Feucht, stürmisch, unwiderstehlich – Island Trekking auf dem Laugavegur

Island Trekking auf dem Laugavegur
Feucht, stürmisch und unwiderstehlich - Island Trekking auf dem Laugavegur

Island. Nach den ersten zwei Tagen auf dem Laugavegur gehört Trekking in Island für mich zum Wassersport. Ich verfluche die Regenhülle für meinen Rucksack, die immer halb wegfliegt, und glaube nicht mehr an Goretex-Stiefel und Leichtgewichts-Ausrüstung. Unterwegs entdecke ich mein verborgenes Talent fürs Reparieren von Outdoorausrüstung: Isomatten, abfallende Schuhsohlen, Risse, durchbrochene Rucksackschnallen… Am letzten Tag und nach rund 55 Kilometern auf Islands bekanntestem Weitwanderweg fühle ich mich schließlich mit allen Wassern gewaschen und laufe gleich noch weiter über den Fimmvörðuháls bis nach Skógar. Einfach unwiderstehlich!

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Laugavegur Island
Kleine Schneeherzen am Rand des Trails.

Isländisches Wetter sorgt für Abwechslung

Der Laugavegur gilt als einer der schönsten Trails der Welt. Doch was genau macht das Trekking auf dem Laugavegur in Island so besonders? Das Isländische Wetter kanns nicht sein, oder? Oder vielleicht doch, denn das Wetter gibt dem Weg eine ganz besondere Atmosphäre: leichter Nebel und tief hängende Wolken ließen mich die Existenz von Trollen nicht mehr ganz ausschließen. Außerdem gaben die Wolken meinen Fotos eine tolle, dramatische Wirkung und der immer währende Wind ließ einen die Natur noch intensiver spüren. Die schnellen Wetterwechsel brachten außerdem eine gewisse Dynamik in die Wanderung: kaum hatte man Sonnencreme aufgetragen zog man schon wieder die Regenjacke an und suchte seine Handschuhe.

Bereitet euch auf schlechtes Wetter vor und nehmt wasserdichte und warme Kleidung mit. Auch wenn der Wetterbericht nur Sonne verspricht! Ihr seid mehrere Tage unterwegs – da kann sich die Vorhersage auch mal ändern. Vergesst nicht: Es sind schon Leute bei Schlechtwettereinbrüchen auf dem Laugavegur erfroren!

Wetterbericht für Island: vedur.is

Weitere Infos zu Trails in Island: safetravel.is

Das wechselhafte Wetter überrascht immer wieder mit neuen tollen Wolkenformationen.

Was ihr hier lesen werdet

Es gibt bereits zahlreiche Blogs, die den Laugavegur in allen Details beschreiben und viele Fakten liefern. Da möchte ich nicht noch einen schreiben. Daher werde ich im folgenden über ein paar Details schreiben, die wir auf der Tour erlebt haben und die euch vielleicht helfen können wenn es um mehr als nur GPS-Routen, Camps und Busverbindungen geht.

Wisst ihr, wie ihr euren Rucksack am besten packt? Oder wie ihr eure eigene Gehzeit berechnen könnt? Worauf es beim Durchwaten eines Flusses drauf ankommt? Habt ihr eure Ausrüstung vorher mal auf Schwachstellen untersucht oder habt ihr euch überlegt, was ihr zum Reparieren eurer Ausrüstung bzw. welche Ersatzteile ihr mitnehmen solltet?
Das und ein paar Storys dazu lest ihr in den nächsten Kapiteln.

Und warum mein Beitrag diesen etwas doppeldeutigen Titel hat? Naja, es entspricht der nackten Wahrheit. Und es gibt schon so viele Artikel, die heißen: “Guide für den Laugavegur”, “XX Tipps für den Laugavegur”, “Laugavegur – alles was du wissen musst”… Da klingt mein Blog doch spannender, oder?

Gut zu wissen! Allerdings am besten schon, bevor man am Trailhead steht.

