Schweden. Eine Insel, ganz für euch alleine? Jeden Morgen den Frühstückskaffee direkt am Wasser? Abends vorm Zelt sitzen und den Sonnenuntergang über der Ostsee genießen? Ein Traum, oder? Er ging während unserer 7-tägigen Kajaktour durch die Schären-Welt an der Ostküste von Schweden in Erfüllung. Robinson Crouso Feeling pur. In meinem folgenden Artikel habe ich einige Tipps für eine Kajaktour durch die schwedischen Schären für euch. Es geht um Tourplanung, Route, Ausrüstung und Sicherheit.
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Was euch in diesem Artikel erwartet
Lieber auf eigene Faust oder in einer geführten Gruppe?
Nehme ich vor Ort ein Leihkajak oder bringe ich ein Kajak mit?
Wie komme ich hin?
Ostküste oder lieber Westküste?
Welche Route ist am besten?
Wie lang sollte eine Tagesetappe sein?
Was muss ich alles mitnehmen?
Wie navigiere ich zwischen den Inseln?
Wo kann ich übernachten?
Wie belade ich mein Kajak am geschicktesten?
Lieber auf eigene Faust oder in einer geführten Gruppe?
Bevor es mit der Planung losgeht, ist die allererste und wichtigste Frage zu klären: Soll es eine geführte Kajaktour in der Gruppe sein oder wollt ihr die Schären-Welt lieber auf eigene Faust erkunden? Nur auf eigene Faust kommt ihr in den Genuss des richtigen Robinson Cruso Feelings. Doch wenn ihr ohne eine organisierte Gruppe los wollt, dann solltet ihr folgendes vorher beachten:
- Ihr müßt die komplette Ausrüstung selbst zusammenstellen (ggf. ausleihen), d.h. alles fürs Paddeln, Camping, Kochen.
- Zudem solltet ihr Erfahrung im Paddeln haben, auch bei Wind und Wellen und bei schlechtem Wetter. Denkt dran, ihr seid auf dem Meer! Ab und zu auch weiter weg vom Ufer.
- Grundlegende Kenntnisse in Navigation sowie im Umgang mit Karte und Kompass sind ebenfalls nötig.
- Außerdem müsst ihr euch um euren gesamten Proviant und Trinkwasser selbst kümmern.
Wir haben uns für eine Kajaktour in den Schären auf eigene Faust entschieden. Daher sind alle folgenden Ausführungen auf eine selbstorganisierte Kajaktour bezogen.
Nehme ich vor Ort ein Leihkajak oder bringe ich ein Kajak mit?
Paddeln ist in Schweden sehr beliebt. Daher könnt ihr an vielen Orten Kajaks inkl. Ausrüstung und zum Teil sogar Campingausrüstung mieten. Grade im Sommer solltet ihr jedoch vorab reservieren.
Mögliche Anbieter sind:
- Scandinavian Kayaking Adventures an der Küste Bohuslän
- Kajakparadiset St. Anna an der Ostküste bei den Schären von St. Anna und Gryt
- Dalarö Kajak oder Skärgårdens Kanotcenter im Stockholm-Archipel
Wir haben unser eigenes Kajak von Berlin mitgebracht. Das hatte den Vorteil, dass wir örtlich nicht an die Verleihstationen gebunden waren und unseren Startpunkt und die Route flexibler nach Wind und Wetter richten konnten. Aber dazu später mehr bei der Routenplanung.
Hier unsere Paddelausrüstung auf einen Blick:
- Faltboot Triton Ladoga 2 advanced
- die leichten Wanderpaddel Shuna von Werner
- das Karitek Segel
Wie komme ich hin?
Schweden ist von Deutschland aus gut mit den Auto zu erreichen. Das hat den Vorteil, dass ihr so all eure Ausrüstung gut transportieren könnt und auch das Kohlendioxid für einen Flug spart. Die Fähren fahren in Deutschland von den Häfen Kiel, Travemünde, Rostock und Sassnitz ab. Während der Sommermonate solltet ihr vorbuchen, beispielsweise hier auf directferries.de.
