Island. Die Westmännerinseln waren einst Schauplatz eines verheerenden Vulkanausbruchs. In der Nacht am 23. Januar 1973 riss am Rand der Stadt Vestmannaeyjabær die Erde auf und Lavafontänen schossen in den schwarzen Nachthimmel. Es folgten fast sechs Monate andauernde Eruptionen. Lava und Asche zerstörten 30% der Stadt. Doch es entstand auch neues Land. Heute kann man auf der erkalteten Lava spazieren gehen und sogar den Vulkan Eldfell im Süden von Island besteigen. Ein sehenswertes Museum informiert zudem über den verheerenden Ausbruch.
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Was euch im folgenden Artikel erwartet:
Feuerberg und Feuerwelt – Auf den Spuren des Vulkanausbruchs von 1973
Besteigung vom Vulkan Eldfell in Island
Besuch des Museums Eldheimar “Feuerwelt”
Spaziergang durch den “Lavawald” Hraunskógur
Was ist damals passiert? Der Ausbruch des Eldfell in 1973 auf Heimaey
Feuerberg und Feuerwelt – Auf den Spuren des Vulkanausbruchs von 1973
Besteigung vom Vulkan Eldfell in Island
Der rund 200 Meter hohe Schlackenkegel, der bei der Eruption 1973 entstand, wurde sehr zutreffend “Eldfell” genannt. Übersetzt bedeutet das “Feuerberg”. Der momentan ruhende Vulkan liegt nur wenige hundert Meter außerhalb der Stadt Vestmannaeyjabær und ist eine der beliebtesten Attraktionen der Inseln. Viele Besucher der Westmännerinseln wandern den 1,7 Kilometer langen Eldfell-Hike bis zum Gipfel. Von dort hat man einen fantastischen Blick über die Lavalandschaft, den Ort mit dem Hafen und die umliegenden Berge. Außerdem ist es möglich, um den Krater herum zu laufen. Die meisten Wege sind mit Holzpflöcken markiert, aber es gibt auch unmarkierte Pfade.
Als ich zur Besteigung vom Vulkan Eldfell aufgebrochen bin, war der Gipfel in tiefhängenden Wolken verborgen – typisch Island. Die Gegend bekam dadurch eine besonders mystische Atmosphäre. Doch es klarte immer mal wieder auf und ich konnte schließlich vom Gipfel die Aussicht über das Lavafeld und die Stadt genießen. Doch auch ohne Aussicht ist der Gipfel eindrucksvoll, denn das Gestein leuchtet auch an trüben Tagen in knalligem Rostrot und Schwefelgelb.
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Besuch des Museums Eldheimar “Feuerwelt”
In dem modernen Museum Eldheimar – das Pompeji des Nordens erfahrt ihr alles über den Vulkanausbruch von 1973. Eldheimar bedeutet zu übersetzt übrigens “Feuerwelt”. Herzstück des Museums ist ein ausgegrabenes Haus, das zuvor komplett unter der Lava des Vulkanausbruchs begraben lag. Das Museum wurde sozusagen um das historische Haus drumherum gebaut. Es öffnete 2014.
Das historische Haus im Inneren des Museums befand sich in der früheren Straße Gerðisbraut 10. Hier lebten Gerður Sigurðardóttir und Guðni Ólafsson mit ihren drei Söhnen. Sie mussten in der Nacht des 23. Januar Hals über Kopf aus ihrem Zuhause fliehen und ihre Habseligkeiten zurücklassen. Einige davon liegen noch verstreut in der Ruine.
Mit dem Audioguide geht es weiter durch die Ausstellung. Bemerkenswert an dem Museum ist, dass es keine zu lengen und ermüdenden Texttafeln zum Lesen gibt. Das Museum ist sehr visuell ausgerichtet mit vielen großformatigen Bildern, Modellen und Filmen zu den dramatischen Ereignissen in 1973. Die Inhalte vermittelt der Audioguide. Durch die Kombination aus Sehen und Hören habe ich die Ausstellung sehr intensiv erlebt. Insbesondere der Anblick des zerstörten Hauses und der Abschnitt über die Evakuierung haben mich sehr berührt.