Die Landschaft treibt zum Wandern an

Jeder Tag auf dem Laugavegur überrascht mit einer andersartigen Landschaft. Das motiviert zum Vorwärtsgehen, denn man will ja schließlich sehen, welche tolle Aussicht sich hinter der nächsten Ecke oder hinter der kommenden Anhöhe versteckt. Je schöner die Landschaft, umso leichter läuft es sich. Sogar mit meinen zusätzlichen fünf Kilogramm Kameraausrüstung.

Wir sind den Trail in vier Etappen gegangen:

EtappeLängeHöhenmeter bergauf
Landmannalaugur – Hrafntinnusker12 km470 m
Hrafntinnusker – Alvtavatn12 km490 m
Alvtavatn – Botnar16 km40 m
Botnar – Þórsmörk15 km300 m
Der Laugavegur ist durchgängig markiert und es gibt immer wieder Schilder mit Entfernungsangaben.

Wo ist das Gepäck?

Stellt euch mal folgende Situation vor: Ihr habt erprobte und bewährte Outdoorausrüstung – Stiefel, Isomatte, Trekkingrucksack, Schlafsack, Kleidung, und, und, und… Und dann ist plötzlich alles weg. Ihr wartet, dass es endlich wieder auftaucht, niemand kann euch sagen, wo euer Gepäckstück abgeblieben ist. Eine Woche vergeht, die zweite Woche vergeht, die dritte. Und dann fliegt ihr nach Island, um den Laugavegur zu trekken und habt entweder alte, geliehende oder neu gekaufte Ausrüstung. Danke Lufthansa! Das Gepäck von meinem Partner ging auf dem Flug von Los Angeles nach Berlin beim Umsteigen in Frankfurt verloren. Es dauerte drei Monate, bis es wieder auftauchte! Kaum zu glauben, oder? Aber leider passierte das im Sommer 2022 bei mehreren Fluglinien mit ziemlicher Regelmäßigkeit.

Mein Partner startet den Laugavegur mit meinem 20 Jahre alten, ausgemusterten Trekkingrucksack, einer alten aufblasbaren Isomatte, einem alten Schlafsack und geliehenen Bergstiefeln, die zum Glück schon eingelaufen waren. Dass die Sohlen fast abfielen, haben wir erst während der Tour gesehen… Und dass die Isomatte nicht mehr lange halten wird, haben wir auch nicht geahnt.

Irgendwann ist auch bei guten Bergstiefeln das Ende nah.

Die Ausrüstung vor der Tour nochmal auf den Zustand prüfen (die eigene und geliehenes) und die Lebensdauer von so manchen Teilen nochmal überdenken kann manchmal helfen.


Etappe 1: Landmannalaugar bis Hrafntinnusker

Nach einer vierstündigen Busfahrt durch den Regen kommen wir bei Regen in Landmannalaugar an. Hier soll es los gehen. Meine Motivation hält sich jedoch in Grenzen, mein Rucksack ist schwer und irgendwie sind hier plötzlich viel zu viele Leute. Zeitgleich mit unserem Bus sind noch zwei andere Busse angekommen, deren Fahrgäste sich nun auf dem Parkplatz verteilen, die Toilette aufsuchen und das netterweise vom Campingplatz aufgestellte Partyzelt belagern. Hatte der Busfahrer nicht noch etwas von einem Imbisswagen mit heißer Suppe erzählt? Ich verdränge den Gedanken und packe stattdessen unsere geschmierten Brote aus. Ich esse schnell, damit das Brot nicht so naß wird. Dann geht’s los. Alle anderen – meist waren es Tagesbesucher – sind schon losgezogen und wir haben nun freie Bahn.

Laugavegur Island Camp Landmannalaugar
Ein letzter Blick zurück zum Campingplatz Landmannalaugar.

