Kenia. Es gibt verschiedene Routen zum Point Lenana, einem der drei Gipfel des Mount Kenya. Zwei der schönsten und landschaftlich spektakulärsten sind die Routen Chogoria und Sirimon. Auf einer Länge von etwa 67 Kilometern wird dabei das Bergmassiv von Ost nach West überquert und es sind rund 3.000 Höhenmeter zu bewältigen. Hier erfahrt ihr, wie unsere einzelnen Tagesetappen aussahen und bekommt außerdem noch viele praktische Tipps.
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Etappen der Chogoria-Sirimon-Route zum Point Lenana
- zum Meru Bandas Camp am Chogoria Gate (2950 m) 3 Stunden, 10 km, 950 m Aufstieg
- Meru Bandas – Chogoria Roadhead (3.300 m) 3 Stunden, 9 km, 350 m Aufstieg
- Chogoria Roadhead – Camp Mintos (4.300 m) 4 Stunden, 12 km, 1000 m Aufstieg
- Camp Mintos – Austrian Hut (4.700 m) 4 Stunden, 7 km, 400 m Aufstieg
- Gipfeltag: Austrian Hut – Point Lenana – Camp Moses (3.300 m) 8 Stunden, 20 km, 285 m Aufstieg – 1.400 m Abstieg
- Camp Moses – Sirimon Gate (2660 m) 2,5 Stunden, 9 km, 680 m Abstieg
Tipp: Viele Wanderer besteigen den Point Lenana auch an 5 Tagen. Das ist machbar, bedeutet aber, dass die Etappe 4 und 5 zusammengelegt werden. Start ist dann um 2 Uhr nachts und die Ankunft im Camp gegen 7 oder 8 Uhr abends. Das heißt, einen der schönsten Abschnitte der Strecke lauft ihr im Dunkeln und seht nichts! Die Tour in 6 Tagen zu machen ist deutlich entspannter. Und für die Akklimatisation ist ein zusätzlicher Tag auch von Vorteil.
Tag 1: zum Meru Bandas Camp am Chogoria Gate
Ausgangspunkt der Chogoria Route ist – klar – das Chogoria Gate bei der Stadt Chogoria. Am Chogoria Gate befindet sich auch unser erstes Camp “Meru Bandas”. Eine holprige Piste führt durch dichten Bambuswald bis hierher. Doch unser Land Cruiser bringt uns nur ein Stück, die restlichen 10 Kilometer laufen wir. Ab jetzt geht es nur noch bergauf. Das Camp liegt bereits in 2.950 Meter Höhe, aber noch merken wir nichts von der dünnen Luft.
Schon gewusst? Die Leistungsfähigkeit sinkt auch nach erfolgter Akklimatisation pro 1.500 Höhenmeter um etwa 10 %!
Bei den Hütten des Camps lebt auch ein Trupp Affen. Sie inspizieren, alles was sie in die Hände kriegen. Es gibt auch Büffel, die ab und zu durch das Camp streifen. Daher ist vorgeschrieben, dass man seine Hütte nachts nicht verlässt.
Tipp: Wenn ihr eure Höhenakklimatisation nicht bei Null beginnen wollt, dann verbringt doch vorher zwei Tage im Ol Pejeta Conservancy auf etwa 1.800 Metern Höhe. Dort gibt es viel zu entdecken.
Tag 2: Meru Bandas – Chogoria Roadhead
Bevor wir aufbrechen, gibt es noch einige Dinge zu regeln: Alle Besucher des Nationalparks müssen sich am Chogoria Gate anmelden. Und da wir mitten in der Covid-Zeit reisen, wird auch bei jedem Fieber gemessen.
Am zweiten Tag wird die Landschaft interessanter. Wir folgen zuerst noch der Piste, die bis zum Lake Ellis hinaufführt. Es geht durch Wald und über saftig grüne Wiesen. Die Bäume sind dicht mit Flechten behangen, was auf besonders saubere Luft hinweist.
Bei etwa 3.200 Metern haben wir die Baumgrenze erreicht. Nun beginnt eine Buschlandschaft mit Stauden und Hochgräsern. Vor längerer Zeit hat es hier einen großen Brand gegeben. Wir sehen noch immer verkohlte Reste zwischen den grünen Büschen. Manche verkohlte Blüten wirken wie kleine Kunstwerke.