Ostküste oder lieber Westküste?
Schweden hat sowohl an der Ostküste, als auch an der Westküste wunderschöne Schärengärten. Es ist wirklich eine schwere Entscheidung, ob es lieber die im Osten oder die im Westen sein sollten.
Hier eine kleine Entscheidungshilfe:
- Bohuslän gilt mit mehr als 8.000 Inselchen als schönstes Paddelrevier Schwedens. Es erstreckt sich an der Westküste von Göteborg bis nach Norwegen. Es gibt einsame Inseln mit Sandstränden, Felsen und Klippen.
- Ein weiteres tolles Paddelrevier ist St. Anna und Gryt an der Ostküste. Hier gibt es mehr als 6.000 Inseln. Da es hier auch eine Vielzahl von Riffen gibt, sind hier weniger Segelboote unterwegs. Die Schären sind grüner, d.h. es wachsen mehr Bäume auf den Inseln und es gibt weniger nackte Felsen als im Westen. Allerdings gibt es auch keine Sandstrände.
- Die Paddelbedingungen sind im Osten in der Regel etwas gemäßigter, da sie weniger exponiert sind als die Schären im Westen.
- Die Schären im Westen sind mehr besiedelt. Ihr habt hier also mehr Bootsverkehr aber auch wunderschöne Fischerdörfer.
- Doch auch die Schären im Osten rund um Stockholm sind sehr gut besucht. Wenn ihr südlich von Arkösund bleibt, ist es ruhiger.
Wir haben es uns einfach gemacht und das Wetter entscheiden lassen. Da wir unser Faltkajak im Auto hatten, war es möglich, so spontan zu sein und zu dem besseren Wetter an die Ostküste zu fahren.
Welche Route ist am besten?
Das kommt drauf an. Denn am meisten hängt die Route von der Wind-Vorhersage ab. Für diese kann ich euch den Windfinder empfehlen.
Wir hatten unsere Route durch die Schären erst zwei Tage vor dem Start unserer Kajaktour festgelegt. Damals war für 7 Tage konstanter Südwind angesagt. Aus diesem Gund führte unsere Route nach Norden. Dafür suchten wir uns ein Gebiet mit möglichst großer Inseldichte aus.
Als Startpunkt wählten wir den Campingplatz Figeholm. Denn dieser lag direkt am Wasser, gegenüber von der großen Insel Öland. Hier machten wir unser Kajak klar und konnten nach Rücksprache mit dem Platzwart unser Auto anschließend auf dem Parkplatz stehen lassen. Wichtig bei der Wahl des Startpunktes war für uns, dass dieser auch später mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar war. Denn wir hatten nicht vor, dieselbe Strecke gegen den Wind wieder zurück zu paddeln.
Wie lang sollte eine Tagesetappe sein?
Eure Tage werden sich während eurer Paddeltour auf das Paddeln, Pausen, Zelt auf- und abbauen konzentrieren. Außerdem ist es im Sommer abends sehr lange hell. Das heißt also, ihr habt viel Zeit fürs Paddeln.
In einem Zweierkajak schafft ihr locker Etappen von etwa 30 Kilometern am Tag, im Einzelkajak 20 bis 25. Aber: es kommt natürlich immer darauf an, ob ihr Gegenwind habt oder euch ein verregneter Morgen länger im Zelt bleiben lässt, als vorgesehen. Deshalb solltet ihr vorsichtshalber immer einen Puffertag einplanen.
Bei uns lief es so: wir paddelten jeden Tag solange wie wir Lust hatten bzw. bis wir einen schönen Platz für die Übernachtung gefunden hatten. Die Suche eines schönen Schlafplatzes hat manchmal jedoch auch etwas länger gedauert. Am Ende unserer Tour suchten wir uns einen Campingplatz. Von hier aus sind wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unser Auto holen gefahren.