Nach den ersten 5 Minuten merke ich, dass ich meinen Rucksack nicht gut gepackt habe: die Kamera und das Teleobjektiv liegen ganz oben, mein Rucksack wackelt auf meinem Rücken, was besonders beim Klettern über die ersten Felsen stört. Ich packe um: das Objektiv kommt weiter runter, dicht an den Körper, etwa da wo meine Schulterblätter sind. Und die Kamera kommt raus um meine Schulter, denn die Fotomotive werden nicht lange auf sich warten lassen. Als Regenschutz für die Kamera habe ich einen wasserdichten Beutel* griffbereit, den ich im Laufe des Tages immer wieder über die Kamera stülpe. Auch gut, aber nicht wasserdicht, ist die Softshellhülle für die Kamera von Peak Design*.


So geht’s: Rucksack richtig packen

  • Leichte Ausrüstung wie Schlafsack, Isomatte, Daunenjacke nach unten.
  • Mittelschwere Ausrüstung, z.B. Kleidung nach oben außen.
  • Schwere Ladung Kameraobjektive, Zelt, Proviant, Trinkwasser in Schulterhöhe möglichst körpernah.
  • Kleinigkeiten, die häufig gebraucht werden, ins Deckelfach.
  • Erste-Hilfe-Set griffbereit.
  • Nutzt Packsäcke, um Ordnung zu halten und damit eure Ausrüstung trocken bleibt.
  • Der Rucksack ist zu klein? Sperriges, leichtes Gepäck könnt ihr auch außen befestigen.

Tief hängende Wolken über einer Schwarz-Weiß-Landschaft am Hrafntinnusker.

Wir laufen durch das Geothermalgebiet von Landmannalaugar mit rauchenden Solfataren, bunt gefärbtem Rhyolithbergen, gelben Schwefelkristallen, pechschwarzem vulkanischem Gestein sowie skurrilen Lavaformationen. Es öffnen sich immer wieder tolle Aussichten, wie die über das schwarze Lavafeld Laugahraun, bunte Bergflanken und weiße Schneeflächen. Im letzten Abschnitt der Etappe queren wir schließlich noch ausgedehnte Schneefelder. Sobald sich der glasartige, schwarze Obsidian dann unter die Gesteine mischt, ist die Hütte am Hrafntinnusker nicht mehr weit. Der Berg ist übersät mit Obsidian, den ihr möglicherweise aus der Serie Game of Thrones schon als Drachenglas kennt.

Das Camp am Hrafntinnusker liegt sehr exponiert und ist teils mit Schnee bedeckt. Die Plätze fürs Zelt bieten mit kleinen Steinwällen aus Obsidian etwas Windschutz.

Laugavegur Island Camp Hrafntinnusker
Das Camp am Hrafntinnusker ist auch im Juli umgeben von Schnee.

Wusstet ihr, dass das Mitnehmen von Steinen aus Island verboten ist?
Nicht vergessen!

Wollt ihr in der Hütte übernachten? Dann reserviert frühzeitig, denn viel Platz gibt es nicht. Wer mit dem Zelt kommt, braucht hingegen nicht zu reservieren. Kosten fürs Zelt mit zwei Personen 5.000 ISK (Stand 07/2022). Wenn ihr zum Bezahlen in die Hütte geht, nehmt etwas mehr Geld mit: es gibt Dosenbier und Schokoriegel.

Laugavegur Island Camp Hrafntinnusker
Die Steinringe im Camp bieten immerhin ein kleines bisschen Windschutz.

So geht’s: Gehzeit berechnen

Ihr wollt wissen, wie lange ihr unterwegs sein werdet? So könnt ihr euren Zeitbedarf abschätzen:

1. Zeitbedarf für den Höhenunterschied: pro Stunde 300 hm im Aufstieg, 500 hm im Abstieg, oder jeweils euren persönlichen Erfahrungswert.
2. Zeitbedarf für die Gehstrecke: pro Stunde 4 km oder euren persönlichen Erfahrungswert.
3. Halbiert den kleineren Wert und addiert ihn zum größeren. Das ist dann euer ungefährer Zeitbedarf ohne Pausen.


