Portugal. Die Atlantikinsel Madeira ist bekannt als immergrüne Insel und als Paradies für Wanderer und Blumenfreunde. Doch auch als Landschaftsfotograf kommt man hier auf seine Kosten: schroffe Küsten, mystische Loorbeerbäume im “Feenwald”, Bergpanoramen zum Sonnenaufgang oder imposante Wasserfälle lassen die Motive garantiert nicht langweilig werden. Im folgenden Artikel stelle ich euch meine liebsten Fotolocations auf Madeira vor.
#1 Fanal – mystischer Lorbeerwald im Nebel
Mein klarer Fovorit unter den Fotolocations auf Madeira ist der Lorbeerbaumwald Fanal. Am eindrucksvollen ist es, diesem im Nebel einen Besuch abzustatten. Auf verschiedenen Pfaden oder gar querfeldein kann man hier zwischen uralten, knorpeligen Loorbeerbäumen umherwandeln. Aufgrund des häufig vorkommenden Nebels sind die Bäume mit Moos und Flechten überwachsen. Wenn es auf dieser Welt Feen und Waldgeister gibt, dann garantiert hier.
Wir waren zweimal im Fanal und haben immer wieder neue Motive und Perspektiven entdeckt. Dabei kamen sowohl das Weitwinkel- als auch das Standardzoomobjektiv zum Einsatz. Hilfreich ist es, ein Mikrofasertuch zum Abwischen der Nebeltropfen dabei zu haben. Wenn während eurer Reisezeit bestes Sonnenwetter herrscht und absolut kein Nebel aufziehen will, dann kann ich euch auch den Sonnenuntergang im Fanal sehr empfehlen.
Tipp: neben dem Parkplatz gibt es ein Camp mit Picknicktischen, Toiletten und Kochstelle. Rund um den Fanal gibt es noch verschiedene Wanderwege, die interessant aussahen. Leider war unsere Zeit dafür etwas zu knapp.
#2 Bergpanoramen rund um Pico Arieiro und Pico Ruivo
Timing ist alles… und die beste Zeit um die Berggipfel und deren Umgebung zu fotografieren ist eindeutig zum Sonnenaufgang oder -untergang. Und bevor die Tour Busse aus Funchal ankommen oder nachdem die Gruppen wieder abgereist sind. Der höchste Gipfel (Pico Ruivo mit 1862 m) und der dritthöchste Gipfel (Pico Arieiro mit 1818 m) des zentralen Bergmassivs der Insel bieten beide tolle Aussichten. Der Pico Arieiro und das “Bussardnest” sind jedoch mit den vielen Treppen und Abgründen noch spektakulärer. Der Vorteil am Pico Arieiro ist zudem, dass man mit dem Auto hinauffahren kann. Zum Pico Ruivo muss man erst über den gepflasterten Wanderweg PR1.2 etwa eine Stunde hinauf laufen. Startpunkt ist der Parkplatz Achada do Teixeira. Der PR1.2 sowie der in Richtung Encumeadas weiterführende PR1.3 bieten unterwegs viele tolle Motive, wie beispielsweise die vielen durch ein Feuer abgestorbenen Bäume, die wie weisse Skelette die Landschaft dominieren.
Hinweis: Die Anfahrt von Funchal zum Pico Arieiro führt euch über sie steilste Stalrasse Madeira, Caminho da Barreira mit bis zu 45% Steigung. Einfacher ist die Anfahrt vom Osten aus über die ER 207, ER 202 oder vom Norden über die ER 103.
Der Wind kann dort oben an den Gipfeln ziemlich unbarmherzig sein und einem schnell die Finger steif werden lassen. Also am besten Handschuhe und Mütze sowie eine wind-/wasserdichte Jacke einpacken (wir waren über den Jahreswechsel dort, vielleicht ist es im Sommer etwas milder).
