Birdwatching für Einsteiger - mit dem Fernglas auf der Suche nach Glück

Birdwatching macht glücklich! Man kann es fast überall machen und es muss auch nicht viel kosten. Welches Hobby kann da schon mithalten? Eine Studie zeigte sogar, dass die Zunahme der Vogelvielfalt um zehn Prozent die individuelle Lebenszufriedenheit genauso steigert, wie eine Gehaltserhöhung um zehn Prozent. Was liegt da näher, als mal öfters raus zu gehen und nach Vögeln zu suchen? Das Gute daran ist: man muss dafür kein Profi sein, Einsteiger werden beim Birdwatching genauso glücklich!

Im folgenden Artikel zeige ich euch, wo und wann ihr bei euch zu Hause auf Vogelpirsch gehen könnt und wie ihr eure ersten Glücksmomente als Vogelbeobachter sammelt. Es gibt viele informative Links, die euch den Start ein bisschen leichter machen sollen. Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass ihr die Vögel bei euren Beobachtungen nicht stört und bei euren Beobachtungen “nicht über Vogel-Leichen geht”. Dazu gibt es am Ende ein eigenes Kapitel.

Birdwatching ist gesund und in jedem Alter eine tolle Art, mehr Zeit draußen in der Natur zu verbringen. Ihr könnt es alleine machen, dann ist es fast ein bisschen meditativ, oder in der Gruppe. Es muss nicht gleich die Camargue oder das Donau-Delta sein. Auch in Deutschland gibt es zahlreiche Orte, wo ihr Vögel beobachten könnt. Selbst in den Städten!

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Der Hausspatz. In Berlin ist er noch sehr häufig zu sehen, doch in anderen Städten sind die Bestände enorm eingebrochen. Warum? Der Spatz brütet in Höhlen an Gebäuden. Mit der zunehmenden Sanierung vieler Gebäude fallen immer mehr Bruthöhlen weg.

Alles kann, nichts muss – die Ausrüstung

Was braucht man nun alles, um mit dem Birdwatching zu starten? Erstmal nur die eigenen Augen, Ohren und Aufmerksamkeit. Damit geht alles los. Ganz einfach. Was ihr sonst noch braucht sind ein paar Snacks, Wasser und ein bisschen Geduld. Kleidet euch am besten in gedeckten Farben. Grelle Farben oder Weiß können die Vögel aufschrecken.

Ihr habt ein Fernglas oder eine Kamera mit Telezoom? Super. Mitnehmen. Wenn nicht, dann macht das nichts. Ihr werdet auch so Vögel sehen. Hilfreich sind ein Notizbuch und ein Stift, um die gesichteten Arten zu notieren. Das geht natürlich auch im Smartphone, es gibt sogar Apps, mit denen ihr eure Beobachtungen melden könnt und damit einen Beitrag zur Datenerfassung von Vogelforschungsprojekten liefert, wie beispielsweise auf Naturgucker.de

Ein Spaziergang am Gewässer lohnt sich immer für Vogelsichtungen. Hier hält ein Graureiher Ausschau vom begrünten Dach einer Hütte.

Bestimmungsbücher und Apps

Das beste Bestimmungsbuch, das ich je in meinen Händen hielt, ist der Kosmos Vogelführer*, auch bekannt unter dem Namen “Svensson”. Den gibt es als Buch und als App für Android und iPhone.

Es gibt noch weitere Apps, mit denen ihr Vögel anhand ihres Aussehens oder Gesangs bestimmen könnt. Mir haben die App Merlin Bird ID von Cornell Lab sowie die eBird-App auch sehr gut gefallen.

Das Erlernen der Vogelrufe ist extrem hilfreich. Damit könnt ihr eure Sichtungserfolge nochmal deutlich steigern. Die Apps können auch dabei eine gute Hilfestellung sein. Die Webseite Vogelstimmen.de bietet kostenlos tausende Links zu Aufnahmen verschiedener Vogelstimmen.

Unverwechselbar! Im Herbst ziehen die Kraniche zu zehntausenden Richtung Süden.

Die besten Orte, um Vögel zu beobachten

Ihr braucht gar nicht weit zu fahren, um eure ersten erfolgreichen Birding-Touren zu machen. Denn selbst im Stadtpark nebenan könnt ihr schon viele verschiedene Arten sehen. Am häufigsten werdet ihr Amseln, Kohl- und Blaumeisen, Rotkehlchen, Buntspechte, Kleiber, Eichelhäher, Elstern und natürlich Spatzen, Ringeltauben und Krähen sehen. Auch Friedhöfe mit alten Baumbeständen sind ein guter Ort, um Vögel zu beobachten.

Wenn ihr die Möglichkeit habt, dann werdet ihr im Wald, auf Feldern sowie an Gewässern und an der Küste noch viele weitere Arten entdecken können. Mit jedem neuen Lebensraum, den ihr erkundet, wird eure persönliche Artenliste schnell länger werden. Hinweise auf gute Beobachtungsgebiete mitsamt Artenliste findet ihr in der Datenbank Naturgucker. Hier könnt ihr auch eure eigenen Beobachtungen eingeben.