Wind und Regen sind hier oben unerbittlich… Schutz gibt es hier oben rund um den Hrafntinnusker nicht, außer die eigene Ausrüstung und Kleidung.

Etappe 2: Hrafntinnusker bis Alftavatn

Die zweite Etappe beginnt im Schnee. Der Trail ist hier gut zu sehen, da sich eine Dreckspur über die weißen Schneefelder zieht. Der Dreck kommt von den freiliegenden, steinigen Wegabschnitten, die sich mit dem Schnee abwechseln. Auf ihnen lässt es sich deutlich besser laufen. Als wir los sind, war es neblig, immer wieder peitschte uns der Wind Regen ins Gesicht und wir hangelten uns von Wegmarke zu Wegmarke, die hier oben besonders groß und daher gut zu sehen sind. Wir kämpfen mit unseren Regenhüllen, die der Wind immer wieder vom Rucksack zerrt. Auch zusätzliche Gurte, die wir drumbinden, helfen nur für kurze Zeit. (Am nächsten Tag habe ich den gesamten Inhalt des Rucksacks wasserdicht in Packsäcke und Mülltüten verpackt und bin ohne Regenhülle gewandert.)

Laugavegur Island
Der Trail ist nicht zu übersehen.

Wieviel Regen, Wind und Nebel darfs denn sein?

Irgendwann ist der Punkt erreicht, dass man den Tag besser im Zelt verbringt und abwartet, bis das Wetter besser wird. Wo genau dieser Punkt liegt ist schwer zu sagen, das hängt von vielem ab. Denkt besser zweimal drüber nach, was für euch passt. Plant einen Puffertag ein und nehmt ein bisschen mehr zu Essen mit. So könnt ihr schlechtes Wetter einfach mal aussitzen.

Wir sind den Tag los – nachdem wir den Wetterbericht geprüft hatten, der eine Wetterverbesserung in Aussicht stellte. Warm und regendicht eingepackt, mit der Karte in einer wasserdichten Kartenhülle*, Kompass, GPS, Thermoskanne und Emergency Shelter*, in dem wir zu zweit schnellen Schutz gefunden hätten.

Irgendwann klart es auf. Wir blicken in ein weites Tal und sehen ganz hinten den See Alftavatn mit der Hütte. Der Weg geht nun bergab und die Landschaft wird wieder grüner. Das Camp am See besteht zwei Hütten, einem Dusch und Toilettenhaus und – jetzt kommt’s – einem Restaurant! Es ist winzig, dafür aber umso gemütlicher.

Laugavegur Island Restaurant im Camp Alftavatn
Wer kann da Nein sagen?

Wenn in Island kein Wind ist, dann ist Sturm…

Das, was da über die Wiese weht, als wir unser Zelt aufbauen, war definitiv kein Wind. Wir hielten unsere Zeltplane mit Händen, Füßen und Heringen fest und haben es dann irgendwie geschafft, alles abzuspannen und festzuzurren. Das Alugestänge bog sich bedrohlich weit in Richtung Boden, hielt aber nach weiterer Unterstützung durch einen Trekkingstock stand. Die Zeltwiese am See bietet keinerlei Schutz, alles ist eben, es gibt keine Steinwälle oder Gebüsche hinter die man sich verziehen kann.

Laugavegur Island Camp Alftavatn
Das Camp am Alftavatn, dem “Schwanensee”.

Das Ding mit der Isomatte

Nachdem wir das Zelt dann stehen haben und uns einrichten, kommt schon die nächste Überraschung: eine unserer Isomatten gibt den Geist auf. Sie behält zwar die Luft drin, aber einige der innen liegenden Verschweißungen der einzelnen Luftkammern sind aufgegangen. Die eine Hälfte der Matte ist nur noch eine große Beule, die geeignete Liegefläche hat sich auf ca. 30 Zentimeter halbiert… da hilft nur grobe Gewalt: wir drücken kraftvoll auf die Matte und lassen weitere der Verschweißungen aufgehen. Etwas Luft ablassen und dann klappt es irgendwie mit dem Liegen. Aber bequem ist anders.

