Albanien. Jetzt geht’s richtig los, denke ich mir, und biege beherzt von der Asphaltstraße ab. Die Reifen knirschen auf dem Schotter und meine Augen leuchten vor Aufregung. Etwa 56 Kilometer Piste liegen vor uns, die uns entlang des Schwarzen Drins durch die gebirgige Landschaft Nordostalbaniens führen werden. Die im folgenden Artikel beschriebene Fahrt auf der 4×4-Piste entlang des Schwarzen Drins war Teil unseres Roadtrips in Albanien mit unserem Allrad-Camper. In meinem Artikel erfahrt ihr, was euch auf der Piste am Schwarzen Drin erwartet. Wo gibt es die beste Aussicht auf das Flusstal? Und wo gibt es schöne Stellplätze für die Nacht? (Titelfoto von Dr. Till Pasquay)
Inhaltsverzeichnis und Schnellnavigation
Alles Allrad oder was?
Die „Offroad“-Piste am Schwarzen Drin
Aussicht auf das Flusstal
Stellplätze für die Nacht
Buchtipp
Alles Allrad oder was?
Die Strecke entlang des Schwarzen Drins liegt in einer bevölkerungsarmen, bergigen und unwegsamen Gegend. Ich rechne also nicht damit, dass uns hier viele andere Fahrzeuge begegnen werden. Und wenn dann bestimmt nur der Bauer mit dem Trecker, Enthusiasten mit Geländewagen oder Abenteurer mit Expeditionsmobilen. Weit gefehlt! Bereits nach fünf Minuten kommt uns das erste Auto entgegen. Ein ganz normaler PKW. Ich fahre unseren Camper so weit wie möglich an den Rand der Piste, grüße freundlich und lasse das Auto vorbeifahren. Kaum will ich weiter, kommt uns schon das zweite Auto entgegen. Dann das dritte. Wir werden eifrig begrüßt mit Winken und lautem Hupen. Es ist eine ganze Hochzeitsgesellschaft, die uns mit zehn einfachen PKW’s entgegenkommt. Alles Fahrzeuge, die definitiv kein Allrad haben. Ob die sich verfahren haben?

In der Karte bei Google Maps ist die Schotterpiste entlang des Schwarzen Drins fälschlicherweise als befestigte Straße eingetragen (Stand 07/18). Die parallel verlaufende befestigte Straße ist hingegen als Schotterpiste ausgewiesen. Da kommt man schnell durcheinander und landet auf dem falschen Weg. Vielleicht ging es der Hochzeitsgesellschaft so und sie sind dann nach einer Weile wieder umgedreht. Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass sie mit ihren PKW’s die gesamte Strecke gefahren sind. Denn im weiteren Verlauf wurde die Piste auch für uns im Allrad Camper stellenweise etwas anspruchsvoller zu fahren – aber dazu später mehr.

Die „Offroad“-Piste am Schwarzen Drin
Nachdem wir von der Asphaltstraße abgebogen sind (41°57’20.3″N 20°23’18.9″E), beginnt die Piste sich in Serpentinen bergab zu schlängeln. Von hier oben habt ihr immer wieder tolle Aussichten auf das Flusstal. Die Strecke weist hinsichtlich des Fahrens außer ein paar Schlaglöchern keine Schwierigkeiten auf. Es gibt auch immer wieder Stellen, wo man rechts ranfahren kann, um eine Pause zu machen oder jemanden durch zu lassen. Im weiteren Verlauf der Piste ist eine abenteuerlich aussehende Holzbrücke zu überqueren. Mit etwas mulmigen Gefühl im Bauch fahre ich unseren Camper hinüber. Denn mit vollen Diesel- und Wassertanks wiegen wir etwa 4,2 Tonnen.

Später war noch eine zweite Brücke über den Schwarzen Drin zu überqueren (41°53’14.6″N 20°19’09.0″E). Die Auffahrt auf die Brücke war die schwierigste Stelle der gesamten Piste. Denn von Norden aus kommend geht es steil bergab. Dabei hat die Piste tief ausgespülte Spurrinnen. Nun kommt eine rechtwinklige Kurve dazu, die auf die Brücke führt. Während ich auf die Brücke fuhr hatte unser Camper eine starke Schräglage und ich habe mit der vorderen Ecke unserer Wohnkabine beinahe die Brücke gerammt.


