Shit happens! Kleiner Guide für das große Geschäft in der Natur

Jeder kennt es, jeder kann es und jeder macht es in der Regel einmal am Tag. Es ist also etwas ganz natürliches. Doch in der Natur, fällt es uns plötzlich schwer. Es fängt mit der Suche nach einem stillen Örtchen an, geht mit einer unbequemen Hockstellung und gar fehlendem Klopapier weiter und endet meist mit einer deutlich erkennbaren Hinterlassenschaft in der Natur. Shit happens! Damit ihr das nächste Mal in der Natur euer großes Geschäft wie ein Profi abwickeln könnt, hab ich euch einen kleinen Guide geschrieben. Viel Spaß beim Lesen und nachmachen!

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Was ihr bei eurem großen Geschäft in der Natur erreichen wollt

Euer großes Geschäft soll im Verborgenen bleiben und heimlich im Stillen die gewünschte Erleichterung verschaffen. Andere Wanderer sollen möglichst nichts mitbekommen, nichts davon sehen oder riechen, nicht hineintreten und auch nicht krank davon werden. Die Natur selbst, also der Wald, die Wiese oder der See sollen dabei auch nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Denn im Gegensatz zum Wanderer, der schnell aus dem Minenfeld wieder verschwunden ist, muss die Natur mit eurem Haufen leben. In der Regel einen Monat. In kalten Gegenden länger. Im Eis ewig. Siehe auch die Verrottungstabelle vom österreichischen Alpenverein.

Fair Play in der Natur! So geht’s:

Alles dreht sich um vier wesentliche Punkte:

  1. Verschmutzung von Gewässern durch zusätzlichen Nährstoffeintrag minimieren
  2. Zersetzungsrate maximieren
  3. Soziale Beeinträchtigung minimieren
  4. Kontakt von Insekten oder Wildtieren minimieren

Wenn ihr diese vier Punkte verfolgt, helft ihr der Natur und vermeidet unnötige Krankheitsübertragungen.

In der Regel dauert der Zersetzungsprozess von menschlichem Kot einen Monat. Die von Papiertaschentüchern ist ein bis fünf Jahre.

Wie scheißt man in die Natur, ohne die Natur dabei anzuscheißen?

Um die Natur nicht anzuscheißen gibt es grundsätzlich zwei Strategien:

Variante 1: Vergrabt euren Haufen in einem 15 bis 20 cm tiefen Loch, in einem sogenannten Cat Hole

Variante 2: Einpacken, mitnehmen und nach der Tour entsorgen

Zu den Details komme ich gleich…

Informiert euch, ob es in der Gegend, wo ihr auf Tour geht, Vorschriften für den Umgang mit Fäkalien gibt. In einigen hochgelegenen, (sub)arktischen, sensiblen oder stark genutzten Gebieten ist es ratsam oder sogar vorgegeben, dass ihr euren Scheiß einpackt und wieder mitnehmt.

Ein Rechenbeispiel

An einem Sommertag stehen 20 Zelte in der Kvalvika Bucht, einer wunderschönen Bucht im Lofotodden Nationalpark, Lofoten. Bei ein bis zwei Personen pro Zelt, sind dies ca. 30 Übernachtungsgäste und bis zu 30 Haufen pro Tag. Nehmen wir mal optimistisch an, das Klopapier wird im Müllbeutel gesammelt und die Anzahl der Übernachtungsgäste ist zu Beginn und zum Ende der Saison (Juni und August) nur halb so hoch wie im Juli. Dann sind es immer noch rund 1.845 (halbzersetzte) Haufen am Ende der Friluftsliv-Saison. Wenn jeder Haufen rund 400 Gramm wiegt, dann ist das fast eine Tonne Kot am Ende der Saison. Das ist etwa das Gewicht, das zwei bis drei Islandpferde auf die Waage bringen. Damit muss die Natur erstmal klar kommen. Im kalten Norden ist das nicht so einfach, die Zersetzungsdauer ist deutlich länger als in Mitteleuropa. Vermutlich werden die Reste erst mit der Schneeschmelze im kommenden Frühjahr komplett im Meer verschwinden.

Drei Eimer Kacke haben zwei Mädels vom Lofotodden Nationalpark eingesammelt. Die “Ausbeute” von 1,5 Wochen Sommersaison in der Kvalvika.