Später biegen wir von der Piste ab und laufen einen Trail mit einem malerischen Blick. Unser Ziel ist das Camp Chogoria Roadhead in 3.300 Metern Höhe.
“Go high, sleep low”
Hoch zu klettern und tief zu schlafen ist hervorragend zur Akklimatisierung. Daher haben wir nach der Ankunft im Camp und einer kleinen Stärkung noch einen etwa 1,5 stündigen Spaziergang zum Lake Ellis gemacht. Der liegt etwa 150 Höhenmeter oberhalb unseres Camps und ist ein wahres Kleinod.
Tag 3 – Heiligabend: Chogoria Roadhead – Camp Mintos
Wir folgen einem Bergkamm immer weiter den Berg hinauf. Unterwegs bieten sich immer wieder fantastische Ausblicke über das dramatische “Gorgeous Valley” und die Moorlandschaft. Je höher wir kommen, desto mehr verändert sich die Szenerie. Ich muss unwillkürlich an eine Mondlandschaft denken. Die Büsche, die noch am Lake Ellis wuchsen, sind nun Lobelien und Greiskraut gewichen. Die Wolken hängen tief über den Bergen. Was für eine mystische Atmosphäre! Kurz vor Erreichen des Camps fängt an zu hageln. Merry Christmas!!! Gut dass die Träger unser Zelt schon aufgebaut haben und wir gleich hineinschlüpfen können.
Camp Mintos liegt in 4.300 Metern Höhe. Wir hatten einen Aufstieg von 1.000 Metern, was eindeutlig zu viel ist. Ab einer Höhe von 2.500 Metern sollte die Übernachtungshöhe täglich um höchstens 500 Meter gesteigert werden. Wir haben leichte Kopfschmerzen, ruhen uns aus und machen Atemübungen. Außerdem trinken wir wie die Weltmeister. Mit dem Ergebnis, dass wir in der Nacht 6 (!) mal aus dem Zelt krabbeln. Es ist sternenklar. Vor uns können wir die Konturen des Point Lenana ausmachen. Eine Reihe kleiner Lichter bewegt sich den Berg hinauf. Ich bin müde, aber in meinem Bauch kribbelt die Vorfreude.
Weihnachten 2020 – Heißer Tee, Popcorn und Ibuprofen
Heiligabend ist immer etwas Besonderes. Man macht es sich gemütlich und isst etwas Leckeres. Die beiden Weihnachtsfeiertage sind meist ähnlich, doch alles dreht sich ums Sitzen und Essen. Vielleicht macht man noch einen kleinen Spaziergang.
Wie war unser Weihnachten 2020? Genau so. Nur unsere Spaziergänge waren etwas länger und steiler. Wir machten es uns im Zelt gemütlich. Und wenn wir grade nicht von unserem Koch mit leckerem Essen, heißem Tee oder Popcorn verwöhnt wurden, lagen wir warm eingepackt in unseren Schlafsäcken. Wir packten feierlich die Ibuprofen Tabletten aus – und das wars dann auch schon mit den Geschenken. Nein, halt. Das Geschenk, das wir uns machten war die Reise selbst. Und die war im Jahr 2020 besonders wertvoll, denn wir reisten während der Covid-Pandemie.
Warum wir während der Pandemie reisten?
Erstens: mein Partner und ich haben eine Fernbeziehung Deutschland – Kalifornien. Um uns zu sehen, müssen wir reisen. Zweitens: man kann auch verantwortungsbewusst reisen, das heißt FFP-2 Maske auf oder Abstand halten, Hände waschen. Und eben keine Menschenmengen und Strandparties aufsuchen. Drittens: mir blutet das Herz wenn ich sehe, wie sehr die ganze Tourismusindustrie leidet und was da alles dran hängt. Last but not least: wir hatten ganz schreckliches Fernweh.
TRINKEN! Eine der wichtigsten Regeln beim Bergsteigen
Der tägliche Wasserbedarf beträgt normalerweise 2,5 Liter, in sehr großer Höhe kann dieser Wert jedoch auf 5 bis 8 Liter ansteigen! Dies kommt insbesondere durch die gesteigerte Atemtätigkeit zustande. Denn beim notwendigen Befeuchten der meist kalten und trockenen Atemluft in großer Höhe verliert der Körper viel Flüssigkeit.
Kleiner Trost für alle, die nachts “raus” müssen: Vermehrtes Wasserlassen gilt als Hinweis für gute Höhenanpassung.
