Birdwatching in Norwegen: Insel Gjesværstappan am Nordkapp

Birdwatching im hohen Norden: Insel Gjesværstappan am Nordkapp
Birdwatching im hohen Norden: Insel Gjesværstappan am Nordkapp

Norwegen. Die meisten Menschen reisen zum Nordkapp, um ein Selfie von sich und der Polkugel zu machen. Ich bin zum Nordkapp gefahren, um Vögel zu fotografieren. Eine Bootstour bringt mich zum Vogelfelsen Gjesværstappan, einem Birdwatching Paradies. Hier leben mehr als eine Million Papageitaucher und tausende andere Seevögel. Auch mehrere Seeadler haben an dem Schlaraffenland auf den arktischen Felsinseln Gefallen gefunden.

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Per Boot zum Birdwatching nach Gjesværstappan

Die Bootstour zu den Vogelfelsen startet in dem kleinen Fischerort Gjesvær, etwa 15 Kilometer westlich vom Nordkapp. Das Team von Birdsafari fährt im Sommer dreimal täglich zu den Vogelfelsen Gjesværstappan. Sie kennen die Gewässer und wissen genau, wo die Nistplätze der verschiedenen Seevogelarten sind. Die Profis wissen auch, dass es auf dem Boot während der zweistündigen Tour im Wind der Barents See kalt werden kann. Daher kann sich jeder Gast einen wärmenden Anzug ausleihen.

Birdwatching per Boot bei Gjesværstappan
Gjesværstappan ist ein beeindruckender Ort für alle, die Seevögel in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten wollen. Die spektakulären Felsformationen, die Vielfalt der Vögel und das Erlebnis der rauen, nordischen Natur machen diese Region zu einem Paradies für Naturfreunde und Fotografen.

Ein Meer aus Puffins

Schon nach ein paar Minuten Fahrt sehen wir die ersten Papageitaucher auf dem Wasser. Bald werden es immer mehr und irgendwann ist die gesamte Wasseroberfläche bis zum Horizont mit Puffins und anderen Seevögeln bedeckt. Sie fliegen auf, sobald unser Boot zu nahe kommt. Ich schaue den Vögeln hinterher, hinauf in den Himmel. Um die Felsen kreisen unzählige Vögel, fast ebenso viele, wie auf dem Meer schwimmen. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll…vielleicht zu dem Seeadler, der grade durchs Bild fliegt?

Auffliegende Puffins beim Birdwatching Gjesværstappan

Gjesværstappan am Nordkap ist einer der größten Vogelfelsen Norwegens

Gjesværstappan ist die Heimat einer der größten Seevogelkolonien Norwegens mit Millionen von Vögeln aus über 20 verschiedenen Arten. Der Archipel bietet einige der besten Möglichkeiten für Vogelbeobachtungen im hohen Norden. Die Anzahl der brütenden Vögel ist schier beeindruckend. Das ist unter anderem auf die gute Nahrungsgrundlage zurückzuführen, die das Meer hier bietet. Denn hier in der Barents See treffen warme und kalte Meeresströmungen aufeinander, so dass das Meer reich an Nährstoffen ist.

Gjesværstappan ist ein Archipel in der norwegischen Provinz Troms og Finnmark, nordwestlich des kleinen Fischerdorfes Gjesvær auf der Insel Magerøya nahe des Nordkapps. Das Archipel besteht aus drei Hauptinseln, die hoch und steil aus dem Meer aufragen: Storstappen (283 m), Kjerkestappen (166 m) und Bukkstappen (92 m). Neben den Hauptinseln ragen noch kleinere Felsen aus dem Wasser, die ebenfalls als Nistplatz genutzt werden. Die meisten Vögel nisten auf Storstappen, der größten der drei Inseln. Auf den Inseln finden sich neben unzähligen Vögeln auch Spuren menschlicher Besiedlung, die Tausende Jahre zurück reichen. Auf Kjerkestappen gab es sogar mal eine Kirche.

Blick auf Gjesværstappan
Die Inselgruppe Gjesværstappan, gelegen vor der Nordküste Norwegens, ist eines der beeindruckendsten Naturreservate für Seevögel in Europa. Die schroffen Felsen und steilen Klippen bieten ideale Nistplätze für eine Vielzahl von Vogelarten.

Die Inseln sind ein ornithologisches Juwel und eine wichtige Brutstätte für zahlreiche Seevögel. Die fischreichen Gewässer der Barentssee bieten beste Bedingungen für die Seevögel. In den Sommermonaten, wenn die Mitternachtssonne den Horizont erhellt, herrscht hier reges Treiben. Die steilen Klippen und abgeschiedenen Inseln bieten einen idealen Lebensraum, der vor Menschen und Raubtieren weitgehend geschützt ist. Es sei denn, das Raubtier kommt aus der Luft, wie die Seeadler oder die Raubmöwen.