Übrigens: durch die vielen Toilettengänge in der Bucht ist das Wasser aus den Bächen nicht mehr ohne vorherige Aufbereitung genießbar. Schilder warnen die Besucher entsprechend vor Keimen.


Cat Hole – Vergrabt euren Haufen im Katzenloch

Die Strategie, die hinter dem Cat Hole steckt ist einfach: gebt der Natur die Chance, sich selbst zu reinigen in dem ihr euer Geschäft gut überlegt platziert. Bedeckt euren Haufen anschließend, damit negative Auswirkungen minimiert werden. Katzen wissen das und tun dies instinktiv.

Wie gut ist euer Instinkt? Take the Quiz: Welches ist der beste Platz für ein Cat Hole?

Die Auflösung findet ihr am Ende des Artikels.

Bild 1
Bild 2
Bild 3
Bild 4

Schritt für Schritt zum großen Geschäft mit dem Cat Hole

  1. Eine geeignete Stelle für das Geschäft finden:
    • 60 Meter (ca. 70 Schritte) Entfernung von Gewässern und nicht in einer Abflussrinne, wo das Wasser bei Regen oder Schneeschmelze lang fließt. Wenn ihr oberhalb eines Gewässers seid, dann achtet hier besonders auf ausreichend Abstand. Sonst trägt der nächste Regen die aufgelösten Fäkalien direkt ins Wasser.
    • Nicht in Sichtweite von Trails oder Camps
    • Kein mit Wasser gesättigter Boden
    • Am besten ein sonniges, warmes Plätzchen, denn dort sind die Zersetzungsraten am besten
  2. Grabt ein 15 bis 20 cm tiefes Loch
    • Benutzt dazu eine kleine Schaufel, einen Ast oder einen anderen improvisierten Gegenstand.
    • Beim Versuch, mit dem Trekkingstiefel ein Loch zu graben, verdichtet man den Boden meist nur, was kontraproduktiv ist.
    • Hebt die oberste Schicht am besten in einem Stück heraus, insbesondere bei Grasboden.
  3. Steigert die Zersetzungsrate, indem ihr euer Geschäft und etwas Boden mit einem Stöckchen vermischt.
  4. Schüttet euer Loch zu und versucht dabei, die Bodenoberfläche wieder herzustellen, wie sie vorher war. Was nicht so gut ist und warum: Einen großen Stein direkt auf den Haufen legen. Die Gefahr, dass jemand reintritt wird dadurch zwar geringer, aber die Zersetzung wird verlangsamt, da die Angriffsfläche und die Belüftung reduziert werden.
  5. Packt euer Klopapier in einen Müllbeutel. Auch andere Hygieneprodukte wie Feuchttücher, Tampons und Binden gehören dort hinein.

Shit to go! Einpacken und Mitnehmen

Die Marktlücke wurde längst erkannt und der Handel bietet verschiedene Arten von Shit-Beuteln an.

Da gibt es beispielsweise die Biffy Bags aus Amerika, die ich bei der letzten Wanderung auf den Lofoten ausprobieren konnte. Der Lofotodden Nationalpark hat die Beutel im Rahmen eines Projektes für Camper in der beliebten Bucht Kvalvika kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Bucht wird im Sommer von vielen Tages- und auch Übernachtungsgästen besucht. Toiletten gibt es jeweils an den Parkplätzen… gut und gerne zwei Stunden entfernt.

Im Rahmen eines Projektes stellt der Lofotodden Nationalpark den Overnight Campern Biffy Bags zur Verfügung. Wir haben sie ausprobiert…
Zur fachgerechten Entsorgung der gefüllten Biffy Bags stehen an den Trailheads zur Kvalvika blaue Container bereit.

Die Biffy Bags haben innen einen grünen Plastiksack, der als Hilfe zum Eintüten des Haufens gedacht ist. Dieser landet dann in dem silberfarbenen Beutel mit einem Absorptionsmittel. Das grüne Plastik wird dann ebenfalls in den silberfarbenen Beutel gesteckt der dann luft- und geruchsdicht verschlossen wird. Ein bisschen Klopapier und ein Handdesinfektionstuch sind inklusive. Ein Rundum-Sorglos-Paket? Kommt drauf an, aus welcher Perspektive man drauf schaut: erstmal schön für die Natur. Aber es entsteht dadurch natürlich zusätzlicher Müll (das Biffy Bag selbst), der über den Hausmüll zu entsorgen ist. An den Parkplätzen im Nationalpark stehen große, blaue Container für die Entsorgung bereit.

