Russland. Gehören Whale Watching Touren auch zu eurem Lieblingsprogramm wenn ihr am Meer seid? Könnt ihr die Riesen der Meere auch nicht oft genug beobachten und seid dabei immer wieder aufs Neue tief berührt? Meistens jedoch sind Walbeobachtungen mit Bootsausflügen verbunden. Doch die Beluga Wale der Solowezki-Inseln könnt ihr von Land aus beobachten. Das ruhige flache Wasser vor den Inseln ist zudem die Kinderstube der Belugas. Im Sommer kommen sie hierher, um ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen. Wie ihr auf eigene Faust zum Beobachtungspunkt Beluga Kap kommt und was ihr dabei zu beachten habt, erfahrt ihr in meinem folgenden Artikel. Auf zu den Belugas!
Was euch in diesem Artikel erwartet
Solowezki-Inseln – die Kinderstube der Beluga Wale
Beluga Kap – Whale Watching von Land
Weg zu den Beluga Walen der Solowezki-Inseln
Der ökologische Pfad zum Beluga Kap
Achtung Küstenseeschwalben
Der Rückweg von den Beluga Walen
Bootstouren zu den Beluga Walen der Solowezki-Inseln
Das Geschäft mit den Beluga Walen
Steckbrief Weißwal / Beluga
Solowezki-Inseln – die Kinderstube der Beluga Wale
Weiße Wale im Weißen Meer. Dazwischen sind kleine schiefergraue Wale auszumachen. Das sind die Kälber. Erst nach etwa einem Jahr bekommen sie eine blaugraue Färbung und werden dann als „blues“ bezeichnet. Im fünften Lebensjahr bekommen die Weißwale schließlich ihre namensgebende weiße Färbung.
Der Name “Beluga” (Weißwal) kommt übrigens auch von dem Wort “weiß”, allerdings auf russisch: белуха, von белый bely „weiß“. Da sich die Weißwale häufig an der Packeisgrenze aufhalten, schützt ihre weiße Färbung womöglich vor Eisbärangriffen.
Junge Belugas sind an den Solowezki Inseln häufig zu beobachten. Denn der geschützte und flache Bereich vor den Inseln dient den Tieren als Kinderstube. Im frühen Sommer werden hier mitunter die Kälber geboren. Wir hatten großes Glück. Im Juli 2017 konnten wir miterleben, wie nach einem für uns zunächst unerklärlichen Tumult unter Wasser ein neugeborenes Kalb vom Muttertier zum Atmen an die Wasseroberfläche gehoben wurde. An dem Tag war auch mein Geburtstag. Was für ein Geschenk!
Beluga Kap – Whale Watching von Land
Auf der Insel Groß-Solowezki gibt es an der westlichsten Landspitze eine kleine vorgelagerte Insel – Beluga Kap – von wo ihr die Beluga Wale der Solowezki-Inseln von Land aus beobachten könnt. Für die bessere Aussicht gibt es sogar einen Beobachtungsturm. Ein Ausflug zum Beluga Kap muss jedoch genau geplant werden, da die vorgelagerte Insel nur bei Ebbe zugänglich ist. Die Touristeninformation war dabei mit dem Gezeitenkalender behilflich und erklärte uns an einer Karte den Weg.
Die beste Jahreszeit für die Tour ist Mitte Juni bis Mitte August. Denn in diesem Zeitraum nähern sich die Belugas den Ufern der Großen Solowezki-Insel. Eine Garantie, dass Wale da sind, gibt es jedoch nicht. Aber wenn welche da sind, dann sind sie nah am Ufer und können mit bloßem Auge beobachtet werden.
Übrigens: Geführte Wanderungen zu den Beluga Walen der Solowezki-Inseln könnt ihr zudem über die Touristeninformation der Solowezki-Inseln buchen.
