Gibt es noch weiße Flecken auf der Landkarte? Oder anders gefragt: Kennt ihr das alte Königreich Guge? Einst war es Zentrum einer Hochkultur. Heute liegt es jedoch abseits der meisten touristischen Routen in Westibet – einer der abweisendsten Gegenden der Erde. Eingebettet in eine unwirklich erscheinende Canyon Landschaft mit Panorama auf den Himalaya bringt euch das alte Königreich zum Staunen. Kommt mit auf eine Entdeckungstour zu einem lohnenswerten und kaum bekannten Reiseziel in Tibet. Folgt mir in meinem Artikel zu den Quellen des tibetischen Buddhismus bis in das vergessene Königreich Guge in Westtibet.
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Inhalt
No Pictures!
Ein Mahnmal gegen Gewalt und Zerstörung?
Kurze Geschichte des Königreichs Guge
Ruinen von Tsaparang
Kloster Tholing in Zanda
Anfahrt – Ein weiter Weg bis Guge
No Pictures!
Im Roten Tempel von Tsaparang ist das Licht schummrig, die Atmosphäre mystisch. Das Schild, das an einem der Holzpfeiler für das Tempeldach hing, war deutlich: “No Pictures!” Geahnt hatte ich es ja bereits vorher. In den meisten Klöstern und Tempeln Tibets ist das Fotografieren im Inneren nämlich nicht erlaubt. Manchmal wird es aber gegen eine kleine Gebühr von 10 bis 20 Yuan genehmigt. Die hätte ich gerne bezahlt. Schließlich kommt es ja auch dem Erhalt der Klöster zu Gute. Dieses Geld könnten die Tempel von Tsaparang für eine künftige Restaurierung gut gebrauchen.
Ein Mahnmal gegen Gewalt und Zerstörung?
Die Zerstörung, die während der Kulturrevolution an den tibetischen Tempeln begangen wurde, ist in diesem Teil Tibets noch deutlich sichtbar. Denn erst drei Jahre zuvor, im Jahr 2016, wurde begonnen, den Schutt teilweise abzutransportieren. Bruchstücke der Buddhafiguren wurden in der Mitte des Roten Tempels aufgestapelt. Auf den Spitzen der Steinberge balancieren abgebrochene Köpfe. An den Wänden hängen Körperteile zerstörter Figuren und lassen mich an ein Massaker denken.
Der Weiße Tempel wirkt ebenso leer. Denn von den Statuen ist nur ein kleiner Teil bisher rekonstruiert worden. Dadurch kommen die kunstvollen Wandgemälde allerdings noch besser zur Geltung. Die Kombination der Kunst der alten Hochkultur und der offen sichtbaren Zerstörung aus den Jahren der Kulturrevolution irritiert und fasziniert zugleich.
Doch vielleicht wird sich an dieser Abgeschiedenheit bald was ändern. Die Überlandstrasse nach Zanda wird immer weiter ausgebaut, in Zanda selbst werden Straßen asphaltiert, die Neubauten sprießen wie Pilze aus dem Boden. Viele Han-Chinesen drängen bis nach Zanda vor und öffnen Geschäfte, Hotels und Restaurants. Mittlerweile gibt es hier, im äußersten Tibet, Hotels und Restaurants, deren Speisekarten nur noch auf chinesisch sind. Eine neue Herausforderung für das alte Königreich Guge.
Von allen Tempeln, die ich auf meiner Tibetreise gesehen habe, haben mich die Tempel von Tsaparang am meisten berührt. Denn sie wirkten auf mich wie ein Mahnmal gegen Gewalt und Zerstörung. Mir ist ein Foto von Außen in das Innere des Roten Tempels gelungen, das euch vielleicht einen kleinen Eindruck von dem Ort gibt. Gerne hätte ich euch mehr Bilder gezeigt, doch statt der Fotos müssen diesmal die Texte Bilder vor euren Augen entstehen lassen.