Eine Lachmöve auf einem der zahlreichen Berliner Seen.

Es lohnt sich immer, nach Vogelbeobachtungstürmen Ausschau zu halten bzw. vorher im Internet zu recherchieren. Für Brandenburg gibt es beispielsweise vom NABU eine übersichtliche Karte der Vogelbeobachtungstürme.

Die besten Gegenden für Vogelbeobachtung in Deutschland findet ihr auch auf der Seite von Birding-Germany. Meine persönlichen Favoriten sind:

  • Linum und Darß: Kraniche und Gänse zur Vogelzugzeit und abendlicher Einflug der Kraniche. Eine tolle Möglichkeit, um während der Zugzeit Kraniche zu beobachten ist das Kranorama in Mecklenburg-Vorpommern. Hier gibt es auch Fotohütten zu mieten.
  • Havelland: Großtrappenbalz im Frühling. Hier gibt es auch zwei Beobachtungstürme. Mehr Informationen findet ihr bei dem Verein Großtrappenschutz.
  • Mecklenburgische Seenplatte: gute Chancen, um Seeadler und Fischadler zu sehen
  • Helgoland: Hier befindet sich die einzige Baßtölpel-Kolonie in ganz Deutschland

Wenn ihr an Vogelfotografie aus dem Fotoversteck interessiert seid, dann schaut mal auf der Seite von Ranger-Tours.

Kraniche vor der Fotohütte am Kranorama. Die Hütten können im Herbst und im Frühjahr gemietet werden.
Kraniche beobachten am Kranorama in Mecklenburg-Vorpommern ist jeden Herbst das absolute Highlight. Hier finden im Herbst Ablenkfütterungen statt, daher sind auf den Wiesen vor der Beobachtungsstation besonders viele Kraniche zu sehen.

Ihr wollt euren eigenen Garten oder Balkon zum Vogelmagneten machen? Dann könnt ihr zunächst eine Wasserstelle aufstellen oder im Winter einen Futterkasten. Viele Vögel freuen sich über einen passenden Nistkasten, den ihr entweder kaufen oder selber bauen könnt. Wichtig dabei ist, dass ihr den richtigen Kasten für die jeweilige Vogelart aufhängt, den es gibt Höhlenbrüter oder Halbhöhlenbrüter, kleine und große Vögel. Eine große Auswahl findet ihr im NABU Shop. Hier findet ihr Bauanleitungen, ebenfalls vom NABU.


Wann ist die beste Zeit zum Birdwatching?

Im Frühjahr und frühen Sommer sind die heimischen Brutvögel am aktivsten. Mit ihrem Gesang locken sie Partner an und anschließend füttern sie ihre Jungen. Zu dieser Zeit habt ihr schnell Sichtungserfolge. Im Herbst und Frühjahr könnt ihr viele Zugvögel beobachten. Da kann es auch mal vorkommen, dass ihr eine seltene Art aus dem hohen Norden seht. Zu dieser Zeit lohnen sich insbesondere Ausflüge an Gewässer und Feuchtgebiete. Im Winter sind dann die Zugvögel fort. Dafür haben wir aber oft Wintergäste wie zum Beispiel Seidenschwänze, Rotdrosseln oder Singschwäne. Andere Arten, die man sonst seltener sieht, kommen nun häufiger vor, wie beispielsweise die Erlenzeisige, Schwanzmeisen oder Dompfaffe. In Parks hängen viele Leute Meisenknödel oder Futterhäuschen auf. Da geht es manchmal hoch her und ein längerer Zwischenstopp ist dann sehr lohnenswert.

Gewusst wo: Schaut mal, wo im Park nebenan die Nistkästen hängen. Mit ein bisschen Geduld könnt ihr beobachten, wie die Vögel die Kästen beziehen oder ihre Jungen füttern. Hier ist ein Kleiber dabei, seinen Nistkasten einzurichten.
Wenn man mit offenen Augen durch die Gegend läuft, dann entdeckt man auch mal Brutstätten, von nicht ganz alltäglichen Vögeln, wie beispielsweise von einem Turmfalken.

Die beste Tageszeit, um Vögel zu beobachten, liegt zwischen der Morgendämmerung und dem späten Vormittag. Dann sind die Vögel am aktivsten mit der Nahrungssuche beschäftigt.

Tipp: Macht mit bei den großen Vogelzählungen “die Stunde der Gartenvögel” oder “die Stunde der Wintervögel”. Mehr Infos findet ihr beim NABU.

Auf Vogelpirsch in Linum.

Geführte Touren zum Birdwatching

Ist in eurer Nähe ein Umweltverein aktiv? Möglicherweise bieten die auch geführte Birding-Touren an. Grade für Anfänger ist es hilfreich, wenn ein alter Hase aus dem Nähkästchen plaudert und seine Erfahrung teilt.

In Berlin bietet beispielsweise der NABU verschiedene Führungen zur Vogelbeobachtung an. Hier findet ihr die Startseite zu den Mitmachaktionen vom NABU.

