Russland. Im Weißen Meer, etwa 160 km südlich vom Polarkreis entfernt, liegt eine Inselgruppe mit bewegender Geschichte. Warum die Solowezki-Inseln einen Besuch wert sind und was es auf den Solowezki-Inseln Sehenswertes gibt, erfahrt ihr in meinen folgenden Reisetipps. Vielleicht bekommt ihr Lust auf dieses ungewöhnliche Reiseziel, das euch mit einer tollen subarktischen Natur und russischer Gastfreundlichkeit begrüßt. Und mit etwas Glück könnt ihr sogar Beluga Wale beobachten.
Was euch in diesem Artikel erwartet
Die Solowezki-Inseln – Überblick und Geschichte
Highlights und Sehenswertes der Solowezki-Inseln
1. Das Solowezki-Kloster – das am meisten besuchte Highlight der Inseln
2. Einblick in die Geschichte – das Gulag Museum
3. Beluga Wale – mein persönliches Highlight der Solowezki-Inseln
4. Das Seefahrtsmuseum
5. Prähistorische Steinlabyrinthe
6. Botanischer Garten
7. Ausflüge zu den Nachbarinseln
Solowezki-Inseln – weitere hilfreiche Reisetipps für die Planung und unterwegs
Solowezki-Inseln – Überblick und Geschichte
Die Solowezki-Inseln, oder auch Solowki-Inseln genannt, bestehen aus sechs größeren bewohnten und mehreren kleineren unbewohnten Inseln. Knapp 1.000 Einwohner wurden im Jahr 2002 gezählt.
Bereits im 13. Jahrhundert siedelten die ersten Mönche auf der Insel Groß Solowezki. Im Jahre 1429 wurde dann von den Mönchen Sawwati, German und Sossima das Solowezki-Kloster auf der Hauptinsel gegründet. Es wurde bald das wichtigste religiöse Zentrum im Norden Russlands und eines der reichsten Klöster in Russland.
Das Kloster wurde dann im 18. Jahrhundert zu einer Festung und einem Gefängnis ausgebaut. Über gut zweieinhalb Jahrhunderte wurden hier überwiegend politische Gefangene inhaftiert.
Später nahm die Inselgruppe als Archipel Gulag jedoch einen traurigen Platz in der Geschichte Russlands ein. Das Lager Solowki war nämlich Russlands erstes großes Häftlingslager, der Prototyp für das sowjetische Lagersystem und wurde zum Symbol des Terrors. Bereits im Jahr 1920 wurde in der Festungsanlage und dem bestehenden Gefängnis ein Arbeitslager eingerichtet. Im Oktober 1923 entstand das „Solowezki-Lager zur besonderen Verwendung“ (SLON) mit den ersten 130 Insassen. Das Motto über dem Eingangstor des Lagers lautete: „Laßt uns mit eiserner Hand die Menschheit ihrem Glück entgegentreiben.“ Im Jahr 1931 zählte es dann über 70.000 Insassen. Alle klösterlichen Anlagen und sogar die Einsiedeleien wurden dafür in Lagereinrichtungen umgewandelt. Das Lager war zudem gekennzeichnet durch schlechte medizinische Versorgung, Misshandlungen, Folter und Nahrungsmangel. In den Wäldern der Insel wurden während dieser Zeit mehrere 10.000 Menschen ermordet.
Nach der Zeit als Gulag werden die Solowezki-Inseln heute wieder von der Klosteranlage geprägt und von russisch-orthodoxen Mönchen bewohnt. Die Anlage auf der Hauptinsel wurde restauriert und wird seit 1992 zudem als Weltkulturerbe der UNESCO gelistet. Es gehört zu den bedeutendsten Klöstern im Norden Russlands und wird daher jedes Jahr von zahlreichen Pilgern besucht.
