Ecuador. Auf dem Weg zum Gipfel des Iliniza Norte war es kalt, windig und ziemlich steil. Oft brauchte ich meine beiden Hände, um mit den Trekkingstöcken einen stabilen Stand hinzukriegen oder über die Felsen zu klettern. Meine Kamera war die meiste Zeit über sicher verpackt in meinem Rucksack. Das erste Mal holte ich sie raus, als wir über den einen Bergkamm kletterten und sich ein fantastischer Blick mit dem Cotopaxi im Hintergrund eröffnete. Es war wie in einer andern Welt, einfach magisch. Ich hätte ewig stehen bleiben können. Doch der Wind und die Kälte trieben uns weiter.
Unbeauftragte, unbezahlte Werbung. Der Artikel enthält Affiliate-Links.
Stratovulkan Illiniza Norte und Illiniza Sur
Illiniza ist ein nicht mehr aktiver Stratovulkan in Ecuador. Er befindet sich etwa 60 km südwestlich von Quito in der Westkordillere der Anden. Von seinen beiden Gipfeln ist der südliche, Iliniza Sur, 5245 Meter hoch und von einem Gletscher bedeckt. Der nördliche Gipfel, Illiniza Norte, ist mit 5126 Metern Höhe ein reiner Felsgipfel. Beide Gipfel sind durch einen etwa einen Kilometer langen Sattel getrennt.
Die Vulkane Illinizas liegen inmitten des Reserva Ecológica Los Ilinizas. Dieses ökologische Reservat ist 1342,33 km² groß und wurde im Jahr 1996 eingerichtet. Es umfasst neben den Illinizas auch den Vulkan El Corazón und den Kratersee Quilotoa. Um Zugang zum Ökologischen Reservat der Ilinizas zu erhalten, muss man sich im Büro am Parkeingang anmelden.
Besteigung des Illiniza Norte
Der Iliniza Norte gilt als einer der besten Akklimatisierungsberge in Ecuador. Häufig wird er zur Vorbereitung auf die höheren Gipfel wie Cotopaxi, Chimborazo oder Cayambe bestiegen. Zudem ist die Route bemerkenswert schön. Illiniza Norte ist technisch relativ einfach, da es keinen Gletscher gibt. Das Felsklettern reicht auf dem Normalweg bis zum Schwierigkeitsgrad 2 bzw. I/PD. Das heißt meistens einfaches Gehgelände (Geröll, einfacher Blockgrat), allerdings ist eine erhöhte Trittsicherheit nötig. Die Kletterstellen sind übersichtlich und problemlos. Kombiniert mit Kälte, Wind und Höhe ist es jedoch schon ein guter Grund für Helm, Klettergurt und Seil. Steigeisen und Eisaxt sind meist nicht erforderlich. Das hängt jedoch von den Wetterbedingungen und der Schneelage bzw. Vereisung ab.
Wichtig!
Wenn ihr wenig eigene Erfahrung an Bergen habt, bucht einen zertifizierten Guide! Die Route zum Gipfel ist auf den letzten 200-300 Höhenmetern schwer zu finden. Immer wieder müssen Leute, die sich verlaufen haben, vom Berg gerettet werden. Dazu kommt die Höhenlage und schnelle Wetteränderungen. Trainiert für die Besteigung und sorgt für eine für euch ausreichende Höhenanpassung.
Übrigens: Der Illiniza Sur ist technisch sehr viel schwieriger als der Norte und nur mit Gletscherausrüstung begehbar.
Die Besteigung des Iliniza Norte sollte eigentlich eine Vorbereitung für unseren Cotopaxi Aufstieg sein. Doch es kam anders: Ein Nierenstein bei meinem Partner brachte die Planung unserer Akklimatisationstouren etwas durcheinander. Wir sind den Illiniza erst nach unserem Cotopaxi Versuch hinauf gestiegen. Da hat uns die Flexibilität unseres Touranbieters Gulliver sehr geholfen!
Die Besteigung des Illiniza Norte auf einen Blick
- Gesamtstrecke: 14 km
- Höhendifferenz: 1.176 m
- Zeit: 2 Tage mit Übernachtung in der Berghütte. Manche Bergsteiger gehen die Tour auch an einem Tag.