Was passiert wenn man zu wenig trinkt? Unser Körper reagiert in der Höhe mit einer vermehrten Produktion roter Blutkörperchen. Kombiniert mit unzureichender Flüssigkeitsaufnahme kann es zur Eindickung des Blutes und daher zu Lebensgefahr durch Bildung von Blutgerinnseln kommen.
Achtung: zwischen dem Camp Chogoria Roadhead und Mintos gibt es keine Wasserquelle. Ihr müsst also alles Wasser mitnehmen. Dafür braucht ihr genügend Flaschen. Ich hatte nur zwei 1-Liter Flaschen dabei. Das war zu wenig. Netterweise hat unser Guide noch eine extra Flasche gehabt.
Tag 4: Camp Mintos – Austrian Hut
Wir beginnen den Tag mit einem Abstecher zum “Tempel”. Dies ist eine 150 Meter hohe vertikale Klippe. Ihren Namen hat sie von der Position, die Besucher oft einnehmen, wenn sie über den Rand schauen – sie sehen aus, als würden sie beten.
Wir gehen weiter entlang steiler Felswände und erreichen die alpine Zone. Hier wächst nicht mehr. Die steilen Anstiege geht es nur noch im Schneckentempo hinauf. Auch der einsetzende Hagel vermag es nicht, uns anzutreiben. Erst als es anfängt zu gewittern, gehen wir schneller. Wir sind ungeschützt an der Bergflanke.
Ein Schild weist uns den Weg: noch 400 Meter bis zur Austrian Hut. Es gibt keinen Pfad, wir klettern über verschneite Felsen und staunen, wie weit 400 Meter sein können. Dafür ist die Freude, als wir in der Hütte ankommen umso größer: wir haben sie ganz für uns alleine und es gibt schon heißen Tee und Kekse. Und das beste: meine Kopfschmerzen sind weg. Doch dafür sind jetzt meine Hände angeschwollen. Aber auch das wird nach einer Weile wieder besser.
Tag 5 – Gipfeltag: Austrian Hut – Point Lenana – Camp Moses
Unser Gipfeltag beginnt um 4:30 mit Keksen und Kaffee. Frühstück gibt es erst später, nach dem Gipfel. Ich bin aufgeregt. Um 5:00 brechen wir auf, so können wir Point Lenana zum Sonnenaufgang erreichen. Es ist dunkel. Nur meine Stirnlampe leuchtet den Weg aus. Das heißt – einen Weg gibt es gar nicht. Wir klettern über verschneite Felsen und ich folge den Fußspuren von unserem Guide John. Er kennt hier oben jeden Stein und könnte den Gipfel wahrscheinlich mit geschlossenen Augen erklimmen. Im oberen Abschnitt wird es steiler. Hier sind Drahtseile gespannt, an denen wir uns festhalten können.
Warum mache ich das nur?
Ein kurzer Rückblick: Am dritten Tag unserer Tour stiegen wir von 3.300 Metern auf 4.300 Meter Höhe. Mit jedem Höhenmeter, nahm eine Frage in meinem Kopf mehr Raum ein. Warum mache ich das eigentlich? Warum besteige ich diesen Berg? Es ist anstrengend, in der Höhe fühlt man sich schrecklich, man schläft kaum und hat Kopfschmerzen. Außerdem ist kalt, besonders nachts, wenn man zum sechsten Mal raus muss. Warum nur?
Kurz unterhalb des Gipfels stoppen wir und blicken nach Osten. Der Himmel ist schon kräftig orange gefärbt. Langsam steigt die Sonne als glühender Ball am Horizont empor und gibt der schwarz weißen Landschaft darunter eine Kontur. In der Ferne sehen wir die Wolken, die über dem Kilimandscharo hängen. Die Sonne hat auch eine Antwort auf meine Frage “Warum?” mitgebracht. Ich sehe die Antwort ganz klar vor meinen Augen. Jedenfalls solange, bis mir die Freudentränen in die Augen steigen. Es war genau dieser Moment, der mich auf den Berg zog, der mich alle Anstrengungen vergessen läßt, der mich verzaubert und mit Freude erfüllt.
Ich versuche diesen einzigartigen Moment mit meiner Kamera festzuhalten. Doch eines kann man auf den Fotos nicht sehen: ich habe Freudentränen in den Augen. Ich habe selten etwas so schönes gesehen!
