Neuseeland. Ulva Island ist eines der besten Ziele für Birdwatching in Neuseeland. Gelegen im Rakiura National Park vor der Küste von Stewart Island, ist die raubtierfreie Insel ein sicherer Zufluchtsort für viele der bedrohten einheimischen Vogelarten des Landes. Mit großen Erwartungen und meiner Kamera im Rucksack machte ich mich auf den Weg zu diesem naturbelassenen Vogelparadies und hoffte darauf Arten zu sehen, die auf dem neuseeländischen Festland nur noch schwer zu finden sind.
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Warum ist Ulva Island ein besonderer Lebensraum für Vögel?
Ulva Island bietet einen der wenigen verbliebenen Orte in Neuseeland, an denen einheimische Vogelarten ohne Bedrohung durch eingeschleppte Raubtiere, wie Ratten oder Wiesel, leben können. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten gibt es hier keine verwilderten Katzen oder freilaufenden Hunde. Die Insel ist mit dichten, alten Wäldern bedeckt, die von Baumfarnen, Rimu- und Totara-Bäumen geprägt sind. Zudem gibt es eine große Vielfalt an Insekten, Früchten und Samen, die eine reichhaltige Nahrungsquelle für die Vogelwelt darstellen. Durch die intensive Schutzarbeit und die Ausrottung invasiver Arten haben viele der bedrohten Vogelarten Neuseelands hier einen sicheren Lebensraum gefunden, der jedes Jahr zahlreiche Hobbyornithologen und Vogelfotografen anlockt.

Geschichte von Ulva Island
Die Māori kannten Ulva Island lange vor der europäischen Besiedlung. In ihrer Sprache heißt die Insel Te Wharawhara, benannt nach einer lokalen Farnart (Pneumatopteris pennigera), die dort in großer Zahl wächst. Für die Ngāi Tahu war Ulva Island ein wichtiger Ort zum Fischen, Jagen und Sammeln. Die umliegenden Gewässer sind reich an Meeresfrüchten, und die dichten Wälder boten wertvolle Ressourcen wie Holz, Heilpflanzen und Vogelfedern. Darüber hinaus galt die Insel in spiritueller Hinsicht als ein Ort der Ruhe und Einkehr – ein Ort, der eng mit der natürlichen Welt und dem mauri (Lebensgeist) verbunden ist.
Mit der Ankunft der Europäer im 19. Jahrhundert wandelte sich die Nutzung der Insel. Sie diente zeitweise als Poststation, und es wurde eine kleine Siedlung errichtet. Gleichzeitig begannen die europäischen Siedler, invasive Arten wie Ratten einzuführen, die das empfindliche ökologische Gleichgewicht der Insel massiv störten. Viele einheimische Vogelarten, die keine natürlichen Feinde kannten, wurden dadurch bedroht.
In den 1990er Jahren begann eine umfassende Initiative zur Wiederherstellung der ursprünglichen Flora und Fauna Ulva Islands. Die neuseeländische Regierung erklärte sie zum Bestandteil des Rakiura Nationalparks und entfernte erfolgreich invasive Tierarten.

Die Stars der Insel
Dank der erfolgreichen Erhaltungsmaßnahmen können Besucher beim Birdwatching auf Ulva Island eine Vielzahl einzigartiger Vogelarten entdecken, darunter:
Südinselschnäpper (Petroica australis, Stewart Island Robin, maori: Toutouwai)
Schon nach wenigen Minuten tauchte der erste kleine Robin auf. Mutig hüpfte er direkt vor meinen Füßen umher, als ob er mich neugierig mustern wollte. Diese zutraulichen Vögel sind ein wahres Highlight und trotz ihrer unauffälligen grau-schwarzen Färbung schwer zu übersehen. Diese neugierigen kleinen Vögel hüpfen oft nah an den Wegen und beobachten Besucher fast ebenso aufmerksam wie umgekehrt.

Südinsel-Sattelvogel (Philesturnus carunculatus, Saddleback, Tieke)
Ein schwaches Rascheln lenkte meinen Blick nach unten, wo ich einen Sattelvogel bei der Nahrungssuche entdeckte. Sein schwarzes Gefieder mit dem Sattelfleck und der leuchtend orangefarbene Wangenfleck machten ihn leicht zu erkennen. Sein markanter, lauter Ruf ist ein typisches Geräusch auf Ulva Island. Als ich zwei Tage später erneut zum Birdwatching auf Ulva Island war, sah ich den Sattelvogel an genau derselben Stelle wieder nach Nahrung suchen.