- Schwierigkeit: Mittel; im Felsklettern geht der Normalweg bis Schwierigkeitsgrad 2 ( I/PD)
- Maximale Höhe: 5.126 m
- Beste Jahreszeit: Juni bis September und November bis Februar
Die Etappen
- Parkplatz La Virgen (3.950 m) bis Berghütte Nuevos Horizontes ( 4.750 m): 3-4 Stunden
- Berghütte Nuevos Horizontes ( 4.750 m) bis Gipfel Illiniza Norte (5.126 m): 3-4 Stunden
- Abstieg von 5.126 m auf 3.950 m: 2-3 Stunden
Akklimatisation an die Höhe
Es wird empfohlen zur Akklimatisierung mindestens zwei Tage auf rund 3.000 m zu verbringen. Mir persönlich würde das nicht reichen. Ich empfehle euch, mindestens vier Tage in dieser Höhe zu schlafen und vorher zwei andere Gipfelwanderungen zu machen, beispielsweise auf Quitos “Hausberg” Pichincha (4.776 m), den Pasochoa (4.200 m) oder Corazón (4.790 m).
Vom Parkplatz “La Virgen” bis zur Berghütte Nuevos Horizontes
Der Trailhead zum Illiniza ist an der “Jungfrau” am Parkplatz “La Virgen” in ca. 3.950 Meter Höhe. Hier verehren die Einheimischen den Berg und die Erdgötter. Wir laden unseren Rucksack auf das Pferd und schnappen uns dann nur unsere Tagesrucksäcke. Die Schlafsäcke, zusätzliche warme Kleidung und alles, was wir am Gipfeltag so brauchen bringt ein Reiter mit seinem Pferd bis zur Berghütte. Super praktisch. Und die zusätzlichen 50 Dollar für den Hin- und Rücktransport zahle ich gerne.
Es gibt Anfang zwei Wege: einen breiteren, den der Reiter nimmt und einen schmaleren, den wir gehen. Letzterer ist stark ausgewaschen vom Regen. Es geht stetig bergauf und bei etwas Sicht hat man einen schönen Blick auf den benachbarten Corazón und die beiden Gipfel des Illiniza. Zuerst ist der Berg noch mit der für diese Höhen üblichen Panamo-Vegetation bewachsen. Doch je höher es geht, desto karger wird die Landschaft. Mit einem mal sind nur noch Steine, Felsen und Geröll um uns rum. Der Weg wird noch einmal steiler, bis er dann auf den letzten paar Metern vor der Berghütte in ca. 4.750 Metern Höhe weitgehend eben wird.
Berghütte Nuevos Horizontes
Die Hütte liegt in der Mitte des Sattels zwischen den zwei Gipfeln Illiniza Norte und Illiniza Sur. Der Sattel ist mehr oder weniger eben und es gibt einen Bergsee. Die Hütte bietet Platz für etwa 12 Personen. Neben der Hütte gibt es darüber hinaus Stellmöglichkeiten für Zelte. Neben dem Schlafraum befindet sich ein kleine Küche mit Esstisch. Alles ist sehr einfach, aber vollkommen ausreichend. Es gibt sogar Strom, um die Handys aufzuladen. Trinkwasser wird abgekocht. Außen gibt es zwei Toiletten mit Spülung. Und um die Essensreste kümmert sich eine Familie Andenfüchse, die hier in der Nähe der Hütte leben.
Nachdem ich mich eine weile ausgeruht und was gegessen habe mache ich mich auf die Suche nach den Füchsen. Zuvor hatte ich schon einen aus dem Küchenfenster heraus gesehen. Doch ich hatte leider kein Glück. Ich lief den Weg ein Stückchen Richtung Gipfel und freute mich auf den kommenden Tag.
Der Gipfeltag
Die ersten Meter
Nach wenigen Stunden Schlaf klingelt unser Wecker um 4 Uhr morgens. Ich war bereits wach. Schon um 2 Uhr ist eine andere Gruppe zum Illiniza Sur aufgebrochen. Das bleibt trotz Ohrenstöpsel nicht unbemerkt. Eine Küchentür gibt es nicht. Und die Gruppe hat es auch leider in keinster Weise versucht, leise zu sein. Gut dass es hier Kaffee gibt.
Nach einem für diese Uhrzeit unglaublich üppigen Frühstück brechen wir auf. Der Rucksack mit allem was wir nicht mehr brauchen steht zur Abholung durch den Reiter bereit. Wir tragen unseren Klettergurt, Helm, Stirnlampe und den tagesrucksack mit etwas Proviant und 1,5 Litern Wasser.
Als wir die Hütte verlassen, bleibt das nicht unbeobachtet. Zwei Augen folgen uns im Dunkeln. Im Schein meiner Stirnlame leuchten sie orangefarben auf. Sie gehören einem der Andenfüchse, der auf einem großen Stein neben der Hütte sein Nachtlager hat. Ich freue mich über die Begegnung und halte weiter Ausschau.
Es ist kurz nach 5 Uhr, noch ist die Strecke einigermaßen eben. Erst als es schon leicht dämmert, wird es steiler und felsiger. Es ist immer wieder schön, die Welt beim Aufwachen zu beobachten. Zuerst erkennt man nur Schemen und Umrisse. Dann kommen langsam Farben ins Spiel. Zuerst am Himmel und danach dann auch in die Umgebung. Die Morgendämmerung von hier oben ist einfach fantastisch. Es ist ein weitgehend klarer Tag und wir können bis zum Cotopaxi und später auch bis zum Chimborazo blicken.