Die Seevögel auf Gjesværstappan

Durch die abgeschiedene Lage und die geringe menschliche Störung konnten sich hier unzählige Seevogelarten ansiedeln. Neben den Papageitauchern sehen wir schon bald Trottellummen, Gryllteisten, Tordalke, Kormorane, Krähenscharben, Baßtölpel und mehrere Seeadler. Dazwischen erkennen wir immer wieder Dreizehenmöwen sowie Mantelmöwen und Heringsmöwen. Wer Glück hat, kann auch Eissturmvögel, Krabbentaucher oder Raubmöwen sichten, die oft kleinere Seevögel jagen oder deren Nahrung stehlen.

Die Hauptvogelarten auf Gjesværstappan sind:

  • Papageitaucher
  • Basstölpel
  • Trottellummen
  • Tordalk
  • Gryllteisten
  • Dreizehenmöwen
  • Wellenläufer
  • Kormoran
  • Krähenscharbe
  • Mantelmöwe
  • Heringsmöwe
  • Seeadler
  • Eissturmvögel
  • Krabbentaucher
  • Schmarotzerraubmöwen
  • Große Raubmöwen
  • Sturmschwalbe

Papageitaucher – die Clowns der Meere

Die „Clowns des Meeres“ sind die Stars der Insel. Die Papageitaucher haben ihre Kolonien auf den Inseln Storstappen und Kirkstappan. Sie nisten in Bruthöhlen, die sie in das Erdreich graben. Die Kolonie zählt mehr als eine Million Tiere, Jungtiere und nicht brütenden Puffins mitgezählt. Damit ist sie eine der größten Puffin Kolonien Europas.

Basstölpel

Die eleganten Basstölpel mit ihren markanten gelblich-weißen Köpfen ziehen mit ihren akrobatischen Flugmanövern und steilen Tauchgängen die Aufmerksamkeit auf sich. Basstölpel wurden erstmals in den 1980er Jahren auf Gjesværstappan gesichtet. Seitdem hat sich hier eine der größten Baßtölpelkolonien Norwegens entwickelt. Heute bauen etwa 1200 Paare ihre Nester auf dem Felsvorsprung Staurspira. Dafür nutzen die großen, eleganten Vögel auch Reste von Fischernetzen, die sie aus dem Wasser angeln. Bei genauerem Betrachten der Bilder konnte ich nicht nur flauschige Küken sehen , sondern auch, dass die Netze dem ein oder anderen Tier zum Verhängnis geworden sind.

Baßtölpel beim Birdwatching Gjesværstappan
Nester aus Fischnetzen

Trottellummen

Die Trottellumme ist mit bis zu 650 Brutpaaren vertreten. Einst nistete hier auch die Dickschnabellumme. Doch die Population hat sich hier nicht gehalten. Möglicherweise war der Druck durch die Seeadler zu hoch.

Tordalk

Der Tordalk nistet versteckt zwischen Felsspalten und ist schwieriger zu sehen. Der Bestand wird auf 2500 Paare geschätzt.

Wellenläufer

Der Wellenläufer nistet im Herbst und Winter auf Gjesværstappan. Normalerweise brüten Wellenläufer wie auch alle anderen Vögel. Im Frühjahr und Sommer. Um Möwen und anderen räuberischen Vögeln zu entgehen, ist der kleine Wellenläufer jedoch nachtaktiv und fliegt sein Nest nur Nachts an. Durch das ständige Licht der Mitternachtssonne in der Arktis hätte er keine Chance, seine Jungen erfolgreich aufzuziehen. Erst ab September, wenn es nachts wieder dunkel wird, beginnt der Wellenläufer mit der Brut.

Seeadler

Zur Brutzeit müssen die Felsen einem Schlafraffenland für Raubvögel gleichkommen. So kommt es, dass rund um Gjesværstappan zahlreiche Seeadler leben. Manchmal soll man bis zu 30 Adler gleichzeitig in der Luft sehen können. Die meisten von ihnen sind nicht brütende Jungtiere, was man auch an dem Federkleid leicht erkennen kann.

Seeadler beim Birdwatching Gjesværstappan
Während der Bootstour hat eine Kegelrobbe den Vögeln kurzzeitig die Show gestohlen. Die Robbe hatte einen großen Fisch gefangen. Sogleich versuchten mehrere Möwen und Seeadler ein Stückchen zu stibitzen.

Königspinguine in Norwegen?

