Scottisch Winter Mountaineering in Glencoe

Outdoor-Skills für Berge & Schnee: Scottisch Winter Mountaineering
Outdoor-Skills für Berge & Schnee: Scottisch Winter Mountaineering

Schottland ist bekannt als Paradies für Wanderer, Scrambler und Kletterer. Das Erklimmen der sogenannten Munros, das Munro-Bagging, wird hier wie ein Nationalsport betrieben. Und sobald der erste Schnee in den Bergen fällt, wird das Munro-Bagging mit Steigeisen und Eispickel fortgesetzt. Doch das Winter Mountaineering in Schottland will gelernt und geübt sein. Wir haben uns das mal genauer angeschaut und an einem Scottisch Winter Mountaineering Kurs in dem wunderschönen Glencoe teilgenommen. Mit Steigeisen, Eisaxt und Seilen ging es hoch hinauf und steil hinab. Schottisches Winterwetter und atemberaubende Aussichten inklusive.

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Scottisch Winter Mountaineering
Fast zu schön um wahr zu sein: Winterlandschaft der Nevis Range.

Achtung: Viele Munros erfordern ein Bündel spezieller Ausrüstung und Fähigkeiten. Jeden Winter erleben schlecht vorbereitete Wanderer und Kletterer böse Überraschungen, manche mit tödlichem Ausgang. Das schottische Winterwetter sowie die Schnee- und Eisbedingungen sollten keineswegs unterschätzt werden.

Mit Steigeisen fühlt es sich an einem so steilen Hang gleich besser an.

Was sind Munros?

Als Munro werden all die Berge in Schottland bezeichnet, die höher als 914,4 m (3000 Fuß) sind. Namensgeber ist Sir Hugh T. Munro, der im Jahr 1891 alle Munros vermessen und katalogisiert hat. Der höchste der 282 Munros ist mit 1.345 m der Ben Nevis

Die Munros zu erklettern erfordert Durchhaltevermögen und manchmal auch technische Skills. Wer alle Munros erklommen hat, der genießt bei den Schotten hohes Ansehen. Bei mir genießt schon jeder großes Ansehen, wer sich die gälischen Namen der Munros merken und sie noch dazu aussprechen kann.

Eine der “Three Sisters” in Glencoe. Foto: James Highfill
Auf dem Rückweg vom Stob na Broige. Foto: James Highfill

First Steps to become a Scottisch Winter Mountaineer

Eindrücke von unserem fünftägigen Kurs im schönen Glencoe in Schottland

Steigeisen und Eisaxt

Zur Ausrüstung des Winterbergsteigers gehören die Eisaxt und die Steigeisen. Allerdings ist es nicht damit getan, sie nur dabei zu haben. Man muss auch wissen wie man sie benutzt und mit ihrer Verwendung vertraut sein. Zuerst lernten wir allerdings, wie wir uns am Schneehang auch ohne Steigeisen bewegen: immer schön die seitlichen Ecken der Stiefel in den Schnee schlagen. Dann erklärte uns unser Instructor Chris, wie wir die Steigeisen nutzen und uns zusätzlich mit unseren Trekkingstöcken bzw. Eisaxt und einem Trekkingstock stabilisieren. Außerdem lernten wir Stufen zu treten oder welche mit der Eisaxt zu schlagen.

Guter Stand im Schneeloch

Abbremsen mit der Eisaxt

Nachdem wir das Laufen gelernt hatten ging es weiter mit dem Stürzen. Das Abbremsen mit der Eisaxt nach einem Sturz ist eine extrem wichtige Fähigkeit. Doch leider klappt das nicht instinktiv und es besteht zudem das Risiko, dass man sich mit der Eisaxt oder den Steigeisen selbst verletzt. An einem sanft auslaufenden Hang haben wir das Bremsen in allen erdenklichen Szenarien geübt: Kopf voran, Füße voran, auf dem Rücken, Bauch und alles mögliche dazwischen.

Spass muss sein – hier wird mal nicht mit der Eisaxt gebremst. Die schottischen Berge verwandeln sich im Winter in einen weißen Spielplatz, der jedoch nicht unterschätzt werden sollte.

Schneeanker, Anseilen, Sichern und Abseilen

Die nächsten Tage lernten wir Knoten und arbeiteten mit Seilen, Slings und Abseilgeräten. Wir bauten Anker mit einer im Schnee eingegrabenen Eisaxt, saßen in Schneelöchern, um unsere Kletterpartner zu sichern oder seilten uns mit Hilfe von Schneeankern ab. Später nutzten wir auch Felsen zum Anseilen und Sichern und bewegten uns im alpinen Stil über gemischtes Gelände.