Die letzten paar Meter
Der letzte Abschnitt am Berg ist steil und felsig. Hier ist Klettern angesagt. Das Seil kommt zum Einsatz und wir deponieren unsere Trekkingstöcke an einem Felsen. Hier brauchen wir unsere Hände. Es geht immer weiter hinauf und es wird immer windiger. Der Gipfel wird von einem kleinen Gipfelkreuz aus Metall markiert. Viel Platz ist hier oben nicht und es geht an den Seiten steil hinab. Ich genieße den Ausblick und die kleine Rast. Bevor es wieder hinunter geht ist noch Zeit für ein Gipfelfoto. Warum sieht man eigentlich immer so unglaublich fertig aus auf diesen Bildern?
Wer hoch geht muss auch wieder runter – der Abstieg
Wir müssen uns beeilen, denn es sieht nach Regen aus. Am Horizont ziehen graue Wolken auf und unsere Aussicht wird immer wieder von Wolken eingehüllt. Wir klettern die Felsen erstaunlich schnell wieder hinab, an manchen Stellen geht es mit Abseilen weiter. Schließlich erreichen wir nach einer Weile die Bergflanke, die nur aus losem Geröll und Kies besteht. Hier rutschen wir fast hinab und haben in kürzester Zeit wieder Vegetation um uns herum. Ich staune immer wieder, wie mühsam und langsam man sich den Berg hinaufquält und wie schnell man dann wieder unten ist. Während unserer Rückfahrt im Auto fängt es an zu regnen.
Fazit: Lohnt sich die Besteigung des Illiniza Norte?
Ein klares Ja! Ich würde diese Bergtour jederzeit wieder machen. Landschaftlich sind die Gegend und die Aussicht auf die umliegenden Berge ein echtes Highlight. Und auch das Klettern über die Felsen war einfach großartig.
Für die Akklimatisation und zur Vorbereitung eines höheren Berges ist diese Tour bestens geeignet. Aber auch als einzelner Gipfel einer Ecuadorreise kann ich den Illiniza Norte sehr empfehlen.
Was brauch ich für die Tour?
Für die Besteigung solltet ihr auf jeden Fall einen zertifizierten Guide haben. Außerdem braucht ihr einen Klettergurt, Trekkingstöcke, Helm und Stirnlampe (ggf. Leihausrüstung). Euer Guide hat darüber hinaus ein Seil und weitere Kleinteile, um erforderlichenfalls eine Sicherung einzurichten. Steigeisen oder Eispickel brauchten wir nicht, da nur wenig Schnee bzw. Eis lag und wir in dieses mit unseren Stiefeln einfach kleine Stufen treten konnten. Wir sind mit ganz normalen Trekkingstiefeln gelaufen, das hat in unserem Fall gereicht und war warm genug. Die Temperaturen lagen zwischen -2 und 5 Grad Celsius. Bei anderem Wetter kann das natürlich anders aussehen.
Trekkingstiefel, Hikingstöcke, Handschuhe und alles was ihr sonst noch für euren Aufstieg auf den Illiniza Norte in Ecuador gebrauchen könntet, findet ihr bei Bergzeit.
Büchertipps für Ecuador
Ihr wollt wissen, wo die Reise hingeht? Dann kann ich euch diese Bücher* empfehlen.
Die Reiseführer könnt ihr mit einem Klick auf die Bilder bei Amazon bestellen. Wenn ihr über einen Affiliate-Link ein Produkt kauft, dann bekomme ich dafür eine kleine Provision und ihr helft mir, Fernweh-Motive weiterhin mit interessanten Artikeln zu füllen. Das Produkt wird für euch dadurch nicht teurer und ihr tut mir damit einen riesen Gefallen.
Wart ihr selber schon mal in Ecuador, vielleicht sogar auf dem Vulkan Illiniza Norte? Wie hat es euch gefallen? Habt ihr noch Fragen zu meinem Artikel? Wenn ja, dann schreibt mir doch einen Kommentar!
Wollt ihr wissen, wenn es neue Artikel auf meinem Blog gibt? Dann folgt mir doch auf Facebook, Pinterest oder Instagram. Ich freue mich auch riesig, wenn ihr meinen Artikel mit euren Freunden teilt.
Empfehlungen zum Weiterlesen
Liebt ihr Südamerika genauso sehr wie ich? Dann interessieren euch vielleicht auch meine Artikel über eine Kajaktour in Patagonien oder über die einen Ausflug in den Feuerland Nationalpark in Argentinien.