Der Weg zu den Beluga Walen der Solowezki-Inseln
Den ersten Teil des Weges (ca. 7 km) könnt ihr entweder mit einem Taxi (es gibt UAZ-Taxis) oder mit einem Fahrrad in Angriff nehmen. Räder bekommt ihr beim Fahrradverleih zwischen dem Kloster und dem Fähranleger. Nehmt auf jeden Fall ein robusteres Mountainbike und plant für den Weg unbedingt etwas mehr Zeit ein. Weil die Straße im schlechten Zustand ist braucht ihr mehr Zeit als ihr denkt.
Der ökologische Pfad zum Beluga Kap
Der zweite Teil des Weges ist der etwa 6 km lange “ökologische Pfad”. Er führt euch durch einen wunderschönen Wald bis vor zur Küste. Ab hier geht es dann nur zu Fuß weiter. Sumpfige Stellen sind dabei mit Holzbohlen ausgelegt. Auf dem Hinweg mussten wir leider fast im Laufschritt durchjagen, da die Ebbe nahte.
An der Küste ist ein kleiner Wegweiser, der einen Pfad durch das Watt bis zur Insel beschreibt. Jetzt heißt es Schuhe aus und Hose hochkrempeln. Glücklich ist, wer jetzt Badesandalen und für später ein kleines Handtuch dabei hat. Nach ein paar Metern hatten wir vergessen wo der Weg lang geht und haben unseren eigenen Weg durchs Watt gesucht. Das Ziel ist durch den Beobachtungsturm gut zu sehen. Als wir 2017 vor Ort waren, wurde der alte Turm grade durch einen neuen Turm ersetzt, so kann ich leider nicht den Ausblick von oben zeigen.
Achtung Küstenseeschwalben
Sobald ihr euch der kleinen voreglagerten Insel nähert, passt auf die dort nistenden Küstenseeschwalben auf! Wenn ihr deren Gelege zu nahe kommt, greifen sie den höchsten Punkt von euch an. Gut wenn das nicht euer Kopf ist. Ihr findet am Ufer eine Ansammlung von Ästen, die ihr zur Abwehr der Vögel über euren Kopf in die Höhe halten könnt.
Der Rückweg von den Beluga Walen
Verliert beim Beobachten der Wale nicht die Zeit aus den Augen. Denn sobald das Wasser wieder steigt müsst ihr euren Rückweg wieder antreten. Und das Wasser steigt schneller als erwartet. Wir waren etwas spät dran, das Wasser reichte uns schon über die Knie und war ziemlich kalt. Umso glücklicher waren wir, als wir wieder trockenen Boden unter den Füßen hatten und uns mit ein paar Keksen in der Sonne aufwärmen konnten.
Wollt ihr noch mehr über die Inseln im Weißen Meer erfahren? Dann schaut euch meinen Artikel über die Solowezki-Inseln an und lest mehr über die bewegende Geschichte der Inseln.
Bootstouren zu den Beluga Walen der Solowezki-Inseln
Auf den Solowezki-Inseln werden auch Bootsausflüge zu den Beluga Walen angeboten. Diese sind jedoch sehr wetterabhängig und können kurzfristig abgesagt werden. Buchen könnt ihr Bootsausflüge mit reichlich Vorlauf bei Kolatravel oder mit Hilfe / Vermittlung über die Touristeninformation vor Ort.
Spielt das Wetter nicht mit und ihr könnt keine Tour zu den Walen unternehmen? Dann könnte euch mein Artikel über das Kloster und die Museen der Solewetzki-Inseln interessieren.
Das Geschäft mit den Beluga Walen
Das Beobachten der Beluga Wale in freier Natur war eines meiner schönsten Naturerlebnisse. Leider geht es nicht allen Beluga Walen so gut. Nach wie vor werden Beluga Wale in Aquarien als Attraktion präsentiert. Sie werden noch immer im großen Stil in Russland gefangen und im sogenannten „Wal-Gefängnis“ im Osten Russlands nahe Wladiwostok „zwischengelagert“ bis sie an ein Aquarium weiter verkauft werden. Nach Angaben von Greenpeace wurden zwischen 2013 und 2016 insgesamt 13 Orcas aus Russland nach China verkauft. Der durchschnittliche Preis für ein Tier liegt also bei etwa 700.000 Euro.