Birding-Tours bietet organisierte Reisen oder Wochenendausflüge in die Welt der Vögel an.

Manchmal muss man einfach Glück haben! Hier eine aus voller Kehle singende Dorngrasmücke.

Wer das Glück sucht, muss Vögel finden!

Die Natur beeinflusst die menschliche Zufriedenheit auf vielfältige Weise. Insbesondere das Sehen oder Hören von Vögeln steigert das geistige Wohlbefinden. Das zumindest ergab eine Studie von Forschern des King’s College London aus dem Jahr 2022. Eine andere Studie besagt, dass Menschen, die beim Wandern Vogelgesang hörten, sich wohler fühlten als Wanderer, die keine Vogelstimmen hörten (California Polytechnic State University, 2020).

Auch das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung beschäftigte sich im Jahr 2020 mit den Auswirkungen des Artenreichtums auf die Lebenszufriedenheit: 10% mehr Vogelvielfalt im Umfeld steigert die Lebenszufriedenheit genauso, wie eine Gehaltserhöhung um 10%.

Hier ist die gesamte Studie zum Nachlesen.

Die Erkenntnisse der genannten Studien zeigen deutlich, dass der Schutz von Vögeln und der Vogelhabitate eine lohnende Investition in das menschliche Wohlbefinden ist. Doch zuallererst geht es beim Thema Vogelschutz um die Vögel selbst. Wie wir die Vögel bei unseren eigenen Vogelbeobachtungen schützen können, erfahrt ihr im nächsten Kapitel.

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Verantwortungsvolle Vogelbeobachtung

Es ist ganz einfach, Vögel verantwortungsvoll zu beobachten. Und wer ein paar Dinge beachtet, wird zugleich mit besseren Sichtungserfolgen belohnt.

  1. Beobachtet die Vögel aus der Entfernung. Nähert euch ihnen nicht. Nutzt ein Fernglas oder ein Zoomobjektiv, um die Vögel zu beobachten. Haltet besonders Abstand von Nestern.
  2. Achtet auf Warnrufe der Vögel. Dann seit ihr zu nah an den Vögeln bzw. an einem Nest. Eier von Bodenbrütern können nahezu unsichtbar sein. Manche Vögel, wie die Küstenseeschwalbe, attackieren auch Menschen, wenn sie einem Nest zu nah kommen.
  3. Bleibt auf ausgewiesenen Wegen und beachtet Einschränkungen. Manche Gebiete sind während der Brutzeit oder zur Vogelzugzeit gesperrt.
  4. Haltet Abstand vom Schilfbereich an Seeufern, sowohl von Landseite als auch von der Wasserseite mit dem Paddelboot.
  5. Lasst Federn, Eierschalen und herunter gefallene Vogelnester in der Natur.
  6. Füttert die Vögel nicht. Das Futter kann ihre Gesundheit beeinträchtigen, verändert ihr Verhalten und kann sie weiteren Gefahren aussetzen.
  7. Seid rücksichtsvoll gegenüber anderen Vogelbeobachtern, insbesondere an Beobachtungsplattformen oder -hütten. Breitet eure Sachen nicht unnötig aus und blockieret nicht die Sicht für alle anderen.
  8. Seid leise! Stellt das Telefon auf lautlos.
  9. Wenn ihr im Auto unterwegs seit, dann fahrt zur Seite, wenn ihr aus dem Auto heraus einen Vogel beobachten wollt. Gefährdet keine anderen Verkehrsteilnehmer und blockiert den Verkehr nicht.
Hier ist Abstand halten angesagt. Denn wenn der Bläßhuhn aus dem Nest flieht, kühlen die Eier oder die Küken aus.

Vögel als Wetterfrösche

Wer kennt sie nicht, die schlauen Bauernregeln: “Fliegen die Schwalben in den Höh’n kommt ein Wetter, das ist schön” oder “Schwalben tief im Fluge – Gewitter kommt zum Zuge”.

Vögel haben ein gutes Gespür für Wetteränderungen. Sie reagieren auf Veränderung von Druck, Licht oder eine elektrische Aufladung im Voraus mit ihrem Gesang, den Schreien, der Fresslust und dem Nestbau. Auch die Termine des jährlichen An- und Abflugs werden an die Wettergegebenheiten angepasst. Es heißt sogar, dass Vögel durch ihre sogenannten Regenrufe auf Wetterverschlechterungen aufmerksam machen. Eine Untersuchung des Regenrufs vom Buchfink ergab, dass das Verhältnis von Gesang zu Regenrufen bei plötzlich eintretender ungünstiger Witterung sank. Eine Vorhersage von Regen durch den Buchfink, wurde jedoch nicht bestätigt.

Fliegende Wetterfrösche: Wenn die Kraniche ziehen, dann wird es bald kalt.

Büchertipps für Vogelfreunde

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Ihr wollt gleich los zur Vogelbeobachtung? Dann schaut euch mal meinen Artikel über Birdwatching in Linum und über das Birdwatching am Myvatn in Island an.

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