Die Isomatte war etwas älter. Mir ist das bereits bei einer anderen, ähnlichen Matte nach 8 Jahren passiert. Ob ich mich weiterhin bei Touren auf luftgefüllte Isomatten mit diesem Kammersystem verlasse??? Lieber nicht! Was habt ihr da für Erfahrungen? Schreibt mir mal!

Momentan nutze ich die Therm-a-Rest NeoAir Xtherm*. Die ist leicht, kompakt und mit einem R-Wert von 6,9 super warm. In ihrem Inneren sind viele kleine dreieckige Kammern, die für die Wärmeisolation sorgen. Ich hoffe, das hält ein bisschen länger.

Und immer wieder taucht dieses neongrüne Moos auf.

Etappe 3: Alftavatn bis Botnar

Die Nacht hat es gestürmt und durchgehend geregnet. Am Morgen war es etwas weniger stürmisch, aber der Regen hört einfach nicht auf. Langsam leert sich der Zeltplatz, irgendwann stehen nur noch drei Zelte da, darunter unseres. In einer kurzen Regenpause bauen wir ab und packen unsere Rucksäcke. Rund 16 Kilometer liegen vor uns. Wir entscheiden uns, nach 100 Metern erstmal einen Zwischenstopp im Restaurant einzulegen. Ein perfekter Regenschutz mit Kaffee und Kuchen. Naja… es war schon Mittags (es öffnet erst um 12:00 Uhr). Wir warten hier, bis der Regen aufhört und starten dann mit trockenen Klamotten unsere Tagesetappe. Da es Anfang Juli in Island nicht dunkel wird, ist man ja zum Glück völlig frei in seiner Zeiteinteilung!

Gut zu wissen: Sonnenaufgang und Sonnenuntergang in Island

Laugavegur Island Camp Botnar
Blick auf das Camp Botnar.

Ersatzteile und Reparaturset

Vor der Tour hatte ich lange überlegt, welche Ersatzteile und was ich für etwaige Reparaturen mitnehmen sollte. Nach Island ging es für uns noch weiter nach Grönland zum Wandern am Tasermiutfjord und zu einer Kajaktour durch die Fjorde mit ihren Eisbergen. Da lohnte es sich schon, sich über diese “Kleinigkeiten” Gedanken zu machen. Und vielleicht auch etwas mehr mitzunehmen: Schrauben, Kabelbinder, Ersatzschnallen für den Rucksack, Panzertape, Nähzeug, mein Leatherman und so weiter. Schon am ersten Tag brauchte ich das Nähzeug, am zweiten Tag eine Ersatzschnalle und am dritten Tag die Schrauben. Was ich noch dabei hatte, aber nicht brauchte: Blumendraht, Nägel, Gummieband in verschiedenen breiten, Sekundenkleber, Knöpfe, Nieten, Band, kleine Leder-/Gummiestücke, Klettband, stabile Müllsäcke. Außerdem habe ich auf dem Trail alles mögliche gesammelt, was so auf dem Weg lag und brauchbar erschien und dabei gleich der Umwelt was Gutes getan.

Alles dabei? Dieses war die erste Tour, bei der ich Schrauben eingepackt habe. Und prompt hab ich sie gebraucht 🙂

Kurz nachdem ich die abfallende Sohle mit dem Trekkingstiefel wieder fest verbunden hatte, mussten wir die Stiefel gleich wieder ausziehen: ein Fluss versperrte uns den Weg. Das war für uns die erste Furt auf dem Laugavegur – bis hierhin konnten wir über alle Flüsse drüber springen, sie mit Hilfe von Trittsteinen queren oder sind einfach geschwind durchgelaufen.

Also Stiefel aus, Watschuhe* an, Hosenbeine hoch, Hüftgurt auf und Trekkingstöcke* in die Hände.

Durchwaten eines Flusses: wie das geht, könnt ihr hier nachlesen.