Biffy Bag vor…
…während…
…und nach der Benutzung.
Hat super geklappt!

Natürlich gibt es auch einfachere Methoden: so kann man auch in einen ganz normalen Müllbeutel sein Geschäft machen und es dann in einen weiteren dicht verschließbaren Beutel stecken. Kletterer haben dazu zum Beispiel die Poop Tubes. Dem eigenen Einfallsreichtum sind da keine Grenzen gesetzt.


Etwas Biologie

Menschlicher Kot besteht aus Wasser, unverdauter Nahrung, Fetten, Stärke, Enzymen, Gallenprodukten und Teilen unserer Darmflora sowie etwaigen Krankheitserreger. Die mit dem Kot ausgeschiedenen Bakterien setzten den Abbauprozess im Cat Hole fort. Unterstützt werden sie von im Boden vorkommenden Pilzen und anderen Mikroorganismen. Am Ende des Abbauprozesses werden Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium, frei. Diese sind für das Pflanzenwachstum unerlässlich. Doch wenn zu viele davon ins Gewässer gelangen, können sie Algenblüten auslösen und die Faune und Flora im Gewässer schädigen.

Die Zersetzungsdauer von Kot hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Zusammensetzung des Kots, der Temperatur, dem Feuchtigkeitsgehalt und dem Vorhandensein von Sauerstoff. Je nach den Bedingungen dauert die Zersetzung unterschiedlich lange.

Mit dem Kot werden viele Keime ausgeschieden. Manche davon können einen krank machen, in der Regel kommt es zu Durchfall. Typische Krankheiten, die über Fäkalien und verunreinigtes Wasser übertragen werden, sind Cholera, Typhus und Hepatitis A. 


Geschäftsregeln für das kleine Geschäft in der Natur

Für alle, die nur ihr kleines Geschäft in der Natur verrichten wollen gilt folgendes:

  • Entfernt euch von Wegen und vom Camp, da sich sonst je nach Wetter unangenehme Gerüche entwickeln können.
  • Pinkelt nicht in oder zu nah an kleinen Gewässern wie Tümpeln, Bächen oder Teichen. Entfernt euch etwa 60 Meter.
  • In große Flüsse oder ins Meer könnt ihr hingegen direkt reinmachen, da sich der Urin im Wasservolumen schnell ausreichend verteilt.
  • Tiere können von dem Salz im Urin angezogen werden. Um an das Salz zu kommen, graben sie dann möglicherweise empfindliche Vegetation aus. Es empfiehlt sich daher, auf Felsen, Steine oder Laub und Nadeln zu pinkeln und nicht auf Moos und Blumen.

Spezial-Tipp für alle Frauen

Mit einem speziellen Pinkel-Trichter könnt ihr im Stehen pinkeln und bei kaltem oder regnerischem Wetter eure Hosen oben lassen. Nach ein paarmal Üben geht auch nix mehr daneben.


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Auflösung Quiz

Der markierte Platz in Bild 3 ist am besten für ein Cat Hole geeignet. Warum? Er ist mehr als 60 Meter vom Gewässer entfernt, abseits vom Wanderpfad und es ist in der Nähe der Bäume davon auszugehen, dass genügend organisches Material am Boden ist, in welches man ein Loch graben kann. Außerdem geben die Bäumchen auch etwas Privatsphäre.

Erstes Bild: Der Platz ist ungeeignet, da zu nah am Gewässer.

Zweites Bild: Auch dieses Örtchen ist nur bedingt geeignet, da es offensichtlich im direkten Zulauf des Baches im Tal liegt. Hier hilft es, den Abstand zum Bachlauf zu vergrößern.

Viertes Bild: Im Sand kann man einfach Löcher graben. Doch leider fehlen hier die Mikroorganismen, die beim Abbau mitwirken. Außerdem würde durch das Graben der Hang der kleinen Düne destabilisiert und Erosion gefördert.


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