Bau eines Schneeankers
Eine von vielen Sicherungs-Varianten
Sichern im Schneesitz (Bucket Seat)
Im März muss man erstmal bis zum Schnee hinauf steigen.

Schnee- und Lawinenkunde

Beim Winter Bergsteigen darf natürlich auch die Schnee- bzw. die Lawinenkunde nicht zu kurz kommen. Dem wurde zunächst durch abendlichen Theorieunterricht Rechnung getragen und am folgenden Tag mit einer genauen Untersuchung der Schneeschichten und -festigkeit.

An der gegrabenen Schneewand lernen wir etwas über Schneeschichten und deren unterschiedlichen Festigkeiten.

Habt ihr Lust auf einen Mountaineering Kurs bekommen? Dann schaut mal vorbei bei Adventure Peaks. Weitere Infos zum Scottisch Winter Mountaineering findet ihr auf der Webseite von Mountaineering Scottland.


Scottisch Winter Grades

Es gibt verschiedene Systeme, mit denen die Schwierigkeit einer Bergroute eingestuft wird. Warum braucht man da verschiedene? Nun ja, sie sind den jeweiligen lokalen Kletterbedingungen angepasst. Hier findet ihr eine Übersicht der verschiedenen Skalen.

Die schottischen Wintergrade gelten für Eis und gemischte Bedingungen. Römische Ziffern I bis IX stehen für den Gesamtgrad, arabische Ziffern für den technischen Grad des schwierigsten Abschnitts. Unser Anfängerkurs beschränkte sich auf die Grade I und II.

  • Grad I: Leichte Aufstiege, Schneerinnen und Grate. Die Schneehänge sind bis zu 50 Grad steil. Ein Eispickel ist ausreichend.
  • Grad II: Es gibt steilere Abschnitte mit Eis, die meistens mit einem Eispickel begehbar sind und nur geringe technische Schwierigkeiten aufweisen. Manchmal sind zwei Eispickel erforderlich.

Mehr über die Winter Climbing Grades.

Scottisch Winter Mountaineering Nevis Range
Das schottische Winterklettern kann bei so schönem Wetter schnell süchtig machen.

Never trust the Scottish Weather!

Winterbergsteigen in Schottland verspricht unglaublich schöne Schneelandschaften und im besten Falle tolle Aussichten und blauen Himmel. Doch das Wetter ist in Schottland unberechenbar. Mit Sturm und Regen oder sogar einem White-out mit Null Sicht muss immer gerechnet werden. Auf dem einen Gipfel sowie beim Abseilen von einem Schneehang hat es mich fast weggepustet.

Das Erklimmen von verschneiten Felsen und Schneehängen mit Steigeisen und Eisaxt stellt eine ganz neue Herausforderung dar!

Wer sich im Winter in die schottischen Berge begibt, muss auf das schlimmste Wetter gefasst sein und seine Ausrüstung entsprechend auswählen. Am Abend vor dem ersten Kurstag wurde daher die Ausrüstung gescheckt und genau erklärt, was wir mitnehmen bzw. lieber im Hotel lassen sollen. Alles nach dem Motto: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Scottisch Winter Mountain
Oben auf den Munros kann man auch schnell mal mitten in einer Schneewolke stehen.

Die Saison des Scottisch Winter Mountaineering kann sich von Oktober bis April erstrecken. Doch die tatsächliche Länge der Saison ist schwer vorhersehbar. Es gibt keine festen Termine, es kommt nur darauf an, dass die Klettergebiete verschneit und in gutem Zustand sind. Die meisten Kurse finden in Schottland von Januar bis März statt.