Als wir den Gipfel erreichen, posieren bereits andere Gruppen für Gipfelfotos. Wir reihen uns ein und genießen den weiten Blick über den Berg. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffen wir es, uns loszureißen und beginnen den Abstieg zum Frühstück am Shipton’s Camp auf 4.236 m Höhe.
Abwärts zum Weihnachtsfrühstück
Doch bis zu Frühstück dauert es noch eine Weile, der Abstieg ist lang. Zuerst klettern wir über die Felsen hinunter, dann geht es in Serpentinen steil hinab. Der Schnee macht den Pfad rutschig und ich bin froh, dass mir meine beiden Trekkingstöcke etwas Halt geben. Von hier oben überblicken wir das zauberhafte Mackinder Valley. Es ist ein surrealer Anblick, eine unwirkliche Landschaft: unter den hoch aufragenden weißen Gipfeln wachsen Lobelien und Greiskraut, die teils mit Schnee bedeckt sind. Ein kleiner Bergbach fließt neben dem Weg und plätschert vor sich hin. Die ganze Zeit über können wir im Tal das Shipton’s Camp als kleinen Punkt sehen. Nur langsam nimmt es Gestalt an.
Nach einem reichhaltigen Frühstück geht es etwa 5 Stunden lang weiter hinunter bis zum Old Moses Camp. Der Weg ist einfach zu laufen und bietet ausreichend Zeit, um die faszinierende Landschaft zu genießen. Zur Feier des Tages überraschen wir unseren Koch und die Träger im Camp mit Tusker Bier.
Tag 6: Camp Moses – Sirimon Gate
Unser letzter Tag. Vom Old Moses Camp wandern wir durch hochgelegenes Moorland, Heide- und Bambuszone und erreichen schließlich einen dichten Bergwald. Eine Büffelherde überquert vor uns die Straße und verschwindet schnell wieder im Dickicht.
Wir verlassen den Park am Sirimon-Gate und starten unsere Safari-Tour durch mehrere Nationalparks in Kenia. Jetzt ist Wildlife angesagt! Doch oft blicken wir zurück – am Horizont ist der Mount Kenya noch lange zu sehen.
Würde ich die Besteigung des Point Lenana wiederholen?
Die Trekkingtour durch die Landschaft am Mount Kenya und die Besteigung von einem der höchsten Punkte Afrikas war eine intensive und unglaublich lohnende Herausforderung. Ob ich die Tour wiederholen würde? Auf jeden Fall! Wären da nicht noch all die anderen schönen Berge in der Welt. Kaum einen Tag nachdem wir vom Mount Kenya herunter waren, konnten wir es kaum erwarten, den nächsten Berg zu entdecken.
Weitere Tipps für die Besteigung des Point Lenana
Die Route Chogoria-Sirimon ist für fitte Wanderer gut machbar, ihr solltet trittsicher und schwindelfrei sein. Technische Kletterkenntnisse braucht ihr keine. Am Berg ist es windig und kalt, nachmittags kann es regnen – daher ist eine gute Ausrüstung unabdingbar. Schaut doch gleich mal meine Packliste für Mount Kenia an.
Trinkwasser: Entweder Frischwasser aus Bächen mit Wasserdesinfektionstabletten Micropur Forte oder abgekochtes Wasser. PET-Plastikflaschen sind im Mount Kenya National Park nicht gestattet. Wir haben jeder zwei 1-Liter Flaschen von Nalgene benutzt.
Strom: Auf dem Weg den Berg hinauf gibt es keinen Strom zum Aufladen von Telefon / Kamera. Ersatzbatterien oder eine (Solar-)Powerbank stellen die Stromversorgung sicher. Insbesondere sollten die Batterien für die Stirnlampe am Gipfeltag noch ausreichend geladen sein. Akkus entladen sich bei Kälte schneller, nehmt die Akkus am besten nachts mit in den Schlafsack.
Temperatur: ab 3000 Meter liegen die Tagestemperaturen zwischen 5 und 15 ° C, nachts kann es Frost geben. Die Nachttemperaturen auf dem Gipfel liegen weit unter dem Gefrierpunkt.
Toiletten: In den Camps gibt es einfache Toiletten, das heißt ein Loch im Boden. Unterwegs gibt es Buschtoiletten. Achtet darauf, mindestens 50 Meter Abstand von Wasserquellen zu halten. Noch wichtiger: packt euer benutztes Klopapier in einen mitgebrachten Müllbeutel ein!
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