In der oberen Etage geht das Museum mit einer interessanten Ausstellung über die Insel Surtsey weiter. Diese ist bei einem früheren Vulkanausbruch in den Jahren 1963-1967 entstanden. Von Beginn an ist sie unter Schutz gestellt und es wird die natürliche Entwicklung und Besiedelung der Insel durch Fauna und Flora dokumentiert. Sie steht sogar auf der UNESCO-Welterbeliste. Der Rundgang durch die Ausstellung endet schließlich in einem kleinen Museumscafé.
Spaziergang durch den “Lavawald” Hraunskógur
Da, wo vor 1973 noch Meer war, führen heute Wanderpfade über eine bizarre Lavalandschaft. Und in weiteren 10 Jahren wächst hier womöglich Wald. Denn Hraunskógur – zu deutsch Lavawald – ist ein 28 Hektar großes Aufforstungsgebiet. Jedes Jahr setzen freiwillige Helfer und Angestellte der Gemeinde rund 4.000 Baumstecklinge (Weiden, Fichten, Pappeln, Ulmen). Im Lavawald wurden außerdem zahlreiche Spazierwege angelegt, die über die zerklüftete, mit Moos und Lupinen bewachsene Blocklava führen. Es ist ein kleines bisschen wie ein Labyrinth, aber ernsthaft verlaufen kann man sich hier nicht. Im Gegenteil – es macht richtig Spaß, sich hier treiben zu lassen.
Von dem Wald habe ich auf meinem Spaziergang noch nicht ganz so viel sehen können. Aber auch ohne hohe Bäume wurde diese schroffe Lavalandschaft schnell zu meinem Lieblingsort auf Heimaey. Auch wenn es sich etwas seltsam anfühlt, hier zu wandern. Denn unter der im Durchschnitt 40 Meter dicken Lavaschicht liegen Häuser und Straßen begraben.
Zum Abschluss noch ein bisschen Geschichte:
Was ist damals passiert? Der Ausbruch des Eldfell in 1973 auf Heimaey
Lavafontänen und Ascheregen
Der Ausbruch kam unerwartet. Nachts, um 1:55 Uhr am 23. Januar 1973 riss am Rande der Stadt die Erde auf. Die rund 300 Meter lange Spalte wuchs schnell auf etwa 1.600 Meter Länge. Aus 30 bis 40 Kratern schossen Lavafontänen bis 150 Meter hoch in den Nachthimmel. Lavaströme überflossen das östliche Ende der Stadt und auf die gesamte Insel ging Asche nieder. Das Ereignis erschütterte nicht nur die Isländer. Es wurde in der ganzen Welt im Fernsehen übertragen.
Warum hat niemand den Ausbruch vorhergesehen? Es gab in den Tagen zuvor doch eine Serie von schwachen Erdbeben. Kurz vor dem Ausbruch erreichten sie auf der Richterskala sogar den Wert 2,7. Aber das ist an den Rändern von Lithosphärenplatten wohl nicht ungewöhnlich. Außerdem gab seit 5.000 Jahren hier keine vulkanische Aktivität.
Die Evakuierung der Einwohner
Dank eines Sturmes am Vortag lag die gesamte Fischereiflotte von Heimaey im Hafen. So konnte die Evakuierung der Inselbewohner unverzüglich starten. Bereits eine halbe Stunde nach Beginn des Ausbruchs verließ das erste Boot den Hafen. Innerhalb von sechs Stunden waren alle 5.300 Einwohner in Sicherheit. Nur ein paar blieben zurück, um dringend notwendige Aufgaben zu erledigen oder Wertgegenstände aus den Häusern zu retten. Eine dieser Aufgaben war es, das Vieh zu schlachten. Denn das Gras war von Asche bedeckt, es gab nichts mehr zu fressen auf der Insel.