Highlights und Sehenswertes der Solowezki-Inseln
1. Das Solowezki-Kloster – das am meisten besuchte Highlight der Inseln
Das Kloster ist die Hauptattraktion der Solowezki-Inseln und absolut sehenswert. Wenn sich euer Boot den Inseln nähert, dann ist das Kloster das erste was ihr sehen werdet. Vom Wasser aus habt ihr dabei einen tollen Blick auf die Gebäude.
Die Anlage enthält mehrere kleinere Ausstellungen, für welche ihr direkt vor Ort Eintrittskarten kaufen könnt. Ich würde euch aber eine geführte Tour empfehlen, denn das Kloster ist groß und ihr werdet möglicherweise sonst vieles übersehen. Fremdsprachige geführte Touren bekommt ihr beispielsweise bei der Touristinformation.
2. Einblick in die Geschichte – das Gulag Museum
Das Gulag Museum ist leicht zu übersehen. Es befindet sich in einem dunklen Holzhaus links von der Hauptstraße in Richtung Süden. Nur ein kleines Schild weist auf die Ausstellung hin.
Leider waren im Sommer 2017 alle Texte nur auf Russisch. Informationen oder ein Audioguide auf Englisch waren nicht verfügbar. Aber die alten Fotografien und Grafiken sprechen größtenteils für sich. Auch wenn ihr ohne Russischkenntnisse nur einen Bruchteil der hier ausgestellten Inhalte für euch mitnehmen könnt, halte ich das Gulag Museum der Solowezki-Inseln für äußerst sehenswert.
3. Beluga Wale – mein persönliches Highlight der Solowezki-Inseln
Gehören Whale Watching Touren auch zu eurem Lieblingsprogramm wenn ihr am Meer seid? Die Beluga Wale der Solowezki-Inseln könnt ihr sogar von Land aus beobachten. Denn das ruhige flache Wasser vor den Inseln ist die Kinderstube der Belugas. Im Sommer kommen sie hierher, um ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen. Wie ihr auf eigene Faust zum Beobachtungspunkt Beluga Kap kommt und was ihr dabei zu beachten habt, erfahrt in meinem Artikel Die Beluga Wale der Solowezki-Inseln.
4. Seefahrtsmuseum
Die Solowezki-Inseln waren früher Ausgangspunkt für zahlreiche Expeditionen in die Arktis. Deshalb darf ein Seefahrtsmuseum hier nicht fehlen. Es ist gleich nach dem Kap Beluga einer meiner liebsten Reisetipps für die Solowezki-Inseln.
Ihr findet es gegenüber vom Kloster, auf der anderen Seite der Bucht. Es zeigt nautische Instrumente, alte Karten sowie Fotografien der Seefahrt. Eine großformatige Landkarte zeigt außerdem die Routen der polaren Expeditionen, die von den Solowezki -Inseln aus gestartet sind. Auf zugehörigen Tafeln sind zudem die Namen der damaligen Expeditionsleiter aufgeführt. Im Obergeschoss ist sogar ein ganzer Raum den russischen Polarexpeditionen gewidmet. Gezeigt werden mitunter verschiedenste Ausrüstungsgegenstände, warme Kleidung aus Fellen und alte schwarz-weiß Fotografien. Das Museum stellt außerdem die Besonderheiten der Boote vor, die auf dem Weißen Meer eingesetzt wurden und mit typischen kurzen und steilen Wellen zurechtkommen mussten. Im Untergeschoss ist sogar ein Nachbau eines solchen Schiffes zu sehen. Ein wirklich schön gestaltetes Museum. Vor dem Büro im Erdgeschoss könnt ihr zudem Postkarten kaufen und diese gleich mit einem Sonderstempel der Solowezki-Inseln in den Briefkasten werden.
Mehr über die russische Polarforschung erfahrt ihr im Museum der Arktis und Antarktis in Sankt Petersburg. Hier kommt ihr zu meinem Artikel über dieses wunderbare Polarmuseum.