Laugavegur Island Fluss
Die ersten zwei Tage kamen wir mit trockenen Füßen durch. Erst am dritten Tag mussten wir die Schuhe ausziehen und den ersten Fluss durchwaten.

Nach etwa vier Kilometern kommt man zur Hvanngil Hütte mit einem schönen und besser vor Wind geschütztem Zeltplatz. Danach ändert sich die Landschaft wieder, es wird steiniger und leuchtend grüne, moosbewachsene Berge erheben sich aus der schwarzen Ebene. Der Weg bis zur Botnar Hütte ist lang aber bietet für alle Fotobegeisterten viele tolle Motive. Mit müden Beinen und Füßen ist der Blick aufs Camp am Ende sicherlich eines der schönsten Motive.

Und weil es hier im Camp so schön ist, bleiben wir gleich zwei Nächte und nutzen unseren freien Tag für eine Tagestour und zum Fotografieren. Den ersten Tag hatten wir unser Zelt an einer tollen Aussicht aufgestellt. Für die zweite Nacht sind wir dann aber hinab ins Tal umgezogen, wo es deutlich windgeschützter war.

Laugavegur Island - Zelt im Camp Botnar
Was für ein toller Zeltplatz… nur ein bisschen windig.

Wanderrucksack und Kamera

Zusätzlich zu der nötigen Wanderausrüstung habe ich noch rund fünf Kilo Kameraausrüstung über den Laugavegur getragen. Die Kamera war meist griffbereit um meinen Oberkörper gehängt. Mit dem Schultergurt störte sie nicht groß. Nur wenn ich Trekkingstöcke genutzt hab, war die Kamera etwas hinderlich und ich habe sie dann am Rucksack festgebunden.

Stop and Go auf dem Laugavegur: ich musste immer wieder stehen bleiben, um ein Foto zu machen.

Die von vielen Fotografen gerne genutzten Kamera Clips “Capture” von Peak Design, mit der man die Kamera am Schultergurt des Rucksacks befestigen kann, passte an meinem Rucksack leider nicht. Das muss ich nochmal mit anderen Schrauben versuchen, die mitgelieferten waren einfach zu kurz. Jetzt habe ich von Tasmanian Tiger eine Kamerahalterung für den Rucksack und modularen Objektivtaschen, die man außen am Rucksack befestigen kann, entdeckt. Vielleicht werde ich die mal ausprobieren.

Wie tragt / befestigt ihr eure Kamera am Trekkingrucksack? Habt ihr Tipps? Dann schreibt sie doch mal in die Kommentare.


Etappe 4: Botnar bis Thórsmörk

Mit Blick auf eine der vielen Gletscherzungen des entfernten Mýrdalsjökull geht’s weiter auf dem letzten Abschnitt des Laugavegur. Nach einem steilen Abstieg überqueren wir den Fluss Botnaá, der sich tief in das Gestein eingeschnitten hat. Zum Glück gibt es eine Brücke. Die Landschaft hier sieht völlig anders aus, als an den ersten drei Tagen. Später laufen wir noch durch schwarzen Sand auf dem Weidengebüsch wächst. Nach einem weiteren Anstieg sehen wir erstmals das Meer. Es kommt mir ewig weit weg vor. Thórsmörk, der legendäre Wald Thors, ist hingegen gar nicht mehr so weit weg. Doch bevor wir in die Wälder aus Zwergbirken und gelben und blauen Blumen eintauchen, müssen wir noch den Fluss Þrongá durchwaten. Dies war der tiefste und breiteste Fluss, den wir zu durchwaten hatten.