Auf dem letzten Abschnitt der Piste ist die Gegend etwas dichter besiedelt. Hier endete die Piste in einer Straßenbaustelle und ging dann als Asphaltstraße weiter. Es ist also absehbar, dass die 4×4 Piste hier weiter ausgebaut wird und in Zukunft kürzer wird, wenn nicht gar ganz verschwindet.
Aussicht auf das Flusstal
Für die schönste Aussicht auf das Flusstal müsst ihr einen kleinen Abstecher machen. Aber der lohnt sich auf jeden Fall. Und ihr habt während des Abstechers noch Gelegenheit für ein Fotoshooting eures Fahrzeugs auf einer abenteuerlich aussehenden Brücke in der Schlucht.

Von der Hauptstrecke geht es zunächst nach rechts (41°55’52.6″N 20°21’36.8″E) und dann etwa 500 Meter steil bergab, bis ihr unten an Fluss seid. Hier ist ein schöner Pausenplatz und zudem Gelegenheit für eine kleine Abkühlung im Wasser. Ihr quert den Schwarzen Drin über eine rostige Brücke und fahrt am anderen Ufer bis zu der engen Rechtskurve wieder hoch. Seitlich von der Rechtskurve stellt ihr euer Fahrzeug ab und geht zu Fuß weiter (41°55’07.5″N 20°20’53.1″E). Oberhalb des Flusses führt ein Pfad bergauf, parallel zum Fluss in Richtung Westen. Den geht ihr soweit es geht, bis zu den Felsen (41°54’59.9″N 20°20’19.2″E). Von hier ist der Blick auf das Flusstal einfach atemberaubend.




Stellplätze für die Nacht
Zwischen dem Ort Kruma und der Stadt Kukës hatten wir einen der schönsten Schlafplatz unserer ganzen Tour (42°06’21.1″N 20°20’43.5″E). Er lag an einer alten Nebenstraße der SH23, direkt oberhalb des aufgestauten Drins. Von hier aus war der Blick über den Drin einfach atemberaubend. Während wir dort standen kamen drei andere Autos vorbei, die uns alle freundlich grüßten. Nach dem Frühstück hatte ich echt Schwierigkeiten, mich von diesem schönen Platz loszureißen.


Von Norden aus kommend findet ihr entlang der Piste zum Drin immer wieder schöne Stellplätze, die auch für die Nacht geeignet sind. Sobald ihr dann aber die zweite Brücke überquert habt, wird es schwieriger. Denn hier ist die Landschaft deutlich dichter besiedelt als im nördlichen Teil. Es gibt Felder, Weiden, Siedlungen und Fußballplätze. Die Straßen durch die Ortschaften sind eng und wir haben uns mit unserem Camper hier ziemlich durchzirkeln müssen. Als wir in einer Straße wegen eines parkenden Fahrzeugs feststecken, haben wir aber auch die Freundlichkeit der Albaner kennen gelernt: der Autobesitzer war schnell gefunden, das Auto weggefahren und uns wurden noch Birnen und Wasser angeboten.

Buchtipp
Albanien Offroad-Guide: ausgewählte Strecken für Abenteurer von Martina Kaspar

Das Hobo-Team stellt den Lesern die schönsten und angenehmsten Strecken vor und animiert zu einer Erkundung des Landes im Einklang mit sanftem Tourismus. Eine Belebung der schwachen Regionen abseits der Touristenzentren spielt dabei eine große Rolle. Zwanzig spannende, ausführlich beschriebene und bebilderte Langtouren und elf Abstecher zu sehenswerten Kleinzielen werden in diesem sehr hilfreichen Guide beschrieben. Das Buch ist ein unerlässlicher Guide, um euren Offroad Roadtrip in Albanien vorzubereiten.
Empfehlungen zum Weiterlesen
Hier kommt ihr direkt zu meinem Hauptartikel über unseren Roadtrip Albanien – 15 Highlights inklusive Tipps und Route.
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