Es gibt eine kuriose historische Anekdote über die Inseln. In den 1936er Jahren wurden auf den Vogelfelsen Gjesværstappan Königspinguine aus Südamerika ausgesetzt – ein ambitioniertes, aber letztlich erfolgloses Experiment. Die Idee war, eine Kolonie dieser majestätischen Vögel in der Region zu etablieren, die dann als zusätzliche Nahrungsquelle genutzt werden kann. Doch die Tiere verschwanden bereits nach einer Woche. Womöglich wurden sie einfach gefangen und gegessen. Heute existieren von dieser Episode nur noch wenige historische Aufzeichnungen und Erzählungen.


Schutzmaßnahmen für die Seevögel

Aufgrund der Bedeutung als Nistgebiet ist Gjesværstappan seit 1983 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und wird zudem als Important Bird Area geschützt. Das Schutzgebiet umfasst eine Fläche von 7,1 Quadratkilometern, davon sind etwa 1,7 Quadratkilometern Land. Die Inseln können mit Ausflugsbooten angesteuert werden. Allerdings ist es zwischen dem 15. Juni und dem 15. August nicht erlaubt, die Inseln zu betreten.

Das Naturschutzgebiet Gjesværstappan wird von der norwegischen Direktion für Naturschutz und der örtlichen Gemeinde verwaltet. Neben dem Monitoring der Vogelbestände geht es bei den Naturschutzbemühungen um die Kontrolle invasiver Arten. Durch nachhaltigen Birdwatching-Tourismus und wissenschaftliche Überwachung soll sichergestellt werden, dass Gjesværstappan auch in Zukunft ein sicherer Ort für unzählige Seevögel bleibt.

Ein Himmel voller Wolken und Seevögel

Anreise und Birdwatching-Bootstouren nach Gjesværstappan

Die beste Ausgangsbasis für die Erkundung von Gjesværstappan ist das Dorf Gjesvær, etwa 35 Kilometer westlich des Nordkaps. Der einfachste Weg dorthin ist eine Fahrt von Honningsvåg, der nächstgelegenen Stadt mit einem kleinen Flughafen, der von Oslo und Tromsø angeflogen wird, sowie einem Hafen, wo die Hurtigruten anlegen. Von Honningsvåg führt eine landschaftlich reizvolle Straße bis nach Gjesvær. Die Hurtigruten bieten organisierte Bustouren zu den Inseln an.

Die meisten geführten Bootstouren starten vom Hafen in Gjesvær und dauern etwa 1,5 bis 2 Stunden. Während der Tour bringt das Boot die Besucher nahe genug an die Klippen heran, um die Vögel gut zu beobachten, ohne jedoch die empfindlichen Brutkolonien zu stören. Einige Anbieter bieten speziell auf Fotografie ausgerichtete Touren an, bei denen längere Aufenthalte an den besten Beobachtungspunkten eingeplant sind.

Die beste Zeit für Birdwatching bei Gjesværstappan ist von Mai bis August, wenn die Brutzeit in vollem Gange ist und die Vögel auf den Inseln besonders aktiv sind.

Die Fahrt nach Gjesvær: so ähnlich stelle ich mir den Mond vor.

Fazit: Ein Paradies für Vogelbeobachter

Gjesværstappan ist ein wahres Birdwatching-Paradies für Vogelliebhaber und Fotografen. Die Vielfalt der Seevögel, die atemberaubende Landschaft und die Möglichkeit, seltene Arten aus nächster Nähe zu beobachten, machen einen Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis. Dank strenger Schutzmaßnahmen bleibt dieses Naturjuwel hoffentlich erhalten, sodass auch zukünftige Generationen die beeindruckende Vogelwelt dieser Inseln erleben können.


Weitere Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten in der Region

Nordkap: Ein Abstecher zum Nordkap ist fast obligatorisch, wenn man bereits in der Region ist. Es ist der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes und bietet beeindruckende Panoramen und ein Besucherzentrum.

Samische Kultur erleben: Die Region um Finnmark ist Heimat der Sami, der indigenen Bevölkerung Norwegens. Besucher können hier mehr über die samische Kultur und Traditionen erfahren, z. B. in Honningsvåg oder durch samische Kunsthandwerksläden und Museen.

Mitternachtssonne: Von Ende Mai bis Ende Juli geht die Sonne in dieser Region nicht unter. Die „weißen Nächte“ bieten ein einzigartiges Naturerlebnis und ermöglichen Vogelbeobachtungen bei außergewöhnlichen Lichtverhältnissen.

Nordkapp Polkugel
Der Klassiker unter den Nordkapp-Fotos: die Polkugel.

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