5. Prähistorische Steinlabyrinthe
Auf den Solowezki-Inseln sind prähistorische Steinlabyrinthe erhalten geblieben. Ihre Bestimmung ist jedoch bis heute noch ungeklärt. Wissenschaftler nehmen jedoch an, dass es sich bei den Labyrinthen um religiöse Ritualplätze von hier siedelnden Fischern handelt. Andere hingegen vertreten den Glauben, dasss die Steinspiralen von Außerirdischen stammen.
Ihr erreicht die Steinkreise, wenn ihr vom Solowezki-Kloster aus etwa 2,5 Kilometer Richtung Süden lauft. Dort zweigt ein Pfad zur Küste ab.
6. Botanischer Garten
Auf den Solowezki-Inseln befindet sich einer der nördlichsten botanischen Gärten Russland. Hier wachsen einzigartige Pflanzen sowie viele lilafarbene Lupinen. Ein idyllischer Ort, sehr schön anzusehen. Wenn ihr mit dem Fahrrad vom Beluga Kap zurück kommt, lohnt sich ein kleiner Zwischenstopp.
7. Ausflüge zu den Nachbarinseln
In der Touristinformation könnt ihr außerdem thematische Touren auf Groß-Solowezki sowie Ausflüge zu den Nachbarinseln buchen.
Solowezki-Inseln – weitere hilfreiche Reisetipps für die Planung und unterwegs
Anreise
Mit dem Schiff: Es gibt zwei Schiffsverbindungen, die regelmäßig zu der Hautinsel Groß-Solowezki fahren: Die Schiffe Metel-4 und Vasily Kosyakov fahren von Juni bis August jeweils einmal täglich von dem Ort Rabocheostrovsk bei Kem nach Groß-Solowki (Dauer ca. 2,5 Stunden). Von Belomorsk fährt das Schiff Sapphire einmal täglich (Dauer ca. 4 Stunden).
Wir sind von Rabocheostrovsk aus gestartet. Die Tickets für das Boot könnt ihr an der Rezeption der Ferienanlage Turkomplex Prichal kaufen und vorab per E-mail reservieren. Die Kommunikation war problemlos auf Englisch möglich. Die Anlage läd zum Bleiben ein, denn sie verfügt über mehrere gemütliche Holzbungalows, ein Cafe und einen bewachten Parkplatz. Gegen eine Gebühr ist Campen möglich und wir haben unseren Camper während unsers Aufenthaltes auf den Inseln mit ruhigem Gewissen für ein paar Tage dort bewacht stehen lassen können. Wir haben unsere Fahrkarten für Anfang Juli etwa 3 Wochen im Voraus gebucht, was ich aufgrund des kleinen Schiffs und zahlreichen Pilger, die zur Insel wollen, auch unbedingt empfehle.
Wenn ihr ohne eigenes Fahrzeug unterwegs seid, könnt ihr auch von Petrozavodsk aufs mit dem Zug nach Kem fahren. Von dort aus gibt es eine Busverbindung bis zum Fährhafen.
Mit dem Flugzeug: Außerdem gibt es einen kleinen Flughafen auf der Hauptinsel mit Verbindungen nach Arkhangelsk. Die Flüge sind jedoch stark wetterabhängig, da bei Nebel oder stärkerem Wind auf der Insel nicht gelandet werden kann.
Unterwegs vor Ort
Vor Ort habt ihr die Möglichkeit, Fahrräder auszuleihen. Damit kommt ihr zu den meisten Sehenswürdigkeiten auf der Hauptinsel. Nehmt auf alle Fälle eines der robusteren Mountainbikes, denn die Straßen sind unbefestigt und haben zahlreiche Schlaglöcher. Das Fahren kann nach einer Weile zur Herausforderung werden, da immer wieder Ausweichmanöver nötig sind.
Wenn es euch mit dem Fahrrad zu weit oder zu holprig ist, könnt ihr auf öffentliche Busse umsteigen. Aktuelle Informationen zu den Bussen bekommt ihr in der Touristeninformation, die auf der rechten Seite zwischen Anleger und Kloster liegt.
Klassisches Fahrzeug auf den Solowkis sind jedoch die UAZ Busse. Diese werden auch als Taxis eingesetzt. Eine Fahrt im UAZ ist ein Erlebnis und das solltet ihr nicht verpassen.
