Schottland. Die verlassene Insel Cramond ist einer meiner Lieblingsorte bei Edinburgh. Die Kombination aus wilder Natur, einer skurrilen Boots-Barriere und Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg schafft eine einzigartige Atmosphäre. Cramond ist perfekt für einen Ausflug von Edinburgh und eine tolle Abwechslung zu dem Sighseeing in der Stadt. Hier erfahrt ihr alles, was ihr für euren Ausflug auf die “Geisterinsel Cramond” bei Edinburgh wissen müsst, einschließlich vieler praktischer Tipps.
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Wo liegt Edinburghs Geisterinsel Cramond?
Cramond Island ist eine von mehreren Inseln im Firth of Forth bei Edinburgh. Sie ist etwa 500 Meter lang und hat eine Fläche von 7,70 ha. Als Gezeiteninsel ist Cramond bei Ebbe mit dem Festland verbunden und kann entweder durch das Watt oder über einen etwa 1,1 km langen Betonsteg erreicht werden.
Was gibt es auf der Geisterinsel Cramond bei Edinburgh zu sehen?
Cramond Island ist ein faszinierender Ort. Heute ist die Insel verlassen, doch in beiden Weltkriegen war sie Teil eines Netzwerks aus Geschützbatterien und Suchscheinwerfern am Fifth of Forth. Ziel war es, die Ankerbucht und die Marinebasis Rosyth vor feindlichen Angriffen zu schützen. Die meisten Gebäude, die ihr auf der Insel sehen könnt, stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.
Die Insel wird gerne als Geisterinsel bezeichnet. Ich habe jedoch keine Geister-Geschichten, die die Insel direkt betreffen, finden können. Der Name beruht also wohl eher auf der Tatsache, dass die Insel verlassen ist und nicht mehr von Menschen genutzt wird. Außer als Ausflugsziel. Und als solches ist sie insbesondere bei Einheimischen sehr beliebt. Für Touristen ist sie hingegen eher ein Geheimtipp. Denn die meisten konzentrieren sich mehr auf die bekannten Highlights in der Altstadt von Edinburgh, ein Ausflug zur Insel Cramond steht bei wenigen auf der To-Do-Liste.
Skurrile Mauer aus Betonzähnen
Der Damm, der die Insel mit dem Festland verbindet, ist gesäumt von Betonzähnen. Diese massiven Pfeiler stehen dicht an dicht und sind gut 4 Meter hoch. Sie fallen schon von Weitem auf und gehören zu dem Skurrilsten, was ihr in Schottland sehen könnt. Ein “Must-See” für alle Liebhaber von Lost Places und Fotografen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören, die Betonpfeiler aus allen erdenklichen Winkeln zu fotografieren.
Die Pfeiler sind ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie sind Teil einer größeren Boots-Barriere, zu der auch U-Boot-Netze gehörten. Die Aufgabe der Betonzähne war es, die Durchfahrt von feindlichen Torpedobooten zur Ankerbucht und zur Marinebasis Rosyth zu verhindern. An ihren Seiten sind noch immer schmale Schlitze zu sehen, in denen Betonbalken eine durchgehende Mauer bildeten. Oft wird die Barriere auch als U-Boot-Barriere bezeichnet. Die Barriere war aber für normale Boote gedacht, denn das Wasser ist hier gar nicht tief genug für U-Boote.
Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg
Neben der skurrilen Boots-Sperre gibt es auf der Insel noch weitere Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg, unter anderem mehrere Bunker. Doch die Insel wurde bereits im Ersten Weltkrieg für militärische Zwecke genutzt. Schon 1914 wurde ein U-Boot-Netz von Cramond Island über Inchmickery bis zur Insel Inchcolm und zur Küste gespannt. Auf den drei Inseln waren zudem Geschützstellungen eingerichtet.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Befestigungsanlagen dann weiter ausgebaut. Auf der Südseite der Insel, gleich hinter dem Damm, befindet sich ein großes Backsteingebäude. Hier waren eine 75 mm-Kanone und ein Suchscheinwerfer installiert. An der Nordseite der Insel könnt ihr weitere Bunker von innen und außen erkunden. Die Stellungen hier bewachten einst den Fifth of Forth. Neben den Bunkern könnt ihr auch noch die gebogenen Schienen einer Zwillings-Sechspfundkanone sehen.