Die Länge unserer Tagesetappen variierte zwischen 15 und 32 Kilometern (24, 22, 26, 30, 32, 15, 24 Kilometer).
Was muss ich alles mitnehmen?
Neben den üblichen persönlichen Dingen habe ich hier ein paar Essentials für eure Packliste aufgelistet:
Für das Paddeln:
Neben dem Kajak, Paddel und Spritzdecke und eventuell einem Segel braucht ihr:
- Ausreichend viele wasserdichte Beutel in verschiedenen Größen
- Paddelhandschuhe, falls es kalt wird oder ihr Blasen an den Händen bekommt
- Schwimmweste mit Trillerpfeife
- Lenzpumpe und Schwamm
- Ersatzpaddel
- Strick zum Anbinden des Kajaks während einer Pause
- Strick zum Anbinden des Paddels gegen Verlust
- Evtl. Neoprensitzkissen
- Karte, Kompass, ggf. GPS
- Ggf. Neopren- oder Trockenanzug! Hinterfragt eure Skills, bedenkt eure Route und die Wassertemperaturen je nach Jahreszeit!
Das Übliche:
- Campingküche mit Kocher, Töpfen, Geschirr, Brennstoff, Ökospüli etc.
- Müllsäcke
- Zelt, Matte, Schlafsack
- Picknickdecke
- Klamotten, Regenschutz, Bade Sachen
- Persönliche Hygieneartikel, Klopapier, Feuchttücher, Ökoseife
- Sonnenbrille, Sonnencreme, Basecap
- Kamera
- Evtl. Solarpanel oder Powerbank zum Aufladen des Handys, GPS etc
- Reiseapotheke
Sonstiges:
- Powertape zur Reparatur von diversen Dingen
- Noch ein paar mehr Gurte / Strick zum festbinden oder reparieren
- Taschenlampe
Dann braucht ihr auch noch Essensvorräte und Trinkwasser. Wie viel, hängt davon ab, ob auf eurer gewählten Route Campingplätze mit Shops liegen. Außerdem gibt es auf den Schären noch ergänzende Versorgungsstationen (zumindest weiß ich, dass es diese auf den Schären im Osten gibt). Hier können Segler und Paddler Trinkwasser auffüllen.
Übrigens: das leicht gesalzene Wasser der Ostsee eignet sich super, um Nudeln zu kochen. Allerdings nur, wenn nicht zu viele Algen drin sind.
Wie navigiere ich zwischen den Inseln?
Bei den vielen ähnlich aussehenden Inseln ist es manchmal schwierig, nicht die Orientierung zu verlieren. Wir wollten unsere Kajaktour in Schweden mit einem “digital detox” verbinden und entschieden uns daher für die Navigation mit Karte und Kompass. Unsere Handys mit Navifunktion ließen wir deshalb ausgeschaltet. Nur einmal haben wir uns verpaddelt und mussten unseren Standpunkt mithilfe des GPS unserer Handys ermitteln.
Ich kann euch die Vägkarten im Maßstab 1:100.000 empfehlen. Denn diese sind detailliert genug und wasserfest. Wenn ihr mit GPS paddeln wollt, dann überlegt euch vorher, wo ihr Strom bekommt und verstaut euer Gerät gut in einem wasserdichten Beutel. Nehmt trotzdem Karte und Kompass mit.
Wo kann ich übernachten?
Ein absolutes Highlight einer Kajaktour in den Schären ist, dass ihr Zelten könnt, wo ihr wollt. Naja, fast. Ihr solltet euer Zelt allerdings nicht irgendwo bei jemandem im Vorgarten aufstellen. Haltet also etwas Abstand von Häusern.
Das solltet ihr bei eurer Platzwahl außerdem noch beachten:
- Etwas Abstand von Häusern halten (außer Sichtweite)
- Es gibt Naturschutzgebiete, die ihr während der Vogelbrutzeit nicht betreten dürft. Hier solltet ihr euer Zelt besser nicht aufstellen. Die Schutzgebiete sollten in der Paddelkarte ausgewiesen sein.