Sprache
Unsere Russischkenntnisse ließen sich zum Zeitpunkt unserer Reise mit drei Worten zusammenfassen. Also ging es mit Wörterbuch, Zettel und Stift bewaffnet unter die Leute. Und das ging erstaunlich gut. Immer wenn wir nicht weiterkamen, tauchte wie durch ein Wunder jemand auf, der etwas Englisch sprach und weiter half.
Und jedes Mal, wenn ich ein paar Worte russisch sprach, freuten sich die Menschen und fühlten sich eingeladen, mir von ihren Familien zu erzählen. Ich habe es bedauert, dass ich mich kaum unterhalten konnte und habe mich gleich nach der Reise zu einem Russischkurs angemeldet.
In der Touristeninformation und in unserem Hotel sind wir mit Englisch gut zurechtgekommen.
Einkaufen und Geld
Für das Einkaufen von Lebensmitteln gibt es Kioske und außerdem einen kleinen Supermarkt. Das Einkaufen läuft allerdings etwas anders ab als wir es gewohnt sind und muss gut vorbereitet werden. Denn ihr müsst jeden einzelnen Artikel bei der Verkäuferin bestellen, also entweder vorher die Wörter lernen oder von einem Spickzettel ablesen.
Auf der Insel gab es im Sommer 2017 keinen Geldautomaten. Nehmt also ausreichend Bargeld mit, so dass ihr auch die ein oder andere geführte Tour bezahlen könnt. Nimmt eure Unterkunft nur Bargeld oder auch Kreditkarten? Um Überraschungen vorzubeugen lieber vorher nochmal nachsehen.
Unterkunft und Verpflegung
Unterkünfte könnt ihr auf booking.com finden. Wir waren im Hotel Ostrovito Moryushko untergebracht und bekamen dort Frühstück und es gab auf Wunsch auch Abendessen. Tagsüber haben wir gepicknickt oder in der Kantine vom Kloster gegessen. Abends ist es im Cafe Expedition sehr gemütlich, es gibt Bier und dazu einheimische Hausmannskost. Sehr beliebt ist der Solowezky-Hering. Im Cafe Expedition könnt ihr auch Bootsfahrten zu den Belugawalen buchen. Es liegt am südlichen Ende des Klosters auf einer kleinen Anhöhe. (Das Cafe Expedition heißt jetzt Kafe “Pinagor”.)
Wart ihr selber schon mal auf den Solwezki-Inseln im Weißen Meer und was waren für euch die Highlights? Habt ihr noch Fragen zu meinen Reisetipps oder weitere Anregungen? Wenn ja, dann schreibt mir doch einen Kommentar!
Hallo, danke für diesen schönen Beitrag, den ich mit großem Interesse gelesen habe. Eine Frage hätte ich noch: Ihr ward ja mit einem “Expeditionsmobil” unterwegs. Ich habe einen ausgebauten Kastenwagen – geben die Straßenverhältnisse es her, ein solche Reise auch mit einem Kasten zu wagen?
VG, Jörg
Hallo Jörg,
die Straßen, die wir in Karelien gefahren sind, waren sehr unterschiedlich. Die E105 zwischen St. Petersburg, Petrosawodsk bis hoch ans Weiße Meer ist sehr gut zu fahren. Sobald wir aber abgebogen sind, waren die Strecken schlechter (insbesondere nach Kem und Rabocheostrovsk). Da sind wir wegen Schlaglöchern und Bodenwellen nur langsam vorangekommen. Allrad haben wir nicht gebraucht während der Tour, alles was wir gefahren sind, war befestigt.
Liebe Grüße
Mareike
Hallo Mareike, vielen Dank für die Rückmeldung, das ist sehr hilfreich für meine Überlegungen. Viele Grüße aus der Nachbarschaft (Steegerstraße), Jörg
Ach cool, da sind wir ja echt Nachbarn! Hab ein schönes Wochenende!