Neuseeländischer Waldpapagei (Nestor meridionalis, Kaka)
In den Baumwipfeln bewegte sich ein Kaka-Paar. Die Papageien schienen sich spielerisch zu necken, während sie lautstark kreischten.
Der Kaka ist neben dem Kea die zweite heute noch lebende Art der Nestorpapageien, die in Neuseeland vorkommen. Die Tiere sind neugierig und intelligent. Sie sind bekannt für ihre Fähigkeit, Geräusche zu imitieren.

Gelbköpfchen (Mohoua ochrocephala, Yellowhead, Mohua)
Der Mohua ist ein seltener neuseeländischer Singvogel, der mit seinem leuchtend gelben Kopf und der lebhaften Stimme zu den eindrucksvollsten Vertretern der heimischen Vogelwelt zählt. Er gehört zur Familie der Mohouidae und ist endemisch auf der Südinsel Neuseelands, wo er bevorzugt in alten, naturnahen Buchenwäldern lebt. Mohuas sind gesellige Vögel, die oft in kleinen Gruppen unterwegs sind und gemeinsam nach Insekten, Larven und Spinnen suchen, die sie geschickt in Rindenspalten und unter Moosen aufstöbern.

Ziegensittich (Cyanoramphus novaezelandiae, Red-fronted Parakeet, Kakariki)
Der Ziegensittich, auch Neuseeländischer Sittich genannt, ist ein leuchtend grüner Papagei mit auffälligem rotem Stirnfleck, der zu den charakteristischen Vogelarten Neuseelands zählt. Er war einst weit verbreitet auf beiden Hauptinseln sowie auf vielen kleineren Inseln. Seinen ungewöhnlichen deutschen Namen verdankt er seinem „meckernden“ Ruf und der Art, wie er sich mit schnellen Sprüngen und Kletterbewegungen am Boden fortbewegt – ähnlich wie eine Ziege.

Kiwi (Apteryx australis lawryi, Rakiura Tokoeka):
Obwohl nachtaktiv, können Kiwis manchmal bei Tageslicht gesichtet werden – eine Besonderheit der Rakiura-Unterart. Für Kiwi-Beobachtungen habe ich eine separate Nachtwanderung auf Stewart Island geplant. Fotos gibt es jedoch leider nicht.
Der Südliche Streifenkiwi, eine Unterart des Südkiwis (Apteryx australis), ist ein nachtaktiver, flugunfähiger Vogel und einer der wohl bekanntesten Symbole Neuseelands. Mit seinem langen, nach unten gebogenen Schnabel, dem struppigen braunen Gefieder und seinem plumpen Körperbau wirkt der Kiwi beinahe wie ein tierisches Relikt aus einer anderen Zeit – was nicht weit von der Wahrheit entfernt ist. Als Bodenbewohner bewohnt A. a. lawryi vor allem die südwestlichen Regenwälder von Stewart Island (Rakiura) und zeichnet sich durch seine außergewöhnliche Anpassung an das nächtliche Leben am Waldboden aus.
Wekaralle (Gallirallus australis, Weka)
Die Wekaralle, kurz Weka genannt, ist ein flugunfähiger, neugieriger und oft recht dreist auftretender Vogel, der ausschließlich in Neuseeland vorkommt. Mit ihrem kräftigen Schnabel, den braun gestrichelten Federn und den auffallend roten Augen wirkt sie wie eine Mischung aus Huhn und Wildvogel – und ist tatsächlich eng mit den Rallen verwandt. Wekas leben in einer Vielzahl von Lebensräumen, darunter dichte Wälder, Buschland, Grasflächen und sogar Küstennähe, vor allem auf der Südinsel und einigen vorgelagerten Inseln.
Ihr Verhalten ist besonders auffällig: Wekas sind bekannt dafür, alles Tragbare zu stehlen – glänzende Gegenstände, Werkzeug, Picknickutensilien – was sie bei Wanderern zur amüsanten, manchmal lästigen Begleitung macht. Sie ernähren sich omnivor, also sowohl von Früchten, Samen und Wurzeln als auch von Insekten, kleinen Reptilien und sogar Aas. Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit sind sie in manchen Regionen gefährdet, da sie durch eingeführte Raubtiere, Habitatverlust und gelegentliche Verkehrsunfälle dezimiert wurden.