Der graue Beton ist inzwischen auch von Graffiti-Künstlern entdeckt worden. Die Farben und die blühenden Blumen rund um die Bunker geben einen tollen Kontrast.
Von der Nordseite der Insel habt ihr auch einen guten Blick auf die benachbarte Insel Inchmickery (the ‘Battleship’ Island), die während des Zweiten Weltkriegs ebenfalls zur Verteidigung ausgebaut wurde. Auf ihr sind sogar noch mehr Bunker und andere Gebäude erhalten als auf Cramond. Zwischen Cramond und Inchmickery war zu Kriegszeiten ein U-Boot-Netz gespannt. Den Befestigungspunkt für das Netz könnt ihr bei Ebbe vor dem Ufer sehen.
Die Insel Inchmickery ist heute ein Vogelschutzgebiet. Mit einer Bootstour kommt ihr noch etwas näher heran. Wegen Covid-19 wurde die Tour jedoch während meines Aufenthaltes leider nicht angeboten.
Ruine der alten Farm von Cramond
Auf der Insel Cramond wurden bereits in den 1790er Jahren Schafe gehalten. In der Mitte der Insel zeugen die Ruinen eines Farmhauses von der früheren landwirtschaftlichen Nutzung.
Das Farmhaus ist bereits auf einer Karte aus dem Jahr 1853 eingezeichnet, möglicherweise ist es aber noch älter. Ein Teil war früher als Ferienunterkunft vermietet. Nachdem der Farmer 1904 verstorben war, hat eine Familie sogar die gesamte Insel als Feriendomizil gemietet. Schafe wurden auf Cramond bis in die 1960er Jahre gehalten. Heute liegen die Ruinen des Hauses versteckt in dem kleinen Wäldchen in der Mitte der Insel.
Aussichtspunkt mit Blick auf die Forth Bridges
Vom höchsten Punkt der Insel habt ihr einen tollen Blick auf den Fifth of Forth. Ihr könnt sogar die berühmte Forth Bridge sehen, die im Jahr 1890 für den Zugverkehr geöffnet wurde. In der anderen Richtung erhebt sich die Skyline von Edinburgh mit der Granton Waterfront und dem historischen Gasometer aus dem Jahr 1903.
Natur
Die Gezeitenküste ist Lebensraum für zahlreiche Vögel. Bei Niedrigwasser finden Möwen und Watvögel einen reich gedeckten Tisch und Hobby-Ornithologen tolle Beobachtungsmöglichkeiten. Während meines Aufenthaltes habe ich folgende Vögel gesehen: Lachmöwen, Silbermöwen, Austernfischer, Graureiher, Seidenreiher, Gänsesäger, Eiderenten, Haubentaucher, Kormorane, Höckerschwäne, Steinwälzer, Alpenstrandläufer, Rotschenkel, Brachvögel, Rabenkrähen, Stieglitze.
Im Watt sind zahlreiche Schnecken und verschiedene Muschelarten zu sehen. Die meisten jedoch nur noch als leere Schalen. Die Steine sind mit Seetang bewachsen. Sie müssen unter Wasser wunderschön aussehen.
Ein Spaziergang durch das Watt ist etwas ganz besonderes. Gummistiefel oder zumindest wasserdichte Schuhe sind hilfreich. Das Watt ist stellenweise sehr weich und man sinkt tief ein.