#3 Ponta de São Lourenço
Die Halbinsel Ponta de Sao Lourenço ragt als östlichster Zipfel der Insel weit in den Atlantik hinaus. Es gibt mehrere spektakuläre und mal mehr mal weniger schwindelerregende Aussichtspunkte. Und wieder ist die beste Zeit zum Fotografieren der Sonnenaufgang. Den hab ich leider verpasst. Aber dafür hab ich das Abendlicht einfangen können.
Am einfachsten zugänglich ist der Aussichtspunkt Ponta do Rosto und Ponta de Sao Vicente gleich neben einem der Parkplätze. Wer höher hinaus will, der folgt dem Pfad bis zum höchsten Punkt an der Nordseite der Felsküste, dem Mirador do Abismo. Der Pfad ist stellenweise recht steil und durch loses Geröll insbesondere beim Abstieg rutschig. Weitere Aussichtspunkte befinden sich entlang des gesamten Wanderwegs, der schließlich am Pico do Furado (160 m) mit einem Ausblick über das Schutzgebiet bis hin zum Leuchtturm endet.
Kurios waren die vielen Eidechsen, die unterwegs bei einer Pause um uns herum hatten. Ich habe Eidechsen immer sehr scheu erlebt…nicht so diese auf der Halbinsel. Sie müssen einen unheimlich guten Geruchssinn haben und waren auf unsere Sandwiches scharf. Schon bald versuchten sie an meinem Bein hochzuklettern, irgendwann hatte es eine über meinen Rücken bis auf meine Schulter geschafft. Schon ein bisschen wir bei Jurassic Park…;-)
Die Wanderung ist mit 7,7 Kilometern nicht sehr lang. Die vielen tollen Aussichten können den Ausflug aber schnell auf 4 bis 6 Stunden ausdehnen.
Tipp: wer seine Telelinse dabei hat, kann unterwegs an der von Dattelpalmen umgebenen Cafeteria Casa do Sardinha gut die gelben Kanarengirlitze fotografieren.
#4 Felsnadeln bei Ribeira da Janela
Die schroffen Felsnadeln bei Ribeira da Janela sind eine der bekanntesten Fotolocations auf Madeira. Sie kommen bei Sonnenaufgang und rauher See am besten zur Geltung. Dann spritzt die Gischt an den Felsen empor oder verwandelt sich mit Hilfe des ND-Filters zu einem diffusen Überzug über dem steinigen Strand.
Bei den Felsnadeln gibt es einen Aussichtspunkt, einen Wohnmobilstellplatz und Toiletten.
Tipp: Wer nach Sonnenaufgang noch etwas länger bleibt, der sieht die Sonne noch hinter den Bergen hervor kommen (das Foto habe ich Anfang Januar aufgenommen).
#5 Levadas – die Wasserleitungen Madeiras
Wer auf Madeira wandern geht, der kommt an den Levadas nicht vorbei. Levadas sind Bewässerungskanäle und durchziehen die gesamte Insel in einem ausgeklügelten Netz. Mit einem sanften Gefälle wird das Wasser von den Flüssen im regenreichen Norden zu den Anbaugebieten im trockenen Süden transportiert. Oft über viele Kilometer. Die Levadawanderungen kommen meist ohne grosse Steigungen aus, da die Kanäle an den Bergflanken nahezu parallel zu den Höhenlinien verlaufen. Oft sind die Wartungswege, auf denen gegangen wird, sehr schmal und Gegenverkehr kann auch mal zur Herausforderung werden. Viele Levadas werden auch durch Tunnel geführt, die durchwandert werden müssen. Manchmal mit eingezogenem Kopf und durch große Pfützen watend. Eine Taschenlampe sollte bei einer Levada Wanderung also unbedingt dabei sein.
Die Levadas mit ihren mal geraden, mal geschwungenen Linien bieten tolle Motive für Weitwinkel oder auch für leichte Teleaufnahmen. Der oft dichte Bewuchs an den Berghängen oder an den feuchten Wänden bietet viele Möglichkeiten für Detailaufnahmen.