Bis zu 100 Tiere, Belugas und Orcas, waren im Herbst 2018 in den winzigen Becken gehalten worden. Es kam zu massiven Protesten und die Tiere sind inzwischen ein Fall für die russische Staatsanwaltschaft. Die Zukunft der Wale ist nach wie vor unklar (Stand Frühjahr 2019).
Willst Du mehr erfahren? Die drei russischen Taucherinnen Gaya, Tanya und Julia haben im Jahr 2017 einen bewegenden Film über den Fang, die qualvolle Haltung und die Vermarktung der Belugawale gedreht: „Zum Leiden verdammt – Das Geschäft mit den Belugawalen“. Zu finden auf der Seite von Save the Ocean. Der Dokumentarfilm offenbart, wie es hinter den Kulissen der schönen Delphinarien und fröhlichen Shows zugehen kann und zeigt eine Realität, die dem Besucher von Show-Ozeanarien gerne verborgen bleibt. Ich bewundere die drei Frauen für ihren Mut und ihr Engagement für die Tiere und möchte gerne ihren Film weiter empfehlen. Am Ende des Films tauchen sie sogar mit den Walen am Beluga Kap der Solowezki Inseln. Aber bitte nicht nachmachen: das Schwimmen und Tauchen mit den Tieren ist zum Wohle der Wale nicht gestattet.
Ein weiterer empfehlenswerter Film zum Thema ist der Film Blackfish. Der Film erzählt die Geschichte von Tilikum, einem dressierten Orca im Erlebnispark SeaWorld/Florida. Der Wal zog seine Trainerin während einer Show unter Wasser und tötete sie. In schockierenden Bildern zeigt Blackfish das Leiden der Wale in Gefangenschaft und wie ein millionenschweres Geschäft versucht, Vorfälle zu vertuschen. Eine emotionale Geschichte, die unter die Haut geht. Hier erfahrt ihr mehr.
Steckbrief Weißwal / Beluga
(Delphinapterus leucas)
Verbreitungsgebiet: in flachen Gewässern, Flüssen und Mündungen in der Arktis und Subarktis, meist in Küstennähe. Vorkommen abhängig von Eisausdehnung meist zwischen 80. und 46. Breitengrad. Häufig wird die Einwanderung in Flüsse beobachtet, beispielsweise auch in die Elbe oder Loire.
Gefährdungen: Schadstoffe, die durch Landwirtschaft und Industrie eingetragen werden, stellen eine große Belastung für die Populationen dar. Insbesondere sind dies Quecksilber, Blei und organische Chlorverbindungen wie DDT, PCB und PAH. Desweiteren erweist sich die zunehmende Förderung von Erdöl und die damit einhergehende Verschmutzung und Belastung durch Lärm als problematisch.
Gesamtlänge: 4 – 6 m
Gewicht: 0,4 – 1,5 t
Lebenserwartung: 30-40 Jahre
Geschwindigkeit: kurzzeitig 30 km/h
Maximale Tauchtiefe: bis 600 m
Tauchzeit: 15-20 Minuten
Geschlechtsreife: Weibchen mit 5 Jahren, Männchen mit 7-8 Jahren
Paarungszeit: Frühjahr bis Sommer
Tragzeit: 14,5 Monate
Geburtszyklus: alle drei Jahre, meist im Juli
Geburtslänge: 1,5 m
Säugezeit: 18-23 Monate
Gruppengröße: 5-20 Tiere, im Sommer zu tausenden in Flussmündungen
Nahrung: Fisch, Krebstiere, Kopffüßer. Mollusken und Weichtiere werden vom Grund abgesammelt.
Wart ihr selber schon mal auf den Solwezki-Inseln im Weißen Meer und habt ihr vielleicht sogar die Belugas gesehen? Habt ihr noch Fragen zu meinem Artikel oder Anregungen? Wenn ja, dann schreibt mir doch einen Kommentar!