Tipps zur Winterfotografie – Interview mit den Fotonomaden

Winterfotografie – Interview mit den Fotonomaden
Tipps zur Winterfotografie – Interview mit den Fotonomaden

Draußen wird es kalt, die ersten Schneeflocken tanzen vor dem Fenster und eine weiße Winterlandschaft lockt mich hinaus. Beim Fotografieren im Winter wird mir immer wieder bewusst, wie einzigartig die Momente und Motive sind, die ich mit meiner Kamera einfange. Dann macht es mir immer besonders viel Spaß, auf Motivsuche zu gehen. Karin von den Fotonomaden geht es da ganz ähnlich. Daher habe ich Karin eingeladen, von ihrer Herangehensweise bei der Winterfotografie zu erzählen. Denn diese ist eine ganz besondere, mit der man nicht nur schöne Bilder macht, sondern zugleich auch Kraft in der Natur tankt.


Liebe Karin, möchtest du dich kurz vorstellen? Du bist Fotografie-Coach und betreibst gemeinsam mit deinem Mann Markus Fotonomaden.com. Worum geht es auf eurem Blog?

Zuerst einmal herzlichen Dank, dass ich auf deinem wunderbaren Blog zu Gast sein darf, Mareike! Genau wie bei dir schlagen unsere Herzen für Natur- und Reisefotografie und darum geht es auch auf unserem Blog. Durch Corona hatte sich der Schwerpunkt mehr Richtung Fotografie verschoben. Jetzt gibt es wieder vermehrt Reiseberichte, in denen wir auch gerne Tipps zur passenden Fotoausrüstung und spannende Fotospots vorstellen.

Unser Motto ist „slow & simple“. Besonders seit Corona haben wir die Fotografie als Möglichkeit entdeckt, um damit in der Natur Kraft zu tanken und zu entschleunigen. Beim Fotografieren war unser Ansatz schon immer, die Dinge so einfach wie möglich zu halten. Wir stehen für Outdoor-Fotografie mit vorhandenem Licht und einfacher Kameratechnik. Unser absolutes Lieblingsthema ist die Bildgestaltung: wie man mit Licht, Farben, Strukturen und anderen kreativen Werkzeugen stimmungsvolle Fotos komponieren kann.

Auch auf unseren Reisen sind wir am liebsten in der Natur unterwegs, um Tiere zu beobachten, zu wandern und natürlich zum Fotografieren. 

Winterfotografie

Hast du ein paar einfache Tipps für Winterfotografie für meine Leserinnen?

Ja, gerne!

Tipp Nr. 1 Farbe ins Bild bringen

Es lohnt sich, wenn du bewusst bei schönem Licht fotografieren gehst. Denn zur sogenannten „Goldenen Stunde“ wird alles in warmes Licht getaucht. Diese gelben, orangenen und roten Farbtöne bilden einen tollen Kontrast zum weißen Schnee und verwandeln auch kahle Winterlandschaften in etwas Besonderes. Im Internet gibt es kostenlose Seiten und Apps mit denen man herausfinden kann, von wann bis wann die Goldene Stunde in der Früh und am Abend an einem bestimmten Ort an einem konkreten Datum stattfindet.

Wenn man die Augen offenhält, kann man auch im Winter mehr Farbkleckse entdecken, als man vermuten würde. Etwas Buntes in Winterfotos einzubauen ist eine einfache Möglichkeit, um sie spannender zu machen. Das können z. B. immergrüne Pflanzen, bunte Beeren und Blätter, ein blauer Himmel oder See, sowie farbenprächtige Sonnenauf- und -untergänge sein.

Ich empfehle, bereits vor Beginn der Goldenen Stunde an dem Ort zu sein, wo man fotografieren möchte. Dann kann man sich ganz in Ruhe tolle Standpunkte und Motive suchen. Wenn das schöne Licht kommt, kann man sie dann völlig entspannt aufnehmen.

Bei Schlechtwetter, wenn der Himmel bedeckt ist, werden die Farben immer blasser, je weiter das Motiv entfernt ist. Häufig ist der Himmel dann sogar komplett weiß und trägt zur Stimmung des Bildes meistens nichts bei. Da ist es am besten, sich auf Details zu fokussieren. Denn in der Nähe kommen die Farben trotzdem sehr schön zur Geltung.

Winterfotografie

Tipp Nr. 2: Blickpunkte finden

Wenn man nicht gerade natürliche Muster fotografiert, wie z. B. von gefrorenen Wasseroberflächen, ist es einfacher ein spannendes Foto zu machen, wenn man einen Blickpunkt ins Bild einbindet. Denn wenn es auf einem Foto keinen Blickpunkt gibt, sucht das Auge herum und bleibt nirgends hängen.

