lokschuppen auch als Halle für Veranstaltungen genutzt werden können.

Schöneberger Südgelände Dampflok
Die Dampfloks der Baureihe 50 wurden in der Zeit von 1939 bis 1948 gebaut. Auf dem alten Rangierbahnhof steht eine der insgesamt 3164 hergestellten Loks. Diese hier ist aus dem Jahr 1941. Im Jahr 1993 wurde die Lok ausgemustert und steht seit 1997 auf dem Südgelände.

Besichtigung: Für die Erhaltung des Parks wird ein Eintritt von 1 Euro erhoben, zahlbar am Ticketautomaten an den Eingängen. Öffnungszeiten: Täglich ab 09:00 Uhr. März und Oktober bis 18:00 Uhr; April und September bis 20:00 Uhr; Mai bis August: bis 21:00 Uhr; November bis Februar: bis 16 Uhr.
Adresse: Das Südgelände erstreckt sich entlang der S-Bahn Linie zwischen S-Bahnhof Südkreuz und S-Bahnhof Priesterweg. Es gibt einen Eingang am südlichen und einen am nördlichen Ende des Parks.
Anfahrt: S2 und S25 bis S-Bahnhof Priesterweg

Schöneberger Südgelände Gleise
Auf dem Gelände sind noch viele Gleise erhalten.

#14 Stadtbad Lichtenberg

Das Stadtbad Lichtenberg (auch Hubertusbad genannt) ist eine 1928 eröffnete Bade- und Schwimmanstalt an der Hubertusstraße im Berliner Bezirk Lichtenberg. Das Bad wurde 1991 aufgrund von technischen Mängeln geschlossen und steht seitdem leer. Die Suche nach einem Investor scheiterte aufgrund hoher Denkmalschutz-Auflagen. Eine Studie ergab außerdem, dass die Wiederinbetriebnahme als Stadtbad wirtschaftlich nicht tragbar wäre.

Nunmehr setzt sich der Förderverein Stadtbad Lichtenberg e.V. für den Erhalt dieses einzigartigen Kulturgutes ein. Das frühere Stadtbad soll zum Veranstaltungsort und Begegnungszentrum entwickelt werden. Einige Vorarbeiten sind bereits erledigt, wie beispielsweise die Entfernung von Bauschutt oder die Herrichtung von Elektroanschlüssen und Sanitäranlagen. Der Charme des alten Stadtbades soll bei der Sanierung in Teilen bewahrt werden. So sollen zum Beispiel die Wannen aus den Badekabinen, alte Spiegel und Kleiderhaken in den Umkleiden auch nach der Umgestaltung erhalten bleiben.

Im September 2021 war dieser wunderbare Ort im Rahmen des Tages des offenen Denkmals für Besucher geöffnet. Mehr Informationen und Aktuelles findet ihr auf der Seite des Fördervereins Stadtbad Lichtenberg e.V..

Die bauliche Planung für das Stadtbad Lichtenberg wurde in der Zeit des Ersten Weltkriegs erstellt. Der Spatenstich war im Jahre 1919.
Die Umkleiden befinden sich im Erdgeschoss und auf der Galerie. Die Kabinen sind von der Rückseite zu betreten und nach vorn, zum Badebereich hin, zu verlassen.
Die kleine Schwimmhalle mit einer Bahnlänge von 20 Metern wurde ursprünglich nur zur Benutzung durch Mädchen und Frauen geplant. Hingegen war die große Schwimmhalle mit einer Bahnlänge von 25 Metern für Männer und Knaben vorgesehen.

Besichtigung: In der Regel geschlossen. Besichtigung eventuell am Tag des offenen Denkmals (jährlich im September). Das Bad wird als Eventlocation entwickelt. Ein geplanter Öffnungstermin ist mir nicht bekannt.
Adresse: Atzpodienstraße 6, 10365 Berlin
Anfahrt: U5 Magdalenenstraße


#15 Schaufelradbagger 1473

Im südbrandenburgischen Hörlitz gibt es direkt an der ehemaligen Tagebaukante Meuro den Aussichtspunkt Meurostolln. Von dem 27 Meter hohen Aussichtsturm blickt ihr über den Eurospeedway Lausitz und das Gebiet des ehemaligen Tagebaus. Dort, wo früher Kohle abgebaut wurde breiten sich heute Solarpanels aus. Daneben erinnert ein riesiger Schaufelradbagger an frühere Zeiten.