Canyon am Laugavegur Island
Gut, dass es hier eine Brücke gibt!
Laugavegur Island, Thórsmörk
Die letzte Flussquerung vor Thórsmörk

Angekommen im Camp Langidalur setzen wir uns erstmal in die Sonne und stoßen mit einem Bier an (bei der Rezeption gibt es allerlei Nützliches und Leckeres). Fast wehmütig schauen wir auf den Trail zurück – ist er wirklich schon zu Ende? Am nächsten Tag soll das Wetter schön werden. Ich entscheide mich, noch weiter zu gehen. Vor mir liegt der Fimmvörðuháls Trail, der zwischen den beiden Gletschern Mýrdalsjökull und Eyjafjallajökull bis nach Skógar führt. Ich geh alleine weiter. Mein Partner fährt mit dem Bus zurück nach Reykjavik, denn die kaputte Isomatte lädt nicht unbedingt zu einer Verlängerung der Tour ein.

Laugavegur Island, Thórsmörk
Ein Berg, der wie ein schlafender Drachen aussieht.

In Thórsmörk gibt es drei Camps: Basar, Langidalur und Húsadalur. Alle drei haben eine Busverbindung bis nach Reykjavik. Langidalur liegt am nächsten am Ende des Laugavegur. Bei Basar ist der Trailhead des Fimmvörðuháls. Hier campen auch viele Overlander mit ihren Fahrzeugen, die den Fluss Krossa nicht furten wollen. Das Camp Húsadalur ist am größten und bietet den meisten Komfort, darunter ein Restaurant, Sauna, Hütten und Glamping Zelte.

Von Thórsmörk fahren Busse zurück bis nach Reykjavik.

Bustickets könnt ihr online bei Trex buchen.


Und was genau hat nun die Trekkingtour auf dem Laugavegur so besonders gemacht?

Wenn ich zurückblicke auf die Wanderung über den Laugavegur, dann würde ich ihn am liebsten im nächsten Sommer wieder laufen. Island zeigt sich auf den 55 Kilometern von seiner hübschesten Seite, jede Etappe hat ihren eigenen Charakter. Es wird nie langweilig oder eintönig. Und das isländische Wetter verleiht der Landschaft dann noch etwas mehr Dramatik und Atmosphäre. Einfach schön. Allerdings nur, wenn man nicht friert und nicht nass ist. Doch wer sich ein bisschen vorbereitet und in seinen Sommerurlaub Handschuhe, Schal, Mütze und lange Unterwäsche mitnimmt wird auf dem Trail seine Freude haben.

Feucht, stürmisch, unwiderstehlich – und manchmal scheint auch die Sonne!

In Island kann die Farbe Schwarz leicht als Tarnfarbe durchgehen.

Auf viele Dinge, die für das Gelingen einer Trekkingtour auf dem Laugavegur in Island nötig sind, bin ich nicht eingegangen. Das sind unter Anderem der Umgang mit Karte, Kompass und GPS, Kocher und Lebensmittel, zweckmäßige Kleidung, Zwiebelschichtprinzig, Notfallausrüstung… Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Diese Themen werde ich in kommenden Artikeln aufgreifen.


Buchempfehlungen für Island

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Kennt ihr den Laugavegur Trail in Island? Wie hat er euch gefallen? Habt ihr noch Fragen oder Anregungen zu meinem Artikel? Wenn ja, dann schreibt mir doch einen Kommentar!

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2 Kommentare

  1. Super spannender Beitrag, der echt Lust darauf macht, den Trek zu laufen. Wir haben uns im Frühjahr ja auch in Island verliebt und können viele deiner Wetterbeschreibungen nachvollziehen – brrrr. 😀 Aber die Landschaft ist so unglaublich (ich habe auch angefangen, an Trolle zu glauben!) und das Licht/die Wolken sind so dramatisch, dass die Kälte und der Regen bei passender Ausrüstung wirklich nicht schlimm sind.
    LG
    Sarah

    • Hej Sarah, ganz lieben Dank für dein Kommentar! Ihr werdet den Laugavegur lieben, da bin ich mir ganz sicher. Und wie du schon sagst, wenn man sich warm, wasser-, und winddicht einpackt, dann kann man Island bei (fast) jedem Wetter genießen… und das macht es ja auch irgendwie aus 😉
      Liebe Grüße, Mareike

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