Wichtig ist dabei, dass der Blickpunkt immer scharf abgebildet ist. Dafür eignen sich z. B. kleine Hütten, ein schöner Baum, ein markanter Stein, eine Person mit einer bunten Jacke oder auch ein paar Schneeschuhe. Es ist gar nicht notwendig, dass die Person groß auf dem Foto abgebildet ist. Wenn sie eher klein auf dem Foto zu sehen ist, erkennt man zum Beispiel sofort, wie mächtig der Berg, wie hoch die umliegenden Bäume oder wie groß der See ist, an dem eine Person steht.

Winterfotografie

Tipp Nr. 3: Fotografieren bei kalten Temperaturen

Im Winter ist es, meiner Meinung nach, besonders wichtig, dass man gut ausgerüstet ist, damit das Fotografieren bei den kalten Temperaturen auch Spaß macht. Da wir uns häufig hinknien oder auch hinlegen, um Motive auf Augenhöhe aufnehmen zu können, tragen wir dafür gerne Snowboardhosen. Super praktisch ist, wenn diese an den Knien und beim Gesäß zusätzlich verstärkt sind. Außerdem lieben wir unsere Fotohandschuhe, bei denen man die Fingerkuppen wegklappen kann, um die Kameraeinstellungen vorzunehmen. Sie haben ein Einschubfach, in dem man ein Wärmepad hineingeben kann, sodass die Finger immer warm bleiben. Markus hat dazu einen eigenen Blogartikel mit einem Winter-Fotohandschuh-Test veröffentlicht.

Bei der Kameraausrüstung sollte man Folgendes beachten:

Die Kälte entlädt die Akkus recht rasch. Deshalb ist es gut, immer voll geladene Ersatzakkus dabei zu haben und diese nah am Körper zu tragen, um sie warm zu halten. Auch die Kamera lässt man am besten in der Tasche oder im Rucksack, bis man mit dem Fotografieren loslegt.

Zuhause sollte man die Kamera nicht gleich mit ins warme Zimmer mitnehmen. Denn dann könnte sich Kondenswasser bilden und die Elektronik beschädigen. Es ist besser ein Säcken Trockengranulat in die Fototasche zu legen und die Kamera erstmal drinnen zu lassen, bis sie sich akklimatisiert hat. Alternativ kann man die Kamera auch in eine Plastiktüte stecken, dann bleibt das Kondenswasser auf der Tüte.

Die Gelegenheiten für klassische Winterfotografie mit Schnee werden immer weniger. Wie kann man trotzdem schöne Bilder im Winter aufnehmen?

Ja, das Problem kennen wir. Obwohl wir in einer kalten Region in Niederösterreich leben, gibt es bei uns nur mehr selten Schnee. Mit schönen Lichtstimmungen (wie vorher schon erwähnt) kann man auch eintönige Winterlandschaften stimmungsvoll aufnehmen. Dafür reicht z. B. schon ein Feldweg mit dem man den Blick ins Bild führt und ein bisschen mystische Nebelstimmung. Linien sind prinzipiell tolle Gestaltungsmöglichkeiten. Von einem höheren Standpunkt aus, kann man z. B. eine kurvenreiche Straße aufnehmen, die sich durch einen grünen Nadelwald schlängelt.

Vorher habe ich auch schon kurz Details erwähnt. Gerade wenn man sich auf Nahaufnahmen fokussiert, findet man auch im Winter zahlreiche interessante Motive. Oft tendiert man dazu gleich die ganze Winterlandschaft aufnehmen zu wollen, soweit das Auge reicht. Wenn aber zu viel auf einem Bild drauf ist, dann kommt nichts so richtig zur Geltung.

Eine Alternative, um den Winter einzufangen bieten z. B. Eisblumen, Tropfen oder Frost auf Blättern und Pilzen. Wenn der Hintergrund auf dem Foto unscharf ist, hebt sich das Motiv noch besser ab. Dafür stellt man auf der Kamera am besten das Motivprogramm mit der Blume ein. Wenn man die Kamera selbst einstellt, wählt man eine offene Blende ( = kleine Zahl). Dann sucht man sich einen geeigneten Standort, bei dem hinter dem Motiv längere Zeit nichts kommt (also nicht gleich der nächste Ast, etc.). Wenn man beim Fotografieren dann nah an das Motiv herangeht, kann man sicher sein, dass der Hintergrund schön unscharf ist.