- Stört keine brütenden Vögel. Brütende Küstenseeschwalben reagieren zudem sehr agressiv, wenn ihr dem Gelege zu nah kommt. Sie greifen immer den höchsten Punkt an, also im Notfall irgendetwas hochhalten über den eigenen Kopf.
- Sucht am besten einen Platz, wo das Zelt von der morgendlichen Sonne getrocknet wird.
- Haltet nicht zu nah an der Wasserkannte, denn auch in der Ostsee gibt es Gezeiten.
- Bindet euer Kajak für die Nacht an oder zieht es weit genug an Land.
- Lasst keinen Müll zurück, auch kein Toilettenpapier.
- Und wenn ihr mal eine warme Dusche braucht, ist ein offizieller Campingplatz für die Übernachtung meistens auch nicht weit entfernt.
Wie belade ich mein Kajak am geschicktesten?
Kaum etwas ist lästiger, als die Feststellung, das komplett bepackte Kajak nochmal auspacken zu müssen. Macht euch also vorm Beladen eures Kajaks einen Plan und verstaut alles, was ihr während der Fahrt brauchen könntet, in Griffweite. Entweder in einem Beutel auf dem Deck oder in eurem Sitzbereich. Organisiert euer Gepäck dabei am besten in verschiedenen Beuteln: Beispielsweise ein Beutel fürs Frühstück, einen fürs Abendessen, einen Küchen- , einen Badezimmer-Beutel und so weiter. Denkt außerdem daran, dass alles was auf dem Deck verstaut ist, dem Wind eine Angriffsfläche bietet. Also hier ist weniger mehr. Des Weiteren gehört alles Schwere nach unten. Denn so liegt euer Boot besser im Wasser. Beachtet dabei aber die maximale Tragfähigkeit eures Kajaks und beladet es nicht zu schwer.
Zum Abschluss meiner Tipps habe ich noch eine kleine Anekdote
Es war damals meine erste längere Kajaktour. Mit zwei Einerkajaks machten wir uns auf, in die dänische Südsee. Dort wollten wir anschließend von Insel zu Insel paddeln. Unser Proviant war damals nicht sehr gewichtsoptomiert: zu viele Konserven, Bier und Wein. Als ich dann in mein voll beladenes Kajak stieg, sank es so tief ein, dass es über die Sitzluke volllief noch ehe ich wieder draußen war.
Büchertipps für Kajak Enthusiasten
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Wart ihr selber schon mal mit dem Kajak in den Schären von Schweden paddeln? Wie hat es euch gefallen? Habt ihr weitere Tipps oder vielleicht eine Frage zu meinem Bericht über die Kajaktour? Wenn ja, dann schreibt mir doch einen Kommentar!
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Paddelt ihr genauso gerne wie ich? Dann interessieren euch vielleicht auch meine Artikel über eine Paddeltour in Patagonien oder über die eine Kajaktour bei den Orcas der San Juan Islands.
Hi Mareike, deine Tour klingt großartig! Die Bilder machen richtig Bock. Zu welcher Zeit habt ihr die Tour gemacht, also welcher Monat? Wir planen gerade eine sehr ähnliche Tour und überlegen, ob in Mai noch ein Neoprenanzug eine gute Idee wäre. Liebe Grüße
Hallo Robert,
wir waren im Juli unterwegs und hatten großes Glück mit dem Wetter. Das Wasser war relativ warm. Wenn ihr im Mai unterwegs seid, wird es noch sehr kalt sein, so dass ein Neopren oder sogar ein Trockenanzug eine gute Idee wäre. Insbesondere, wenn ihr mal weiter weg seid vom Ufer. Die Überfahrten zwischen den Inseln können schon mal recht lang und wellig sein.
Ich wünsch euch auf jeden Fall eine tolle Tour! Viele Grüße, Mareike