Kurze Geschichte vom vergessenen Königreich Guge in Westtibet
Das alte Königreich Guge, gegründet im 11. Jahrhundert, liegt heute zum Teil in Westtibet und zum Teil in Indien. Yeshe Ö, der König von Guge, sandte damals den Mönch Rinchen Zangpro für Studien nach Indien. Später wurde Rinchen Zangpro dann zur Schlüsselfigur bei der Einführung des Buddhismus in Tibet im 11. Jahrhundert. Er übersetzte Texte aus dem Sanskrit und baute zudem 108 Klöster. Darunter auch die von Thöling und Tsaparang. Die berühmten Wandmalereien ließ er dabei von Künstlern aus Kashmir anfertigen. Später wurde auf Veranlassung von Rinchen Zangpro der große indische Gelehrte Atisha nach Tibet eingeladen. Rinchen Zangpro und Atisha schufen im Folgenden hier in Guge die Grundlagen für die ‚zweite’ und dauerhafte Verbreitung des Buddhismus in Tibet.
Im Jahr 1624 zerfiel jedoch das tibetische Königreich Guge nach einer Belagerung durch die Ladakhis. Der König von Guge und seine Familie wurden währenddessen gefangen genommen und in die Hauptstadt von Ladakh gebracht. Guge kam anschließend unter die Herrschaft von Ladakh und verlor seine Bedeutung als kulturelles Zentrum
Ruinen von Tsaparang
Tsaparang war die weltliche Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Guge in Westtibet. Der Sitz des Königs war damals die Zitadelle. Diese Festung aus dem 9. Jahrhundert thront hoch oben auf einem etwa 200 Meter hohen Berg. Ein Aufstieg bis zur Zitadelle ist zwar anstrengend, aber ihr werdet mit atemberaubenden Aussichten sowie mit Einsichten in die Geschichte Westtibets belohnt. Hier lest ihr, warum ein Besuch der Ruinen von Tsaparang unbedingt auf eurer To-Do-Liste für Tibet stehen sollte und was ihr hier in dem vergessenen Königreich Guge sehen könnt.
Das Kloster Tholing in Zanda
Das Tholing-Kloster aus dem 9. Jahrhundert ist ein buddhistisches Kloster. Zudem war es religiöses Zentrum des alten Königreiches Guge. Das Kloster ist für seine teilweise erhaltenen Wandmalereien berühmt und steht seit 1996 auf der Denkmalliste der Volksrepublik China. Wenn ihr das vergessene Königreich Guge in Westtibet besucht, dann solltet ihr dem Kloster Tholing ebenfalls einen Besuch abstatten. Hier erfahrt ihr mehr über das Kloster Tholing.
Anfahrt – Ein weiter Weg bis Guge
Der Ausgangspunkt für unseren Besuch des alten Königreichs Guge war die Stadt Zanda (3.760 m Höhe). Die Stadt liegt etwa 1.500 km westlich von Lhasa und 250 km südwestlich von Darchen entfernt. Sie wurde neben dem Kloster Tholing errichtet und ist nun die neue Hauptstadt Westtibets, bestehend aus ein paar Geschäften, Hotels, Restaurants und zwei Armee Stützpunkten. Für die Anreise von Darchen aus solltet ihr am besten einen ganzen Tag einplanen.
Die Fahrt führt zunächst durch eine selten besuchte Nomadenregion. Nach dem letzten Pass von 5.166 m Höhe habt ihr einen weiten Panoramablick auf den westlichen Himalaya in Ladakh. Insbesondere der Aussichtspunkt “Tibet Clay Forest of Zhada”, ein Geopark, läd zu einem Zwischenstop ein.
Wind und Wasser haben aus dem Sand und Lößboden im Laufe der Jahrhunderte eine wilde Canyon Landschaft erschaffen, in der sich bizarre Formen wie Erdtrolle erheben. Aus der Entfernung wirken die vertikal aufragenden Gesteinsformen wie Bäume, daher der Name “Clay Forest”.
Den Pass hinunter geht es anschließend auf kurvigen Strassen bis zum Tal des Flusses Satluj. Es ist eine wahre Freude, hier entlang zu fahren, denn hinter jeder Kurve verbergen sich neue überraschende Aussichten.
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Wart ihr selber schon mal in in Westtibet und habt das alte Königreich Guge gesehen? Wie hat es euch gefallen? Habt ihr noch Fragen zu meinem Artikel oder Anregungen? Wenn ja, dann schreibt mir doch einen Kommentar!
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