Tipps für die Ausrüstung

  • Wichtig ist, für den Notfall gerüstet sein: ein Notbiwack-Sack*, ein gut verpacktes outdoor Erste-Hilfe-Set* inkl. Wärmedecke, eine extra Isolationsjacke, eine Trillerpfeife*
  • Unverzichtbar sind eine zuverlässig wasserdichte Regenjacke und Regenhose. Wenn ihr Pech habt, kann es den ganzen Tag regnen. Bedenkt jedoch, dass euer Regenzeug durch die Handhabung der Eisaxt und Steigeisen beschädigt werden kann.
  • Tipp: Duct Tape* klebt alles, auch gerissene Regenjacken.
  • Isolationsjacken mit Primaloftfüllung sind bei dem zu erwartenden nassen Wetter besser als Daunenjacken. Meine Lieblingsjacke ist seit Jahren schon die Arcteryx Atom*. Auch nach 10 Jahren Nutzung ist sie noch gut in Schuss.
  • Vergesst die Regenhülle für den Rucksack nicht oder packt am besten alles im Rucksack in wasserdichte Beutel*.
  • Seid hinsichtlich Wetter auf das Schlimmste vorbereitet und auf schnelle Wetterwechsel gefasst. Nehmt genügend Kleidung mit, um euch vor Ort im “Zwiebelschichten-Prinzip” zu kleiden.
  • Sonnenbrille und Skibrille nicht vergessen. Ich hab mit Julbo Reactive* gute Erfahrungen gemacht, denn die Gläser passen sich in ihrer Helligkeit an das Wetter an.
  • Stabile Trekkingstöcke, wie beispielsweise die Leki Sherpa XTG*, sind bei dem Kurs unerlässlich.
  • Ein Schluck heißer Tee an einem kalten Tag weckt neue Kräfte. Warm bleibt er zum Beispiel in der Thermoskanne von Esbit*. Die hat sogar zwei Becher.

Bergstiefel, Hikingstöcke, Handschuhe und alles was ihr sonst noch für euren Mountaineering Kurs in Schottland gebrauchen könntet, findet ihr bei Bergzeit.

Das waren nur einige Dinge, die Liste ist keineswegs vollständig. Damit nichts vergessen wird, gab es von Adventure Peaks noch eine extra Packliste für den Kurs.

Die eigentliche Mountaineering Ausrüstung konnten wir vor Ort ausleihen. Das waren der Klettergurt, Karabiner, Slings, Abseilgeräte, Helm, Eisaxt, Steigeisen und steigeisenfeste Bergstiefel (z.B. die La Sportiva Nepal Cube GTX*).

Scottisch Winter Mountaineering in Glencoe
Dort, wo kein Schnee oder Fels ist, liegt das Gras und Farn aus dem Vorjahr matschig am Boden oder es wachsen verschiedenste Moose und Flechten.

Und was ist mit der Kamera?

Ich habe meine Kamera die rund 5000 Meter hohen Gipfel Mount Kenya und Illinizas Norte hinauf getragen. Selbst im Paddelboot oder beim Wanderreiten ist sie stets griffbereit. Doch hier, beim Scottisch Winter Mountaineering, habe ich sie schweren Herzens im Hotel gelassen. Erstens, weil ich damit gerechnet habe, dass ich während des Trainings immer alle Hände voll zu tun habe (war auch so). Zweitens, weil es zumindest die ersten zwei Tage so sehr geregnet hat, dass ich sie womöglich gar nicht ausgepackt hätte. Ich habe stattdessen mit meinem Handy, einem Huawei P40 pro, fotografiert. Außerdem habe ich von meinem Partner und von unserem Instruktor noch weitere Fotos bekommen, die ich hier verwenden durfte. Herzlichen Dank nochmal dafür.

Three Sisters in Glencoe
Geht auch mit dem Handy: Panorama der “Three Sisters” in Glencoe.

Fazit zum Scottisch Winter Mountaineering Kurs in Glencoe

Wenn ich mich bei Regen und Sturm einen Schneehang hochgequält hab, hab ich mich schon ab und zu mal gefragt “Warum mach ich das überhaupt?”. Doch wenn der Regen dann etwas nachließ und ich kurz innehielt, um mich umzusehen, dann fragte ich mich “Warum habe ich das nicht schon vor langem mal gemacht?” Auch wenn es manchmal in den Bergen anstrengend und ungemütlich sein kann, man wird doch doppelt und dreifach belohnt. Mit Aussichten über tolle Landschaften und Einsichten, zum Beispiel darüber was einem wichtig ist. Bei mir stehen die Natur und die Berge ganz weit vorne. Und je sicherer ich mich in den Bergen bewegen kann, umso weiter komme ich. Während des Mountaineering Kurses habe ich viel gelernt, eine tolle Zeit mit Gleichgesinnten gehabt und viel Lust auf noch mehr bekommen. Besser kann ein Kurs doch gar nicht sein, oder?

Will man bei dieser tollen Aussicht überhaupt wieder bergab steigen?

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Trekking um den Mount Kailash
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Mount Kenya – hoch hinaus auf den Point Lenana
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