Wichtig ist dabei auch darauf zu achten, dass der Hintergrund möglichst einheitlich ist. Denn dunkle Flecken oder wirre Äste, etc. lenken schnell von dem ab, was man eigentlich zeigen will. Auf den Fotos sieht man, was es für einen Unterschied macht, wenn man sich einen ruhigen, regelmäßigen Hintergrund sucht. Oft kann man dafür gleich den Himmel nützen, wenn man etwas in die Hocke geht und nach oben fotografiert.

Du hast ein spezielles E-Book zum Thema Winterfotografie geschrieben. Worum geht es da?

Während der Coronazeit habe ich meinen „slow & simple“ Fotografie Ansatz entwickelt. In meinen Augen ist der Mainstream Zugang zur Fotografie sehr techniklastig. Das spiegelt sich auch in den meisten Fotobüchern und -kursen wider. „slow & simple“ Fotografie zeichnet sich dagegen durch einen starken Fokus auf die Bildgestaltung und möglichst einfache Kameratechnik aus. Mir geht es darum Menschen dabei zu unterstützen, ihre Kreativität zu beflügeln, abzuschalten und mit Freude und Leichtigkeit, ohne Druck zu fotografieren und gleichzeitig in der Natur Kraft zu tanken. Das bedeutet für mich, sich für jedes einzelne Motiv wirklich Zeit zu nehmen, anstatt im Vorübergehen schnell eine Menge Fotos zu knipsen. Auf diese Weise macht man definitiv spannendere Bilder und hat mehr Freude damit.

In meinen „slow & simple“ Fotografie E-Books (Winter, Wald, Wasser, Blumen & Blüten) findet man immer 40 Fotoideen zu dem jeweiligen Thema. Zu jeder Inspiration gibt es mehrere Beispielbilder als Anregung und einfach erklärte, leicht umsetzbare Tipps.

Beim Winterfotografie E-Book lassen sich 28 der 40 Fotoinspirationen auch ohne Schnee und Eis umsetzen. Die meisten davon kann man sogar mit dem Smartphone aufnehmen. Vier Ideen sind speziell für Fortgeschrittene, für die man die Kamera selbst einstellen können muss. Die sind aber klar gekennzeichnet. Das Winterfotografie E-Book eignet sich also für jedes Können und jede Kamera.

Bietet ihr auch Onlinekurse zu dem Thema an?

Ja, im Jänner und Februar 2024 bieten wir wieder Online-Winterfotografie-Workshops an. Bei der Anmeldung erhält man das E-Book kostenlos dazu. 

Link: https://www.fotonomaden.com/workshops/winter-fotoworkshops/

Was ist deiner Meinung nach der wichtigste Punkt, um schöne Winterbilder aufnehmen zu können?

Meiner Meinung nach machen zwei Punkte den größten Unterschied: Zum einen, dass man bewusst auf das Licht achtet. Zum anderen, dass man sich für jedes Motiv wirklich Zeit nimmt. Es ist besser weniger Motive aufzunehmen und dafür aber mit schöneren Bildern nachhause zu gehen. Damit das klappt empfehle ich, unterschiedliche Varianten vom selben Motiv aufzunehmen. Vor Ort gleich zu prüfen, ob die Schärfe passt, ob irgend etwas noch ablenkt von dem, was man eigentlich zeigen möchte, etc.

Winterfotografie

Wenn ich an Winterfotografie denke, dann fallen mir als Skandinavien-Fan auch immer gleich die Nordlichter ein. Ist das auch Thema in eurem e-Book Winterfotografie?

Die Nordlichter zu erleben ist wirklich etwas ganz Besonderes! Ja, im Winter E-Book ist eine Inspiration diesem Thema gewidmet. Auf unserem Blog gibt es aber noch weitere ausführliche Beiträge mit hilfreichen Tipps dazu. Unter anderem haben wir ein Interview mit einem Nordlicht-Fotoprofi geführt, das man hier nachlesen kann:

Wir sind, genau wie du, große Skandinavien-Fans und im März 2024 auf den Lofoten unterwegs, um den skandinavischen Winter und hoffentlich die Nordlichter fotografieren zu können. Danach werden wir natürlich ausführlich auf unserem Blog darüber berichten.

Zum Abschluß, habe ich noch eine ganz persönliche Frage an dich: Was ist denn dein ganz persönliches Lieblingsmotiv im Winter, worauf du dich jedes Jahr aufs neue freust?

Puh, mich auf ein Motiv zu beschränken ist schwierig, denn ich liebe die Abwechslung. Prinzipiell faszinieren mich Details. Im Winter finde ich Eis am spannendsten, weil es in so vielen verschiedenen Formen und Arten auftritt.


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