Tipp: Oft sind Wanderwege für Reparaturarbeiten gesperrt. Informiert euch vorher auf der Webseite von Visit Madeira, ob euer gewünschter Weg geöffnet ist.
Ich bin die Levada do Rei, Levada das 25 Fontes und die Levada do Caldeirão Verde gewandert und kann alle drei sehr empfehlen. Die Wanderungen sind sehr beliebt, daher ist es schlau, früh aufzubrechen, bevor Wandergruppen aus Funchal ankommen. Und da die drei Wanderungen so beliebt sind, gibt es am Start jeweils ein Café mit Toilette.
#6 Wasserfälle – die Könige unter den Fotolocations auf Madeira
Viele Levadawanderungen erfahren einen krönenden Abschluß mit einem imposanten Wasserfall. Besonders spektakulär fand ich den Wasserfall am Ende der Levada do 25 Fontes. Fast ebenso schön ist der Wasserfall am Ende der Levada do Caldeirão Verde. Wer gerne mit ND-Filtern arbeitet kommt hier auf seine Kosten.
Lust auf eine Erfrischung? Der ein oder andere Wanderer hat sich selbst im Januar den Spaß nicht nehmen lassen und ist in den Pool unter dem Wasserfall an der Levada das 25 Fontes gehüpft.
#7 Lava Felsen bei Porto Moniz – perfekte Spiegelung oder wilde Brandung
Bei Wind und Seegang ist die Brandung, die an die Nordküste prallt, so gewaltig, dass sich die Luft mit Gischt füllt. Es dauert nicht lange und man schmeckt das Salz auf den Lippen. An dem Küstenabschnitt zwischen den beiden Naturbädern in Porto Moniz kann man in diesen Momenten eindrucksvolle Aufnahmen der Naturgewalten machen. Bei weniger Wind und Welle bekommt man hingegen in den Naturpools zwischen den Lavafelsen die perfekte Spiegelung…allerdings nur, wenn man vor allen Badegästen da ist.
Büchertipps für Naturfotografen
Ihr wollt euch noch mehr mit Landschaftsfotografie beschäftigen? Dann kann ich euch die E-Books von den Fotonomaden sehr empfehlen. In den „slow & simple“ Fotografie E-Books (Winter, Wald, Wasser, Blumen & Blüten) findet ihr immer 40 Fotoideen zu dem jeweiligen Thema. Zu jeder Inspiration gibt es mehrere Beispielbilder als Anregung und einfach erklärte, leicht umsetzbare Tipps.
Wart ihr schon mal auf Madeira und welches waren eure liebsten Fotolocations? Wenn ja, dann schreibt mir doch einen Kommentar!
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Empfehlungen zum Weiterlesen
Ihr wollt noch mehr Fototipps lesen oder seit auf der Suche nach neuen Fotolocations? Dann schaut euch mal meinen Artikel über Respektvolle Wildtierfotografie oder mein Interview mit den Fotonomaden zum Thema Winterfotografie an.
Liebe Mareike, vielen Dank für die unverhoffte Urlaubsstimmung am Mittwoch 🙂 War bereits auf Madeira und kenne all die atemberaubenden und mystischen Orte, ganz wunderbar eingefangen in deinen wunderbaren Fotos. Echt toll. Hab gerade nochmal überlegt, was dort am schönsten war: Pico Arieiro, die wilde Nordküste, die Hochebene, die Lorbeerwälder oder São Lourenço? Kann mich nicht entscheiden, muss ich ja auch nicht. Tipp an alle, die Madeira noch nicht kennen: Einfach alles anschauen 🙂 Liebe Grüße
Liebe Dorit, na, ich sorg doch immer wieder gerne für Fernweh und Urlaubssstimmung 🙂 Freut mich, dass dir mein Artikel und meine Bilder gefallen. Und ich muss dir völlig recht geben: Madeira hat so viel zu bieten dun jede der Fotolocations ist unglaublich schön. Liebe Grüße