Bei Vulkanausbrüchen entstehen auch immer giftige Dämpfe. Diese sind schwerer als Luft und sammeln sich in Vertiefungen. Ein Mann starb nach dem Einatmen solcher Dämpfe in dem Keller der Apotheke. Mehrere Personen wurden durch die Gase verletzt.
Kühlung der Lava
Die Westmännerinseln leben von der Fischerei. Der Hafen von Vestmannaeyjabær ist sogar der wichtigste Fischereihafen in ganz Island und sozusagen die Lebensader der Westmännerinseln. Nun floss der Lavastrom unaufhörlich Richtung Hafen und drohte, diesen zu verschließen. Das wäre eine Katastrophe gewesen. Die Feuerwehr begann, die Ränder der glühenden Lava mit Meerwasser zu kühlen und die Lava somit zu bremsen. Als die ersten Versuche bereits positive Ergebnisse zeigten, fuhr man größere Geschütze auf: Das Schiff Sandey pumpte 400 l/s auf die Lava. Außerdem wurden in waghalsigen Aktionen Wasserleitungen auf der Lavakruste verlegt. Am Ende wurden 32 umfunktionierte Ölpumpen aus Amerika eingesetzt, die 1.000 l/s fördern konnten. Insgesamt wurden rund 6,2 Millionen Tonnen Meerwasser zur Kühlung auf die Lava gepumpt. Mit Erfolg: die Hafeneinfahrt blieb frei und ist durch die neuen bis zu 40 m hohen Lavawälle heute sogar noch besser geschützt.
Zerstörung und Entstehung von neuem Land
Zum Beginn der Eruptionen wurden Häuser in der Nähe der Spalte durch Lava oder Pyroklastika zerstört. Trotz der Bemühungen vieler Helfer, die niedergegangene Asche von den Hausdächern zu schaufeln, brachen viele unter dem Gewicht zusammen. Andere wurden unter der vorrückenden Lava begraben oder durch Lavabomben entzündet. Erst Anfang Februar ließ der Niederschlag von Pyroklastika nach. Allerdings sorgten die anhaltenden Lavaströme weiter für Zerstörung. Am Ende bedeckte eine im Schnitt 40 m dicke Lavaschicht Teile der Stadt. An manchen Stellen war die Schicht sogar bis zu 100 Meter dick.
Erst nach etwa sechs Monaten, am 3. Juli 1973, waren die Eruptionen vorbei. Insgesamt wurden 60% der Häuser auf Heimaey bei der Eruption beschädigt. Etwas mehr als die Hälfte konnte gerettet werden. Doch rund 400 Häuser waren komplett zerstört. Außerdem war das Kraftwerk und eine Fischverarbeitungsfabrik sowie unterseeische Versorgungsleitungen von der Hauptinsel zerstört.
Durch den Vulkanausbruch entstand der etwa 200 Meter hohe Schlackenkegel Eldfell. Außerdem wuchs die Fläche der Insel um etwa 2,0 Quadratkilometer an.
Aufräumarbeiten
Die Aufräumarbeiten begannen gleich nach Ende des Ausbruchs im Juli 1973. Es war eine Mammutaufgabe, die Häuser und Straßen freizulegen und die Insel wieder bewohnbar zu machen. Nach einem Jahr waren etwa 50% und im März 1975 80 % der früheren Einwohner auf die Insel zurückgekehrt. Heute leben auf Heimaey etwa 4.500 Menschen, also 800 weniger aus vor dem Eldfell-Ausbruch.
Die unter der Lava gespeicherte Wärme wird zur Energie- und Warmwassergewinnung genutzt und die Pyroklastika finden als Baumaterial Verwendung. Im Meer wurde damit Land aufgeschüttet, auf dem 200 Häuser gebaut wurden.
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