Der Schaufelradbagger 1473 mit der Typenbezeichnung SRs 1500 wurde 1964/1965 vom VEB Schwermaschinenbau Lauchhammerwerk hergestellt. Er war bis 2002 im Einsatz. Aufgrund seiner blauen Farbgebung wird der Bagger auch das „Blaue Wunder“ genannt. Insgesamt ist der Riese 50 Meter hoch, 171,5 Meter lang und 3850 Tonnen schwer. Mit dem Raupenfahrwerk erreichte er eine Fahrgeschwindigkeit von 6 Metern/Minute und konnte mit seinen 10 Schaufeln bis zu  5130 Kubikmeter pro Stunde fördern.

Schaufelradbagger 1473 Hörlitz Meuro - Blaues Wunder
Die Dimensionen das Schaufelradbaggers sind schwierig einzufangen.

Nachdem der Bagger im Jahr 2002 stillgelegt wurde, übernahmen die Städte Senftenberg, Großräschen und Schipkau den Blauen Riesen. Dieser wurde an seinen heutigen Standort am Rand des früheren Tagebaus umgesetzt, eingezäunt  und sich selbst und Vandalen überlassen. Zunehmender Zerfall machten die Aussicht auf eine touristische Nutzung immer unwahrscheinlicher. Anfang 2019 entschieden die Kommunen schließlich, den Bagger zu verschrotten. Doch viele Bagger-Fans setzten sich für den Erhalt ein und bewirkten schließlich, dass das Landesamt für Denkmalpflege den Schaufelradbagger auf die offizielle Denkmalliste setzte. Wie es mit dem Bagger weiter geht konnte ich noch nicht rausfinden.

Schaufelradbagger 1473 Hörlitz Meuro - Blaues Wunder
Was aus dem “Blauen Wunder” wird, ist mir leider nicht bekannt.
Schaufelradbagger 1473 Hörlitz Meuro - Blaues Wunder
Mit dem Telezoom kann man sogar vom Aussichtsturm viele Details erkennen.

Besichtigung: Der Schaufelradbagger ist eingezäunt, das Betreten ist verboten. Er kann entweder von dem Weg, der einmal rund um den Zaun führt oder von dem Aussichtsturm Meurostolln betrachtet werden.
Adresse: Lange Str. 71, 01968 Schipkau
Anfahrt: Am besten mit dem Auto.


#16 Haidemühler Glashütte

Die erste Haidemühler Glashütte wurde im Jahr 1835 vom Glasfabrikanten Greiner errichtet. Hier wurden Hohlgläser, Lampenschirme und Parfümgläser hergestellt. Es folgten mehrere Wechsel der Besitzer, Konkurs, Rekonstruktionen, kriegsbedingte Betriebseinstellungen und schließlich Modernisierungen in den 60er Jahren.

Haidemühler Glashütte Lost Place Lausitz
Die zwei Schornsteine sind bereits von weitem zu sehen.

Die Haidemühler Glashütte war eines der modernsten Werke in der DDR. Ab 1971 war sie zudem der einziger Hersteller von 0,5l Milchflaschen in der DDR und exportierte auch in westliche Staaten. Rund 345.000 Flaschen sollen hier jeden Tag vom Band gelaufen sein. Nach der Wiedervereinigung übernahm die Treuhand das Werk. Mit dem Ergebnis, dass die Produktion 1992 eingestellt wurde und 1280 Beschäftigte ihre Arbeit verloren. Ordentlich geräumt wurde das Gelände nie.

Haidemühler Glashütte Lost Place Lausitz
In einigen Gebäuden findet man noch schöne Details.
Haidemühler Glashütte Lost Place Lausitz
Berge von Glasflaschen werden langsam von Bäumen überwachsen.

In den alten Hallen lagern noch immer tonnenweise Säcke mit Kaliumcarbonat, leere Gasflaschen stapeln sich zwischen den Gebäuden und ölige Abfälle faulen in Containern vor sich hin. Der Anblick des Geländes der alten Glasfabrik lässt einen kaum vermuten, dass man mitten in Deutschland ist. Nichts ist abgesperrt, keine Verbotsschilder und niemand scheint sich um den Ort zu kümmern. Die Glasfabrik sollte dem Braunkohletagebau weichen. So wurde es zumindest 1993 festgelegt. Die Umsiedlung der Einwohner von dem Ort ist bereits erfolgt. Doch die Pläne haben sich geändert und das Gelände der alten Glashütte wird nicht abgebaggert.

Haidemühler Glashütte Lost Place Lausitz
In den Hallen lagern noch Tonnen von Kaliumcarbonat.
Haidemühler Glashütte Lost Place Lausitz
Auch hier ist der Verfall deutlich zu sehen.

Besichtigung: Das Objekt ist nicht eingezäunt, es stehen keine Schilder. Es ist stark verfallen. Stand 10/22.
Adresse: Haidemühle
Anfahrt: Am besten mit dem Auto.


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