Tuihonigfresser (Prosthemadera novaeseelandiae, Tui)
Der neuseeländische Tuihonigfresser ist ein auffällig gefärbter Honigfresser mit metallisch schimmerndem, dunkelgrün-blauem Gefieder, einem weißen Kehlbausch und einer erstaunlichen Stimme. Er gehört zur Familie der Honigfresser (Meliphagidae) und ist auf beiden Hauptinseln sowie einigen vorgelagerten Inseln Neuseelands heimisch. Tuis bewohnen verschiedenste Lebensräume – von Küstenwäldern und Feuchtgebieten über Parks und Gärten bis hin zu städtischen Grünflächen – und spielen eine wichtige Rolle als Bestäuber vieler endemischer Pflanzenarten wie der Kōwhai oder der Flachsgewächse.
Besonders bekannt ist der Tui für sein komplexes, fast elektronisch klingendes Gesangsrepertoire. Er kann nicht nur eine Vielzahl natürlicher Laute erzeugen, sondern auch andere Vögel, Menschenstimmen und Geräusche imitieren – oft mit atemberaubender Präzision. In der Maorikultur gilt der Tui als heiliger Vogel, Bote und Symbol für Ausdruckskraft und Beredsamkeit. Seinen Namen verdankt er seinem zweisilbigen, glockenähnlichen Ruf, der besonders während der Balzzeit oft zu hören ist.

Maorihonigfresser (Anthornis melanura, Bellbird, Korimako)
Diese melodischen Sänger sind allgegenwärtig und sorgen zusammen mit den Tuihonigfressern für eine natürliche Klangkulisse während des Besuchs. Als Honigfresser mit bürstenartigen Zungen, die es ihnen ermöglichen, Nektar und Honigtau an den Stämmen von Buchen zu saugen, spielen sie eine wichtige Rolle bei der Bestäubung zahlreicher Pflanzen.

Beste Reisezeit für die Birdwatching auf Ulva Island
Die beste Zeit für Vogelbeobachtungen auf Ulva Island ist der neuseeländische Frühling und Sommer, also von September bis März. In diesen Monaten sind die Vögel besonders aktiv, da sie balzen, nisten und ihre Jungtiere aufziehen. Viele endemische Arten wie der Südinsel-Sattelvogel, der Kaka-Papagei oder der neugierige Weka lassen sich dann gut beobachten. Besonders in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag ist die Vogelwelt am lebhaftesten, da viele Arten zu diesen Zeiten nach Nahrung suchen. Auch außerhalb der Brutzeit ist Ulva Island ein hervorragender Ort zur Vogelbeobachtung, da die Insel ganzjährig von seltenen und bedrohten Arten bewohnt wird.

Geführte Birdwatching Touren und Wanderungen auf eigene Faust
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Ulva Island zu erkunden:
- Geführte Touren: Erfahrene Guides bieten spannende Einblicke in die einzigartige Tierwelt und die Geschichte der Insel. Diese Touren sind besonders empfehlenswert, um seltene Vogelarten zu entdecken und interessante Fakten über das Ökosystem und dessen Geschichte zu erfahren. Ulva Island hat eine reiche kulturelle Geschichte und Bedeutung für die Māori, die die Insel “Te Wharawhara” nennen. Zudem kennen die Guides die Lieblingsorte der verschiedenen Vogelarten.
- Wanderungen auf eigene Faust: Es gibt gut ausgeschilderte Wanderwege, die durch den Wald oder an der Küste entlang führen. Die Wege sind einfach zu begehen und ermöglichen individuelle Erkundungstouren. Karten sind in Stewart Island erhältlich oder an der Anlegestelle auf Ulva Island einsehbar.

Verhaltensregeln für Besucher
Um den Schutz der Vogelwelt zu gewährleisten, solltet ihr folgende Regeln beachten:
- Bleibt auf den markierten Wegen, um empfindliche Lebensräume nicht zu stören.
- Füttert keine Tiere – auch nicht den neugierigen Weka.
- Vermeidet laute Geräusche, um die Vögel nicht zu verschrecken.
- Nehmt sämtlichen Müll wieder mit, um die Insel sauber zu halten.
- Tragt saubere Schuhe, um das Einschleppen fremder Samen oder Krankheiten zu verhindern.

Praktische Tipps für euren Birdwatching Besuch auf Ulva Island
Ulva Island ist nur per Boot von Stewart Island aus erreichbar. Wassertaxis und geführte Touren starten regelmäßig von Golden Bay auf Stewart Island. Die Überfahrt dauert etwa fünf bis zehn Minuten. Es gibt keine Unterkünfte auf Ulva Island, so dass Besucher Tagesausflüge planen müssen. Da es keine Café und keinen Shop auf der Insel gibt muss ausreichend Wasser und Proviant mitgeführt werden.

Die Magie von Ulva Island – ein Schlusswort
Neben den Vögeln beeindruckte mich die unberührte Natur. Riesige Farnbäume, uralte Rimu- und Totara-Bäume sowie Moospolster schufen eine märchenhafte Atmosphäre. Während ich durch den Wald lief, fühlte ich mich wie in einer längst vergangenen Zeit.
Am Ende des Tages kehrte ich mit unzähligen Erinnerungen zurück. Ulva Island ist mehr als ein Ort für Vogelbeobachtung – es ist eine Zeitreise in eine Welt, in der die Natur ungestört gedeihen kann.
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