Ich wollte grade meine Schuhe in einem der Gezeiten-Pools säubern, da entdeckte ich im Wasser einen kleinen Oktopus. Da habe ich nicht schlecht gestaunt und vergaß meine dreckigen Schuhe sofort. Er saß regungslos im Wasser. Normalerweise passen sich die Kraken farblich ihrer Umgebung an, doch dieser hier war ganz weiß. Der Oktopus war nicht mehr lebendig. Womöglich ist der winzige Pool zu warm und zu sauerstoffarm geworden. Armer Kerl, er tat mir leid. Aber dennoch – er war noch immer wunderschön anzusehen.
Tipp: ab Mitte August sind die Brombeeren reif, sie wachsen besonders dicht an der Nordseite der Insel, neben dem kleinen Asphaltweg.
Was gibt es außerdem zu sehen?
Dorf Cramond
Das kleine Dorf Cramond ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten Schottlands. Bereits im Mesolithikum lebten Menschen in und um Cramond. Später wurde Cramond zu einer bedeutenden römischen Siedlung mit einer großen Festung. Die Fundamente der Festung sind noch immer neben der Kirche sichtbar. Heute ist Cramond ein schönes Beispiel für ein schottisches Dorf aus dem 18. Jahrhundert. Es gibt unter anderem eine alte Kirche mit Friedhof, alte Herrenhäuser, die Ruinen von zwei wasserbetriebenen Mühlen und einen kleinen Hafen zu sehen.
Mehr über Cramonds Geschichte erfahrt ihr in den Informationsflyern auf der Website der Cramond Association.
Noch mehr Meer
Wenn ihr den Küstenweg nach Osten folgt, dann kommt ihr wieder zurück zur Stadt Edinburgh. Ich bin die Strecke in etwa 2,5 Stunden bis Princess Street Garden gelaufen. Die meiste Zeit konnte ich noch im Watt, später dann den Uferweg laufen.
Anfahrt zur Insel Cramond von Edinburgh
Die Insel Cramond ist von Edinburgh schnell und einfach zu erreichen – einfach perfekt für einen Ausflug! Die Buslinie 41 verkehrt alle 20 bis 30 Minuten zwischen dem Zentrum von Edinburgh und dem Dorf Cramond. Die Fahrt von Queensferry Street bis nach Cramond (Haltestelle Cramond Glebe Road) dauert etwa 20 Minuten, vom Bahnhof Waverly sind es etwa 40 Minuten. Ein einfaches Ticket kostet 1,80 Euro und kann beim Busfahrer mit Kreditkarte oder passend in Münzen gekauft werden.
Wenn ihr mit dem Auto kommt, fahrt ihr die Cramond Glebe Road hinein. Kurz vor dem Ende der Straße zweigt rechts ein Parkplatz ab. Am Wochenende kann es voll werden, daher am besten früh ankommen.
Am Ausgangspunkt der Wanderung gibt es eine öffentliche Toilette und einen Eiswagen. Gegenüber des kleinen Hafens gibt es ein kleines Bistro und etwas oberhalb des Parkplatzes liegt das Cramond Inn.
Wann ist der Damm nach Cramond Island begehbar?
Die Insel kann über den Damm nur bei Niedrigwasser erreicht werden. Die Küstenwache empfiehlt, die Wanderung nur während der vier Stunden rund um den niedrigsten Wasserstand anzugehen. Auf der Website des Royal National Lifeboat Institute Queensferry gibt es eine Liste mit den sicheren Zeiten. Ein Hinweisschild vor dem Damm weist zudem die frühest mögliche Überquerung (Start vom Festland) und die späteste Rückkehr (Start von der Insel) aus. Für den Fall der Fälle und ihr nicht rechtzeitig zurückkommt, ist noch eine Notfall-Telefonnummer angegeben.
Buchempfehlungen für Schottland
Ihr wollt wissen, wo die Reise hingeht? Dann empfehle ich euch folgende Reiseführer, die sich auf meiner Reise bewährt haben:
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